AB 21. MAI IM KINO! ©Disney
Der Mainstream-Blockbuster ist tot. Jedenfalls wenn es nach Brad Bird und Damon Lindelof geht. Vorbei die Zeiten, in denen Filme eine Flucht in unbekannte Welten boten, die Faszination fremder Planeten erforschten und ganz einfach Spaß am Entdecken entfachten. Stattdessen bieten uns heutige Filmemacher CGI-Kaskaden in lieblos heruntergespielten Stories, deren Inhalt kaum jemanden zu begeistern weiß. Regisseur Brad Bird („Mission Impossible: Phantom Protokoll“) möchte das ändern. Mit „A World Beyond“ ist es ihm tatsächlich gelungen.Sein neuester Film ist fest verankert in der Pionierzeit des Blockbusters. Drehbuchautor Lindelof („Lost“) entwirft eine Welt, in der Technologie und Wissenschaft zum Wohle der Menschheit eingesetzt wird. Von Angst und Unbehagen seitens künstlicher Intelligenzen und Co., wie es zurzeit in „Avengers – Age of Ultron“ oder „Ex Machina“ gezeigt wird, ist hier nichts zu spüren. Was alles überstrahlt, ist der Drang der Wissenschaftler Gutes zu erschaffen. Bird und Lindelof schicken hierfür ihre Helden in ein Paradies für Technikfreaks namens Tomorrowland.
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Bird durchzieht seinen Film mit einer naiven, kindlichen Begeisterung für das Fantastische, spielt mit den Erwartungen des Zuschauers und liefert einen Film, wie er heutzutage nicht mehr gedreht wird. Das große Actionbrimborium fällt beinahe völlig aus. Stattdessen widmet sich „A World Beyond“ überraschend lange seinen Figuren. Er gönnt seinen beiden Hauptcharakteren längere Einführungen und verzichtet fast gänzlich auf Actionpieces. Wo andere Blockbuster schon die dritte Verfolgungsjagd einleiten, sitzen Casey und Frank zuhause und lernen sich kennen. Dialoge bestimmen das Geschehen, doch wenn es knallt, geizt Bird nicht mit optischen Reizen und Raffinessen.In seinen besten Momenten erinnert „A World Beyond“ an Steven Spielbergs Blütezeit. Ein Gespür für Witz und Ernst, die richtige Mischung aus Dramatik und Komik, dazu eine Atmosphäre, die das Publikum an den Wundern teilhaben lässt, die Tomorrowland bietet. Leider braucht der Film ein wenig zu lange um nach einem kurzen Häppchen wieder an diesen magischen Ort zu führen, doch nutzt das Drehbuch diesen Umstand dramaturgisch aus.
Denn auch hehre Absichten können ins Gegenteil verkehrt werden und somit ist auch ein Ort des Fortschritts Brutplatz für niedere Instinkte. Zwar ist der Bösewicht mit Hugh Laurie („Doctor House“) prominent besetzt, doch gibt es zu wenig für ihn zu tun. Lediglich eine Gelegenheit bietet sich ihm, seine Absichten darzulegen. Wenigstens sind seine Schlussfolgerungen nachvollziehbar, auch wenn der Film sein Motto „Nutze deine Fantasie“ ein wenig zu sehr forciert.
Dafür darf Newcomerin Britt Robertson („Under the Dome“) das Herz der Zuschauer im Sturm erobern und George Clooney eine vielschichte Performance ablegen. Ironischerweise werden beide jedoch von ihren jüngeren Kollegen in den Schatten gestellt. Besonders Raffey Cassidy als undurchschaubare Athena ist brillant und dürfte demnächst ein großer Star werden.
„A World Beyond“ ist kein perfekter Film. Er vertraut trotz seiner „Früher war alles besser“-Mentalität zu sehr auf den Story-Bausteinen heutiger Blockbuster, hat aber das Herz am rechten Fleck. Es macht unglaublich Spaß den Figuren zu folgen, ihre Abenteuer mitzuerleben. Verrückte Einfälle, gelungene Gags (wenn auch nicht immer) und ein fantastisches Design sorgen für das angenehme Gefühl, es gäbe sogar heutzutage noch Dinge im Mainstream-Blockbuster zu entdecken, die begeistern können. Brad Bird setzt an zur Rettung des Blockbuster-Kinos und gewinnt. Auch wenn er am Rande des Weges einige Federn lassen muss.
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BEWERTUNG: 08/10Titel: A World BeyondFSK: ab 12 freigegebenLaufzeit: 130 MinutenGenre: Action, Science FictionErscheinungsjahr: 2015Autor: Damon LindelofRegisseur: Brad BirdDarsteller: Britt Robertson, George Clooney, Raffey Cassidy, Hugh Laurie, Tim McGraw, Kathryn Hahn, Keegan-Michael Key, Thomas Robinson