Als ich das erste mal persönlich auf die Erben meines jetzigen Häuschens getroffen bin war man sich auf Anhieb mehr als symphatisch. Irgendwie war es, als ob man sich schon lange kennen würde, was sicherlich nicht zuletzt an zum Teil gemeinsamen Interessen lag, denn auch sie lieben Tiere. Von meiner Tierliebe hatten sie bereits vom Makler (dem besten den ich jemals kennengelernt habe!) erfahren. Das hatte sie dazu veranlasst beim Ausräumen der persönlichen Gegenstände der verstorbenen Mutter diverse Sachen für mich zurückzulegen. Ich bekam einen Stapel Vogelbücher überreicht sowie etliche Tierfiguren. Ich war echt gerührt! Zum Schluß bekam ich dann noch ein paar richtig tolle Gartenbücher.
Im persönlichen Gespräch erzählten sie, dass, während des Aufenthalts der Mutter im Pflegeheim, im Haus eingebrochen worden sei (daher auch die defekte Terassentüre). Die Einbrecher haben den Tresor entdeckt und komplett mitgehen lassen. Darin lag der komplette Familienschuck Echt schlimm, denn es geht ja bei solchen Sachen nicht nur um den Wert sondern vielmehr um Erinnerungen …
Die Renovierungsarbeiten starteten im Badezimmer. Badewanne, Dusche, Toilette und die Waschbecken wurden entfernt und dabei stellten wir fest, dass die Abflüsse der Waschbecken aus Blei war. Klar, dass wir diese austauschen mussten. Die Umrandung der Badewanne wurde komplett abgeschlagen und wir haben Speiskübel um Speiskübel Bauschutt entsorgt. Das Badezimmer sah schlichtweg chaotisch aus, fegen konnte man auch nicht, da der Teppichboden noch lag. Ich weiss bis heute nicht warum, aber mitten in dem ganzen Chaos und Dreck fand ich etwas … zu dem ich gesagt bekam „Schmeiss weg, ist Abfall!“ Aber ne, ich mache ja meistens nicht, was ich soll und so nahm ich das „Teil“ mit in die Küche und begann, den Dreck abzuwaschen … und zum Vorschein kam … ein Ehering! Aufgrund der Gravierung konnte ich ihn als den Ehering der verstorbenen Mutter identifizieren. Vermutlich war er ihr irgendwann in einen der Ablüsse gefallen, eine andere Erklärung habe ich dafür nicht. Ich nahm den Ring mit nach Hause und freute mich, dass der Notartermin noch vor der Türe stand und ich so einen der Söhne (der im Ausland wohnt) nochmals sehen würde.
Am Tag des Notartermins hängte ich den Ring an mein Goldkettchen, an dem sich drei weitere Anhänger befinden. Ich wusste, dass wir nach dem Termin noch gemeinsam essen gehen wollten und freute mich schon auf die Reaktion des Sohnes!
Nachdem die Bürokratie abgehakt war und wir gemütlich beim Italiener saßen, das Essen war bestellt und wir hatten unsere Getränke … nahm ich mein Goldkettchen vom Hals, hielt es dem Sohn hin und fragte ihn, ob er etwas von den Anhängern kennen würde. Er fand Kätzchen und Delphine schön … und auf einmal fingen seine Finger an zu zittern und er brachte mit rauher Stimme hervor: „Der Ring meiner Mama.“ Ich nahm den Ring von der Kette und gab ihn ihm. Er zeigte mir, dass er den Ehering seines Papas bereits am Ringfinger hat und steckte den Ring seiner Mutter mit Tränen in den Augen an seinen kleinen Finger. Mensch, hat er sich gefreut … und ich erst! Später sagte er dann, er wolle den Ring bei nächster Gelegenheit an seinen Bruder geben, dann hätten beide einen Ring von den Eltern.
Ich glaube, die Freude war aufgrund des erfolgten Einbruches und Diebstahl des Familienschmucks doppelt groß. Ich finde es bis heute fast unglaublich, wie ich in dem ganzen Chaos diesen Ring (der wirklich nicht mehr als ein solcher zu erkennen war!) finden konnte. Das Leben geht manchmal seltsame … aber auch schöne Wege!
Fest steht, dass wir (unabhängig von der großen Entfernung) Kontakt zueinander halten werden. Ich habe auch versprochen Bilder nach der Renovierung zu schicken und wenn einer von den Beiden mal wieder in der Nähe ist, ist er herzlich willkommen!