Die Liebe ist der ewiger Leitmotiv in der Musik, von Pop bis Rock, von der Antike bis zur Gegenwart. Viele Komponisten haben intensive Liebeserklärungen vertont, quasi als geheime Botschaft zu einer Geliebte. Vermutlich das war die Intention von Mahlers “Adagietto” aus der der bekannten 5. Symphonie. Ein in der Tat denkwürdiges Werk.
Mahler, der selbst ein begnadeter Dirigent war bedient sich in diesem Werk nur einem Teil der ihm zu Verfügung stehenden klanglichen Mitteln. Er fokussiert sich ausschliesslich auf die Streicher und setzt gekonnt ein Instrument der an ätherische Klang kaum zu überbieten ist; die Harfe. Interessanterweise wird dieses Instrument in der Regel von weiblichen Musiker gespielt. Vielleicht als Symbol für seine geliebte Alma Schindler (siehe Quelle). Das Adagietto fängt äusserst verhalten an. Wenn man die Lautstärke nicht hochgedreht hat wird kaum was merken. Es ist ein flüstern, quasi ein Erwachen aus einem langen Traum. Die wunderschöne Melodie fängt gleich mit einer Zäsur. Es ist bezeichnend für das Duktus dieses Meisterwerkes die wechselhaften Tempi, langsam, beschleunigend, dann plötzlich verhalten, intensivierend und verstärkend. Fast wie ein Tänzerpaar der durch das Parkett vor sich hin gleitet in immer unterschiedlichen Tempi. Diese Tempowechsel sind meisterhaft interpretiert durch Leonard Bernstein. Ich habe hier eine Solti Aufnahme eingefügt, empfehle jedoch die Bernstein Aufnahme zu hören. Leonard Bernstein hat diese Symphonie nicht nur dirigiert, er hat jede Note dieser Musik in eigenen Körper “erlebt” mit einer Gefühlstiefe die er mit jedem Muskel vermittelte. Das zeigen Videoaufnahmen aus seiner grossartigen Aufführungen dieses Werkes. Es entwickelt sich mit einem sicheren Gespür für melodischen Linien, immer begleitet durch die Harfe in Hintergrund. Es ist unverkennbar Mahler, mit seinen unerwarteten Wendungen, seine unheimlich konzentrierte Klang und Gefühlsdichte die manchmal an den jungen Tschaikowsky erinnert. Gustav Mahler war bekannt durch seine äusserst präzisse Anweisungen, er wusste worauf ein Dirigent achten sollte und welche Informationen er zur Interpretation hinterlegen musste um an Maximum an Wirkung zu erreichen. Die maximale Klangfülle wird erst gegen Ende entfaltet und bringt den Hörer zurück aus einer Welt der Träumen, des Klanges und der Linien. Ein wahrer Höhepunkt einer unheimlich gelungenen Klangbotschaft.This entry was posted on Mittwoch, Juni 9th, 2010 at 20:59 and is filed under Musik. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.