“Soll ich an der Haustür anhalten? Du könntest bereits aussteigen?!”
Aber Lenchen braucht das nicht. Statt dessen komme sie lieber “mit” mir mit, bis ich einen Parkplatz gefunden habe. Sie würde anschließend viel lieber mit mir laufen als zu Hause glucken. Beim Laufen könne man sich so schön unterhalten.
Solche Worte nach zwanzigjähriger “Bekanntschaft”! Nach zehnjähriger Ehe! Immer noch “schön unterhalten”! Wow! ”Es geht also doch”, denke ich und liefere Lenchen unter dem Druck, immer noch liefern zu müssen - gutes Reden scheint Gold - zur weiträumigen Parkplatzsuche, die passende Hypothese.
“Noch vor drei Jahren – erinnerst du dich? – konnten wir immer vor unserem Haus parken. Nun müssen wir oft suchen. Unter 15 Minuten Fußmarsch vom Parkplatz aus ist es kaum zu machen …”
… weil sich alle Hausverwaltungen bei frei werdendem Wohnraum von potenziellen Nachmietern Lohn für Brot beweisen lassen. Da sie die Wahl haben – Potsdam ist eine schöne Stadt! – fällt derer Urteil zugunsten Besserverdienender, die meist zu allen anderen Vorteilen auch noch ein Auto haben, weshalb natürlich die freien Plätze knapp sind und somit der Weg von gefundenem Platz immer weiter werden muss, dergestalt dass in naher Zukunft wohlmöglich die Tram – der ÖPNV – den Autobesitzern helfen wird, nach Hause zu kommen ~ … ~ … ~ Reziproke Ghettoisierung: Arbeitslose raus / Angestellte rein ~ …
Doch mitten im logischsten Eifer zieht Lenchen eine Nadel und lässt meinen hypothetischen Ballon platzen.
“Das ist heute bestimmt Zufall. Früher – erinnere ich mich – war es hier auch schon voll!”
Okay.
Dann muss ich es eben beweisen.
Angekommen in der Wohnung drücke ich ihr Paddig an, tippe die Karten-App, weil hier normalerweise unter “Satellit” alte Fotos abgelegt sind. Der Garten am Haus meiner Eltern noch mit dem Schuppen der Vormieterin und der Parkplatz vor unserer Türe noch mit freien Plätzen … – Doch ich habe Pech: Seit einigen Tagen ist ein Karten-App-Update online. Besagter Garten ist nun ohne Schuppen, alle Parkplätze sind besetzt.
“Видишь!”, sagt sie – “dumm gelaufen”, denke ich.