Eine Seefahrt die ist lustig? Eine Kreuzfahrt die ist schön? Aber ...

... dann erwischt Dich die Seekrankheit! Schwindel, Übelkeit, Erbrechen: Es gibt keine Krankheit, die so schnell zu Selbstmordgedanken führt wie die Seekrankheit, behaupten Experten. Doch zum Glück gibt es Methoden und Mittel, die helfen.

Eine Seefahrt die ist lustig? Eine Kreuzfahrt die ist schön? Aber ...

"Und immer mit der Windrichtung k...": Flotte Sprüche gegen die Seekrankheit gibt es viele. Die vergehen dem Sprücheklopfer aber schnell, sobald es ihn selbst erwischt . Bild pixabay


Weiß wie eine Wand und ein leichter Grünstich um die Nase – wer so aussieht und zur Reling eilt, den hat es voll erwischt: Die Seekrankheit hat zugeschlagen.  Nach wochenlanger Vorfreude auf die gebuchte Kreuzfahrt kann das Unwohlsein die ersten Tage auf See gründlich vermiesen. Eins sollten sich die Betroffenen aber vor Augen halten, es geht wieder vorbei.

Seekrankheit – worauf Sie achten sollten
Man sagt, neun von zehn haben das irgendwann mal in ihrem Leben. Schämen brauchen sich Betroffene deshalb nicht, wenn ihnen das Schaukeln aufs Gemüt und den Magen schlägt. Und ab einem bestimmtem Seegang ist man ohnehin schnell nicht mehr der Einzige, der sein Gesicht über eine Tüte beugt.
Die Seekrankheit zählt zu den sogenannten Kinetosen, den Bewegungskrankheiten. Die kann Menschen auch in Bussen, Autos oder Flugzeugen erwischen. Seekrank wird man, weil es einen sogenannten Sensory Mismatch gibt, erklärt Prof. Andreas Koch vom Schifffahrtmedizinischen Institut der Marine.
Das, was die Passagiere in ihrer Kabine sehen – nämlich einen starren Raum, passt nicht zu dem, was sie fühlen – also den Bewegungen der Wellen. Die Stellungsrezeptoren der Muskulatur und Gelenke und insbesondere das Gleichgewichtsorgan senden dann andere Signale, als es der optische Eindruck erlaubt.
Wenn jemand solche Differenzen hat, kann der Körper das nicht so gut ab. Am Anfang entsteht Unwohlsein. Aufstoßen, Druckgefühl, Blässe und Müdigkeit seien ebenfalls typische Symptome für die erste Phase der Seekrankheit, erklärt Christian Ottomann, Leiter der Schifffahrtsbörse, die ärztliches Personal für maritime Einsätze vermittelt.
"Dann kommt es zur Übelkeit", beschreibt Ottomann, der selbst ein Jahr als Schiffsarzt im Einsatz war. Denn der Körper reagiere auf die unstimmigen Eindrücke mit Stress – und schütte Stresshormone aus, erklärt Koch.

Welche Medikamente helfen können
Eins davon ist Histamin: Ist zu viel davon im Körper, ist Übelkeit und Erbrechen die Folge. Daher gehe man auch davon aus, dass Histamin ein Auslöser dafür ist, dass Menschen auf See schlecht wird.
Eine Gruppe von Medikamenten, die man gegen Seekrankheit verschreibt, sind deshalb auch die Antihistamine – in der Regel in Form von Tabletten oder von Kaugummis, erläutert Koch. In schlimmeren Fällen greift der Schiffsarzt mitunter zu einer Spritze.
Zu einer ganz anderen Gruppe von Medikamenten zählt das Scopolamin, das unter anderem Bilsenkraut und Stechapfel enthält. Es wirke leicht beruhigend und hemme den Brechreiz, erklärt Koch. Ottomann sieht es als das stärkste und zuverlässigste Mittel gegen die Seekrankheit an. Scopolamin gibt es zum Beispiel als Pflaster, das man sich hinters Ohr klebt.
Aber: Natürlich sind beide Medikamentengruppen nicht ohne mögliche Nebenwirkungen. Antihistamine können zum Beispiel müde machen, Scopolamin könne sogar Halluzinationen verursachen, erzählt Dirksen-Fischer. Nur weil viele der Medikamente gegen Seekrankheit nicht verschreibungspflichtig seien, sollte sie niemand unbedarft einnehmen, warnt er.
Beim Thema Medikamente spielt Seekrankheit aber auch noch in einem anderen Zusammenhang eine Rolle: Durch das Erbrechen wirkten viele Arzneien, die Betroffene regulär einnehmen, nicht richtig, warnt Ottomann. Frauen müssen das berücksichtigen, wenn sie die Pille nehmen.
Außerdem kann es bei Diabetikern zu einer Verschiebung des Blutzuckers führen, sie unterzuckern womöglich. Nicht zuletzt geht Erbrechen mit einem Flüssigkeitsverlust einher: Deshalb ist es wichtig, viel zu trinken.

Neben den Medikamenten gibt es auch ein natürliches Mittel, das Seekranken immer wieder empfohlen wird: Ingwer. Es soll auf das Brechzentrum wirken.
Gut ist außerdem, sich in Richtung der Schiffsbewegungen zu positionieren, rät Ottomann: bei der Kippbewegung also zum Bug oder Heck des Schiffs, bei der Rollbewegung zur Back- oder Steuerbordseite. Damit die Sinneseindrücke wieder besser zueinanderpassen, rät der ehemalige Schiffsarzt zu einer Kabine mit Blick nach draußen auf die See und den Horizont.
Spezielle Brille mit künstlichem Horizont
Wer eine Kabine im Schiffsinneren hat, kann auf eine spezielle Brille mit künstlichem Horizont zurückgreifen. Zwischen Doppelglas befindet sich dort Flüssigkeit – so werde die Schräge abgebildet, die das Schiff eigentlich habe, der Passagier unter Deck aber meist nicht sehen kann.
Eventuell helfen auch Entspannungstechniken. Koch rät dazu, sich hinzulegen und zu schlafen: Denn dann sinke der Stressspiegel, und weniger störende Sinneseindrücke werden registriert. Ob Akupressur bei Seekrankheit wirkt, dafür gebe es keine wissenschaftlichen Belege, sagt Koch. Und Dirksen-Fischer fügt hinzu: "Ein bisschen Glaube hilft da auch."
Daneben sollten Betroffene einiges vermeiden: Lesen zum Beispiel, das könne das Unwohlsein noch verstärken, sagt Ottomann. Auch schlechte Gerüche, Müdigkeit oder Schlafentzug seien solche negativen Begleitumstände.
Alkohol setzt mitunter noch einen auf die Übelkeit drauf, weil er diese selbst verursachen kann, erklärt Koch. Und verzichtet wird besser auch auf histaminhaltige Nahrung wie Thunfisch oder Salami.
Wer noch nie eine Kreuzfahrt unternommen hat und gar nicht weiß, ob er zur Seekrankheit neigt, dem empfiehlt Dirksen-Fischer eine Minikreuzfahrt zur Probe. "Man kann nicht alles vorhersehen, aber manches."
Und selbst, wer dann ein leichtes Unwohlsein verspürt, kann sich zwei Gedanken auf die große Kreuzfahrt mitnehmen: Nach zwei bis drei Tagen gewöhnt sich der Körper meist daran, und die Seekrankheit hört auf, sagt Koch.

Und: Viele der modernen Kreuzer haben heute Stabilisatoren, die die Wellenbewegungen minimieren. Für Schiffsneulinge halten sich die Sorgen deshalb in Grenzen.
Quelle welt.de
Starker Wellengang auf einer Kreuzfahrt kann auch seine Vorteile haben. In den ansonsten überfüllten Buffetrestaurants herrscht dann ziemliche Leere. Genial für die nicht von Seekrankheit geplagten Passagiere.
Allrounder I feel good?!

Übrigens: Gekotzt wird überall:


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