Eine schöne Erinnerung reicht nicht

Eine schöne Erinnerung reicht nichtIn einem Monat ist es wieder soweit. Der Todestag meiner Schwester jährt sich zum 27. Mal. 27 Jahre bist Du nicht mehr bei mir. Eigentlich mein ganzes Leben. Wie komme ich gerade jetzt wieder darauf.

#alsichkindwar zerriss ich mit meiner Schwester ein Kissen und wir riefen, "es schneit, es schneit." Die letzte schöne Erinnerung.

- Dani (@GluckeundSo) April 10, 2016

Daran erinnerte ich mich und musste lächeln. Dieser Tag, diese Erinnerung ist die letzte schöne Erinnerung an Sie. Meine Schwester. Meine beste Freundin. Mein Zwilling. Ein großer Teil meiner Seele. Es war Ostern, als wir Mittagsschlaf machen sollten aber nicht wollten. Wir hatten dicke Federbetten und Kissen und niemand weiß, wie wir auf die Idee kamen aber wir zerrissen eins der Kissen und rupften die Federn heraus. Wir sprangen auf dem Bett herum und spielten mit Schnee. Wir riefen und jauchzten vor Glück „Es schneit, es schneit."

Dieses Erlebnis erscheint vor meinem Auge, als wäre es gestern gewesen aber ich sehe nur mich und ein zweites gesichtsloses kleines Mädchen. ich krame in meinen Erinnerungen aber ich kenne nur die großen braunen Kulleraugen und diesen magischen Moment zwischen Geschwistern.

Ein kurzer Text und ich bin wieder das kleine Mädchen von Ostern. Die Gedanken schweifen ab und ich sitze auf der Straße und schaue auf blutende Hände. Mein Abschiedsbrief an Sie hat mir wirklich geholfen. Die Albträume kommen nicht mehr so oft. Die Gedanken an den Unfall sind nicht mehr allgegenwärtig. Die Gedanken an Sie verblassen aber Tage wie heute sind wichtig.

Ja der Schmerz ist dann wieder da. Die Trauer. Die Tränen. Aber eben auch dieser eine Moment. Er wird nie reichen um mir das zu geben, was ich mit Ihr hätte haben sollen. Eine wunderschöne Geschwister-Freundinnen-Kindheit. Ich kannte dich nur 4 Jahre. Ich war zu klein um mich an viel mehr zu erinnern. Ich verfluche mein Gedächtnis dafür. Da müssen doch noch mehr Erinnerungen an Sie sein?

2 Tage im Jahr lassen mich jedes Mal in ein sehr tiefes Loch fallen. Ihr Todestag und ihr Geburtstag. Ich lenke mich ab. Ich mache etwas schönes. Etwas alltägliches. Diese Tage existieren aber ich könnte gut auf Sie verzichten. Der Tod ist mir ein Dorn im Auge. Ich brauche ihn nicht. Er ist sehr selten eine Erlösung, eine gute Tat, etwas abschließendes.

Er ist meistens Verzweiflung, Zerstörung und ein nicht endendes Meer an Tränen. Er prägt Menschen für den Rest ihres Lebens. Er beendet einfach etwas, was hätte noch nicht zu Ende sein sollen.

Der Tod ist ein Arschloch und doch ist er unumgänglich

Das Leben ist kostbar. Es ist einzigartig und mir ist es vergönnt zu leben. Erfülle ich meine Bestimmung? Lebe ich zu sehr in der Tragödie meiner Vergangenheit?

An solchen Tagen wie heute sage ich ja-da eben die eine schöne Erinnerung nicht reicht um zu vergessen oder zu verzeihen.

Schmerz vergeht leider nicht-niemals. Ein Leben geht und ein neues Leben kommt. Ein neuer Bruder wurde mir geschenkt.

Ich bin dankbar dafür. Ein Kind wurde mir geschenkt- Mein größtes Glück. Mit ihm durchlaufe ich nochmal eine Kindheit. Ich schaffe mir neue schöne Erinnerungen. Es sind bereits mehr als eine und ich halte Sie fest wie einen Schatz um an Tagen wie heute, den Schmerz zu lindern.

Ich vermisse Sie einfach jeden Tag und ich wünsche jedem schöne Erinnerungen an die Menschen, die gehen mussten ohne das wir das wollten.

Was macht ihr an Tagen wie heute, wenn die Trauer mit geballter Ladung wieder kommt?

Eure Glucke


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