Eine schlaflose Lena Odenthal in Ludwigshafen - „Tatort:Blackout“

Eine schlaflose Lena Odenthal in Ludwigshafen - „Tatort:Blackout“
Wer sich nur sporadisch mit dem Sonntagsritual Millionen Deutscher beschäftigt, der war in den letzten beiden Wochen überrascht worden. Ein superguter Tatort und ein spezieller Polizeiruf – um es mal neutral auszudrücken -, nix da mit ermüdender Wochenend-Ausklang-Sofa-Gemütlichkeit. Möglicherweise haben viele Blut geleckt. Nach der aktuellen Ausgabe „Blackout“ aus Ludwigshafen dürften sich diese neuen Fans schnell wieder abwenden. Denn „Tatort:Blackout“ ist allerfeinste Anti-Werbung für den Tatort. Und schuld ist - wieder einmal - Ulrike Folkers als Kommissarin Lena Odenthal.

Eine schlaflose Lena Odenthal in Ludwigshafen - „Tatort:Blackout“

Sie schläft nicht mehr: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, M.) ging es schonmal besser. ©SWR/Alexander Kluge

Seit 25 Jahren ist sie nun schon im Dienst, die gute Lena. Und langsam gehen die Gäule mit ihr durch. Amtsmüdigkeit macht sich breit, ihr geht es schlecht. Einmal betrinkt sie sich, einmal kippt sie um und muss behandelt werden, ständig fühlt sie ihren Puls. Schlafen? Wird überbewertet. Lena Odenthal macht doch nicht schlapp. Lieber baut sie Beinah-Unfälle, meldet sich einfach nicht beim Staatsanwalt und macht Verdächtigen böswillige Unterstellungen. Ja, einen Fall gibt’s auch. Da liegt ein Architekt tot in einer Wohnung mit einer Discounter-Flasche Champagner im Hintern. Sterben für Anfänger. Da Lenas Kollege Kopper im Urlaub weilt bekommt sie Hilfe von einer Fall-Analytikerin. Johanna Stern ist ihr Name und sie arbeitet mit Tablet und Co. - eine ganz moderne...
Lena Odenthal geht es schlecht, Lena Odenthal geht es schlecht, Lena Odenthal geht es...Ja ja, Lena Odenthal (so nervig wie immer: Ulrike Folkerts) geht es zum 25-jährigen Jubiläum echt schlecht. Damit wir dummen Zuschauer das auch alle mitbekommen, darf sie sich gefühlte vierhundertsechsundvierzig Mal den Puls fühlen. Damit wir auch mitbekommen, dass sie ein einsames und unglückliches Leben führt, spricht sie das auch ein paar Mal aus. Darauf kann man ja als Zuschauer am Sonntagabend nicht kommen, wenn die Kommissarin acht Stunden lang in einer Bar hockt und sich einen Gin Tonic nach dem nächsten reinpfeffert, abends ihr Kätzchen streichelt und zu jeder Tages- und Nachtzeit Mörder jagt. Autofahren ist nach einer durchzechten Nacht auch kein Problem - Schlafen? Nee, Lena trinkt lieber Kaffee – und kippt mit einem in der Hand um. Sie hat seit Tagen nicht mehr geschlafen, eröffnet sie nun einer Sanitäterin. Die arme. Sie macht sich sogar Sorgen, dass sie nach dem Tod von ihrer Katze aufgefressen wird. Ja, Lena geht es schlecht. Damit es auch der letzte mitbekommt, darf Kopper (so ermüdend und lustlos wie immer – außerdem nervt der Bart: Andreas Hoppe) den Urlaub früher abbrechen und sich auch nochmal die ganze Zeit Sorgen machen. Kurz vorm Ende baut die Kommissarin sogar zusammen mit ihm fast einen Unfall. Könnte ja sein, dass zwischenzeitlich Zuschauer weggenickt sind. Verdenken mag man es niemanden von ihnen. Also eines nochmal fürs Protokoll: Lena Odenthal geht es schlecht.

Eine schlaflose Lena Odenthal in Ludwigshafen - „Tatort:Blackout“

Das Lieblings-Spielzeug stets unterm arm: Johanna Stern (Lisa Bitter), die voll hippe und voll trendige neue Ermittlerin in Ludwigshafen. ©SWR/Alexander Kluge

Der sonntägliche Kriminalfall ist übrigens ein waschechter Ludwigshafener – das heißt: Langweilig. Irgendwie ist der Tote fremdgegangen, irgendwie hängen zwei Studentinnen mit drin, irgendwie hängt das auch mit der Arbeit zusammen. Und irgendwie sind da K.O.-Tropfen mit drinnen. Krimierfahrene dürften aber schnell die richtigen Schlüsse anhand der Figurenkonstellation ziehen. Ein Fall für die Tonne.
Und sonst so? Erfrischung wollte man in den schon lange angestaubten Ludwigshafener Tatort bringen. Dies geht am besten mit dem kompletten Gegenteil von Lena und Kopper. Dachte man sich. Falsch gedacht. Die neu installierte Ermittlerin (erfrischend: Lisa Bitter) bringt zweifelsohne Pepp an den Rhein. Aber wenn die ständig mit Tablet arbeitende Dame sich irgendwann darüber wundert, dass man noch mit Papier arbeitet („Ist ja voll oldschool“), dann merkt man: Hier läuft was schief. Mit aller Macht wollen die Produzenten dem Tatort einen hippen, trendigen Anstrich verpassen. Aber der Gegenpart vom Oldschool-Päärchen Kopper/Odenthal wirkt zu gewollt, zu zwanghaft, dass es passt. Ständig gibt’s auch hier Szenen der Disharmonie. Ja, auch das haben wir verstanden, liebe Macher. Übrigens muss auch die Neue einmal selbstverständlich auf Lenas Zustand zu sprechen kommen und vergleicht sie mit ihrer Großmutter. Irgendwie mit die sympathischte Stelle des Abends.

Eine schlaflose Lena Odenthal in Ludwigshafen - „Tatort:Blackout“

©ARD

Alles in allem bleibt eigentlich nur noch zu hoffen, dass Lena Odenthal in einem der nächsten Fälle tatsächlich von ihrer Katze verspeist wird. Denn, falls das noch nicht klar geworden ist: Lena Odenthal geht es schlecht. Und uns Zuschauern beim Zuschauen ihrer Fälle leider auch...
BEWERTUNG: 2,5/10Titel: Tatort: BlackoutErstausstrahlung: 26.10.2014Genre: KrimiRegisseur: Patrick WinczewskiDarsteller: Ulrike Folkerts, Andreas Hoppe, Lisa Bitter, Annalena Schmidt, Peter Espeloer, Matthias Ziesing, Marion Mitterhammer

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