Jörg Kantel, der Macher des Blogs “Schockwellenreiter“, schrieb im Sommer des letzten Jahres, dass ihm wegen Vergehens gegen den unsäglichen § 166 StGB der Prozess gemacht werden soll. Er schrieb seinerzeit: “Ich werde der »Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen« beschuldigt. Was? Ich habe Religionen beleidigt? Religionen kann man doch gar nicht beleidigen, Religionen sind eine Beleidigung. Eine Beleidigung jeglichen gesunden Menschenverstandes.”
Grund genug für mich, den Fall im Auge zu behalten.
Galileo und die Inquisition
Auslöser für diesen Unsinn war ein kurzer Artikel, in dem er die kath. Kirche “Kinderficker-Sekte” nannte. Dies stelle – so die Ermittlungsbehörden – einen strafrechtlich relevanter Tatbestand dar. Nicht nur ich habe darüber bereits berichtet – auch Telepolis nahm sich des Themas an und der IBKA veröffentlichte im November 2011 eine kritische Pressemitteilung.
So weit, so schlecht.
Jörg Kantel wies im November 2011 noch einmal deutliche darauf hin, dass die Anwendung des sog. Blasphemieparagrafen einen nicht hinnehmbaren Einschnitt in die Presse- und Meinungsfreiheit bedeutet: “Es geht darum, ob in diesem Land die Presse- und Meinungsfreiheit auch für Einzelpersonen gilt, oder ob sie sich nur große Medienkonzerne leisten können. [...] Ich sehe diese Anklage jedenfalls als einen massiven Eingriff in die Pressefreiheit in Deutschland an. Denn wo kommen wir hin, wenn wir Kinderficker nicht mehr Kinderficker nennen dürfen?”
Ähnlich sah es nun wohl auch eine Richterin am Amtsgericht Tiergarten. Denn gestern berichtete Kantel darüber, dass die Eröffnung des Hauptverfahrens abgeleht wurde. Aus der Begründung der Richterin zitiert er:
denn (so die Richterin), es gäbe
“in der Tat heftige Diskussionen in der Öffentlichkeit zum Thema ‘Missbrauch in der katholischen Kirche’”
und es sei
‘in diesem Zusammenhang auch durchaus Vertrauen erschüttert worden, insbesondere in die Institution ‘katholische Kirche’.
Diese Diskussionen und Erschütterungen seien aber
‘bedingt durch die in den letzten beiden Jahren bekannt gewordenen zahlreichen Fälle von Missbrauchshandlungen von katholischen Geistlichen und anderen Mitarbeitern der katholischen Kirche.’
Wenn die Woche, die nun die Gegenseite noch Zeit hat, gegen den Nichteröffnungsbeschluß anzugehen, verstrichen ist, können wir davon ausgehen, dass man die kath. Kirche als das bezeichnet, was sie ist: eine Kinderficker-Sekte.
Mein Dank geht an Jörg Kantel und an die kluge und vernünftige Richterin. Kantel verspricht (?) nun, ein “Schwarzbuch Mißbrauch — Über die pädophilen Machenschaften der katholischen Kirche” zu schreiben…
Nic
PS: Jörg, Du solltest über den Dingen stehen: eine Gegenklage gegen den Anzeigenden sieht nach billiger Rache aus. Das Buch, das versprochene, ist Rache genug