Eine Reise durch Kolumbien mit Kindern

Von Julian

Viele Freunde und Verwandte haben uns für verrückt erklärt. Wie könnt Ihr nur nach Kolumbien reisen? Noch dazu mit drei Kindern! Wie Verantwortungslos seid Ihr denn? Kolumbien das ist Krieg und Verbrechen! Da fährt man nicht hin!

Wie kommt man nur auf die Idee, mit Kindern nach Kolumbien zu reisen?

Ich gebe zu, auch ich dachte, bevor ich mich intensiv mit Kolumbien auseinandergesetzt habe, dass Kolumbien kein geeignetes Reiseland für eine Familie sei. Eigentlich war es der Zufall, der uns dorthin führte. Wir wollten nach Mittel- oder Südamerika reisen und damit einen für uns neuen Kontinent kennenlernen. Also schrieb ich einen Schulfreund, der seit vielen Jahren in Bogota lebt, an, um ihn um Rat zu bitten. Seine Antwort war: „Wieso kommt ihr nicht nach Kolumbien?“ Auf die Idee war ich vorher gar nicht gekommen und im ersten Moment erschien mir der Gedanke fast absurd. Dennoch setzte ich mich hin, las Blogbeiträge, Zeitungsartikel und eben alles, was mir so über Kolumbien in die Hände fiel. Je mehr ich über das Land las, desto weniger absurd erschien mir die Idee. Das was ich las und auch hörte stimmte so gar nicht mit dem Bild überein, das sich in meinem Kopf festgesetzt hatte. Nach vielen Gesprächen mit den Kindern und zwischen uns Eltern stand dann irgendwann fest: wir reisen nach Kolumbien! Und nein, wir sind ganz und gar keine verantwortungslosen Eltern. Wir haben die Reise sehr gründlich vorbereitete, inklusive medizinische Beratung und Impfterminen.

Und dann war der Tag der Abreise plötzlich da. Ich war selten so aufgeregt vor einer Reise, wie vor dieser. Aber gleichzeitig freute ich mich auch unglaublich und wir waren alle so gespannt, was uns erwartet.

Und so war es wirklich

Nach einem langen Flug erreichten wir Bogota am Abend. Unser Freund holte uns ab und brachte uns in ein hübsches Hotel in der Altstadt. Der erste Eindruck war durchaus positiv. Dieser setzte sich am nächsten Tag fort. Auf unserer Tour durch einen lokalen Markt wurden wir immer wieder mit einem freudigen „Bienvenido a nuestro país”, empfangen. Schöner kann eine Reise wohl kaum beginnen!

Auf einer Mountainbiketour  und beim Tejo spielen tauchten wir in die südamerikanische Metropole ein. Auf dem Berg Montserrate staunten wir über das riesige Lichtermeer dieser aufregenden Stadt. Es war Liebe auf den ersten Blick!

In den rund 2 ½ Wochen haben wir viel erlebt und viel gesehen.  Sehr viel!

In Villa de Leyva erkundeten wir die Region per Mountainbike und wir besuchten das astronomische Zentrum der Muisca Indianer.

In der Kaffeezone schlüpften wir auf einer Kaffee Finca in die Rolle von traditionellen Kaffeepflückern.

Mit den Willys Jeeps liessen wir uns von Salenteo ins Valle der Cocora chauffieren. Dort pflanzten wir eine Wachsplame, den Nationalbaum der Kolumbianer und wir erkundeten das Tal auf dem Pferderücken.

Wir fuhren die Pan Americana entlang, durch die faszinierende Bergwelt der Anden. Vor uns immer wieder Jugendliche und Kinder, die auf die Lastwagen aufsprangen oder sich gar mit dem Fahrrad anhängten. Sehr abenteuerlich!

Medellin, eingebettet in die Berge überraschte uns, als lebensfrohe und bunte Stadt.

Wir besuchten die ehemaligen Brennpunkte und staunten, was heute aus ihnen geworden ist. Stadtviertel, in denen das Leben seinen ganz normalen Gang geht. In denen Kinder fröhlich auf der Strasse spielen. Die bunten und kunstvollen Graffiti und die Figuren des Künstlers Botero, denen man im Stadtgebiet begegnet faszinierten uns ganz besonders.

Wir sind durch den tiefen Dschungel des Tayrona Nationalparks geritten, begleitet von Affen, die über uns in den Bäumen turnten.

In Cartagena lernten wir Salsa tanzen und wir liessen uns voll und ganz von der südamerikanischen Lebensfreude anstecken.

Auf der kleinen Insel Mucura im San Bernardo Archipel fanden wir ein kleines Paradies vor, in dem wir nach einer doch recht anstrengenden Rundreise die Seele in der Hängematte baumeln lassen konnten. Wir genossen die Sonnenuntergänge unter Palmen und die bunten Fische, die im glasklaren Wasser um uns herum schwammen.

Die landschaftliche Vielfalt Kolumbiens hat uns überwältig. Die Regionen sind unglaublich unterschiedlich und jede auf ihre eigene Art faszinierend.

Wir haben unterwegs viele liebenswürdige, aufgeschlossene Menschen getroffen und süsse, uns unbekannte Früchte probiert. Kolumbien hat uns berührt mit seiner positiven Lebenseinstellung. Überall im Land haben wir soviel Hoffnung und Zuversicht gespürt. Die Menschen sind glücklich, dass die ersten, erfolgreichen Schritte genommen wurden, die düstere Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Trotz aller Schönheit haben wir auch die andere Seite von Kolumbien gesehen. Viel Armut. In Cartagena, in einem Armenviertel waren wir in einer Schule zu Gast, die von einer Italienerin aufgebaut wurde und sich rein aus Spendengeldern finanziert. Die ungespielte Herzlichkeit und Freude der Kinder hat uns überwältigt und auch der Einsatz, den Menschen leisten, um den Kindern den Weg aus der Armut zu ebnen.

Unser Fazit:

Kolumbien ist sehr gut als Reiseland mit Kindern geeignet. Wir wurden als Familie überall mit sehr offenen Armen empfangen und fühlten uns willkommen. Für uns und die Kinder war es eine unvergessliche Reise mit unzähligen einzigartigen Eindrücken. Zu keinem Moment haben wir uns irgendwie unsicher oder bedroht gefühlt.

Auch die hygienischen Verhältnisse unterwegs waren völlig in Ordnung und wir hatten keinerlei gesundheitliche Einschränkungen. .

Aber bitte nicht blauäugig reisen. Es gibt Gegenden, die man unbedingt meiden sollte und auch auf sein Hab und Gut sollte man auch verstärkt achten.  Wir haben uns immer vor Ort, bei den Einheimischen erkundigt, was es zu beachten gilt und sind damit sehr gut gefahren.

Kolumbien ist sicherlich kein klassisches Familienreiseziel, aber ein Reiseziel, das wir grade für Familien allerwärmsten empfehlen können!

Und nein, wir sind weder verrückt, noch verantwortungslos, aber zum Glück in der Lage Vorurteile zu überwinden!

Über uns:

Wir sind eine reisefreudige Familie aus der Schweiz, mit drei Kindern bzw. mittlerweile drei Teenagern (13, 15 und 18 Jahre) . Wir sind schon immer viel gereist und wir lieben es, uns diese Welt gemeinsam anzusehen. Nach einigen Reisen nach Asien, Thailand mögen wir ganz besonders, war diese Reise nach Kolumbien unsere erste Begegnung mit dem südamerikanischen Kontinent – die Erste – aber ganz bestimmt nicht die Letzte!

Mehr über uns und unsere Reisen erfahrt Ihr im Magazin und Familien-Reiseblog www.patotra.com

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Autorin: Ellen von Patotra