Gastbeitrag von Kathrin Hoffmann über ihre Erfahrung mit der Energieberatung in Hannover, zufällig auch eine Antwort oder Ergänzung zum Beitrag über das Stromsparpotential im Haushalt bei stromhaltig.de.
Foto: Kathrin Hoffmann
Wir hatten letzte Woche Besuch von einem Stromlotsen– so nennen sich die unabhängigen Energieberater, die Privathaushalte in und um Hannover in Sachen Stromsparen beraten. Obwohl wir in unserem 2-Personen-Haushalt bereits einen sehr geringen Stromverbrauch haben, konnten wir noch einiges dazu lernen. Wir hatten zwar schon eine Ahnung, was in unserem Haushalt viel oder wenig Energie verbraucht, doch erst seit letzter Woche wissen wir es genau. Der Stromlotse hat die Verbräuche aller Elektrogeräte und Lampen genau gemessen – sowohl im Betrieb als auch im (scheinbar) ausgeschalteten Zustand und dabei gab es nicht nur für uns sondern auch für den Experten einige spannende Erkenntnisse.
Stromsparpotenziale gibt es in jedem Haushalt
Der Jahresstromverbrauch in einem 2-Personen-Haushalt liegt im Bundesdurchschnitt bei ca. 3.000 kWh. Da sind wir mit unseren 1.155 kWh im Jahr schon sehr sparsam. Der Grund dafür ist vermutlich, dass wir neben Kühlschrank und Waschmaschine keine weiteren großen Elektrogeräte wie Trockner, Geschirrspülmaschine oder Elektroherd besitzen, unser Wasser nicht elektrisch erwärmt wird und wir darüber hinaus recht bewusst mit unserem Stromverbrauch umgehen. Und trotzdem können wir unseren Verbrauch noch deutlich senken, ohne auf irgendetwas verzichten zu müssen. Die Energiesparberatung hat gezeigt, dass wir allein durch den Austausch alter Glühbirnen und Halogenstrahler, die vermehrte Nutzung moderner Geräte sowie das komplette Abschalten von Geräten bei Nichtnutzung einiges im Jahr sparen können.
Der erste und einfachste Schritt zum Stromsparen: alte Leuchtmittel ersetzen
Foto: Kathrin Hoffmann
Natürlich war uns bewusst, dass unsere Glühbirnen mit 40 bis 100 Watt große Stromfresser sind. Doch ein Austausch durch Energiesparlampen oder LEDs kam für uns bisher nicht in Frage, da uns das ungemütliche weiße Licht und die langen Anlaufzeiten der Energiesparlampen zu sehr gestört haben.
Zum Glück hat sich in jüngster Vergangenheit einiges bei den energieeffizienten Leuchtmitteln getan. Energiesparlampen und LEDs gibt es inzwischen in fast jeder Form und Ausführung – und das nicht nur in „Neutralweiß“ sondern auch in „Warmweiß“ oder „Extra Warmweiß“. Qualitativ hochwertige Energiesparlampen haben darüber hinaus nur noch kurze Anlaufzeiten. Ihr höherer Preis rentiert sich, denn sie haben auch eine längere Lebensdauer als Billigprodukte. In der Regel amortisieren sich die Anschaffungskosten von effizienteren Leuchtmitteln nach rund einem Jahr. Und während normale Glühbirnen in der Regel nach 1000 Stunden Betriebszeit ausfallen, halten Energiesparlampen 5.000 – 20.000 Stunden und LED-Lampen versagen sogar erst nach 25.000 – 1000.000 Stunden. Auch wenn LEDs derzeit noch recht teuer sind, lohnt sich die Anschaffung langfristig. LED-Lampen durchlaufen derzeit aber auch eine rasante technische Entwicklung, sodass es nur eine Frage der Zeit ist, bis diese zu günstigeren Preisen auf den Markt kommen.
Die wenigen Energiesparlampen die wir bereits in unserer Wohnung haben, werden nun also in Kürze Gesellschaft von weiteren Energiesparlampen und LEDs bekommen – als Ersatz für all unsere alten Glühbirnen und Halogenstrahler.
Zweitens: Große Stromfresser identifizieren und wenn möglich ersetzen
Der Klassiker beim Stromsparen ist der Austausch alter Elektrogeräte durch moderne, energieeffiziente Ausführungen. Interessant ist das Einsparpotenzial nicht nur bei den großen Haushaltsgeräten sondern auch bei der Unterhaltungselektronik. So spart beispielsweise der Ersatz eines PCs durch einen Laptop die Hälfte an Strom. Das ist auch ein Grund für uns, uns nun endlich von unserem letzten PC zu trennen und komplett auf unsere Laptops umzusteigen. Eine weitere interessante Erkenntnis aus der Strommessung ist, dass unser klassischer Hifi-Tower (den wir zwar noch besitzen, aber selten nutzen) etwa 10 Mal so viel Strom verbraucht wie unsere modernen Soundlösungen, die entweder aus einem Kompaktgerät oder der Kombination aus mobilem Endgerät, Verstärker und Boxen bestehen.
Hätte man mich im Vorfeld nach dem größten Stromfresser in unserer Wohnung gefragt, wäre ich sicherlich nicht darauf gekommen. Es ist der Wasserkocher mit 2.000 – 2.400 Watt. Das ist etwa das 10-Fache von dem, was unsere komplette Heimkinoanlage, bestehend aus Beamer, Laptop und Soundanlage inkl. Verstärker, verbraucht. Natürlich sind die tatsächlichen Nutzungszeiten recht unterschiedlich, aber diese Relation beim Stromverbrauch hätte ich mir nicht vorstellen können. Auf den Wasserkocher folgt bei uns dann übrigens der Staubsauger. Obwohl er noch recht neu ist und sparsam sein soll, verbraucht er immerhin noch 1.250 Watt.
Drittens: Stand-by und Schein-Aus bei elektrischen Geräten vermeiden
Relevant beim Stromsparen ist nicht nur der Stromverbrauch von eingeschalteten Geräten sondern auch der Verbrauch im Stand-by oder im vermeintlich ausgeschalteten Zustand. Hier gilt ebenfalls: Je moderner die Geräte, Netzstecker oder Ladekabel sind, desto weniger verbrauchen sie. Laut EU-Richtlinie dürfen „abgeschaltete“ Geräte seit 2010 maximal nur noch 1 Watt und ab 2014 0,5 Watt verbrauchen. Für Stand-by gelten die doppelten Werte. Interessant war es für uns zu erfahren, welche Geräte und Ladekabel außerhalb des Betriebs überhaupt Strom ziehen. So habe ich beispielsweise meinen Drucker, den ich höchstens 3 – 4 Mal im Jahr nutze, inzwischen komplett vom Netz getrennt, da dieser selbst im ausgeschalteten Zustand kontinuierlich Strom verbraucht. Für Geräte, die man bei Nichtgebrauch problemlos ganz vom Netz nehmen kann, ist eine schaltbare Steckerleiste oder ein schaltbarer Steckdosen-Zwischenstecker praktisch. Hier gibt es zunehmend Ausführungen mit separatem Fußschalter oder Fernbedienung, die das Ein- und Ausschalten bequemer machen.
Stromsparberatung in Hannover – ein vorbildliches Angebot
Das Stromlotsen-Angebot ist eine rundum gelungene Sache, wie ich finde. Man lernt viel über den Stromverbrauch im eigenen Haushalt, wird im bewussten Umgang mit Energie geschult, kann langfristig Geld sparen und tut letztlich auch der Umwelt etwas Gutes. Das Angebot kann von allen Privathaushalten in und um Hannover unabhängig vom Stromversorger wahrgenommen werden. Für diese kostet die ca. einstündige Beratung nur 20 Euro. Zum gleichen Wert erhält man am Ende sogar erste Energiesparprodukte. Die Koordination und den Großteil der 160 Euro Beratungskosten übernimmt der enercity-Fonds proklima. Das ist ein Klimaschutzfonds, der 1998 von den Städten Hannover, Hemmingen, Laatzen, Langenhagen, Ronnenberg und Seelze sowie der Stadtwerke Hannover AG (enercity) gegründet wurde und bis heute europaweit einzigartig ist.
Bei den Stromlotsen handelt es sich um unabhängige Energieberater mit sehr unterschiedlichen beruflichen Hintergründen. Toll ist, dass man sich aus einer Liste den passenden Berater für sich aussuchen kann, denn jede Wohnsituation ist anders und erfordert daher eine individuelle Energieberatung. Das Stromlotsen-Angebot wird von proklima ergänzt durch umfassendes Infomaterial zum Thema Stromsparen. Und wer gerne noch einmal auf eigene Faust Stromverbräuche in der eigenen Wohnung nachmessen will, kann sich jederzeit ein Strommessgerät bei proklima ausleihen.
Von solchen vorbildlichen Angeboten sollte es bundesweit mehr geben – gerne auch Energiesparberatungen für die Bereiche Wärme und Mobilität, für die wir noch deutlich mehr Geld ausgeben als für unseren privaten Stromverbrauch.
Die Autorin
Foto: Kathrin Hoffmann
Kathrin Hoffmann ist studierte Kommunikationsmanagerin mit großem Interesse für Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien. Seit 2010 ist sie bei der Windwärts Energie GmbH zuständig für die Online-Kommunikation und hat seitdem das Social Media Engagement des Unternehmens u.a. im Windwärts Blog und auf Kanälen wie Flickr, Youtube und Slideshare ausgebaut. Darüber hinaus engagiert sich Kathrin Hoffmann beruflich und privat auch auf vielen anderen Wegen für die Energiewende, z.B. bei den Energiebloggern und auf Twitter.