Eine Niederlage für die Menschheit - wohl eher eine Niederlage für den Vatikan

Lieber manchmal kein Statement machen, als eines, das nach einem Aufmerksamkeitsschrei klingt.Über Homoehen in Deutschland und gleichwertige Ehe für alle wird im Moment viel diskutiert, warum auch nicht? Denn zumindest gibt es schon die eingetragene Lebenspartnerschaft.
Mit der "Niederlage für die Menschheit" als Statement zum irischen Volksentscheid für die Homoehe schießt sich der Vatikan ein Eigentor. Es bestätigt nur alles an Vorurteilen über Religion im Allgemeinen. Und schon werden die Stimmen auf Twitter laut, die schreien, wie dumm doch Religionen seien.
Aber was können die armen Religionen als Ding an sich für die einzelnen Menschen, die so ein Statement auf die Menschheit loslassen? Zeigt so eine vom Vatikan öffentlich ausgeübte Intoleranz nicht eher, wie traurig, grau und betagt die Institutionalisierung mancher Religionen ist - oder auf Deutsch gesagt: Einige in der katholischen Kirche glauben, der Klerus dürfe weiterhin im Namen Gottes sagen, was dieser für falsch oder richtig halte. Aber kann man das 1:1 mit den Religiösen und den einzelnen Gemeinden einer der Weltreligionen gleichsetzen?
Ich hingegen denke:Glaube, Futtern, Liebe - diese Drei sollte jeder für sich selbst entscheiden. 
Was man isst, ob - bio oder Fast Food, Fleisch oder vegan und ob man glaubt, was man glaubt und welche Normen damit verbunden sind, muss jeder selbst wissen. Futtern, also Ernährung, wird ja oft inzwischen als neue Ersatzreligion betitelt. Bei manchen, die ihren Weg zu essen und zu leben, bis auf den letzten Bissen verteiden, mag das auch so sein - aber man sollte da und eigentlich nirgendwo sofort anfangen, zu verallgemeinern. Dazu gibt es auch nicht mehr zu sagen - Veganer oder normale "Fleischesser", die andere aufgrund einer anderen Lebensweise diskriminieren und beleidigen, finde ich schlichtweg intolerant. Die Industrie (siehe Wiesenhof) leidet wohl an dem Irrglauben, dass Veggies wild auf Fleisch sind ... oder das Menschen ja eigentlich nicht auf Fleisch verzichten wollen, aber das aufgrund moralischer Bedenken tun.
Ich bin ja selbst davon betroffen, kein Fleisch zu futten, kenne aber eben genug, die das schon seit Jahrzehnten durchziehen und ziehe es inzwischen auch seit über einem Jahrzehnt durch: Statt jedem Hipster-Vegan-for-fit-youth-health-Guru hinterher zu rennen, die neuen Vegandiäten anzupreisen oder den ganzen Pseudowurst/Pseudofleisch-Kram aus dem Supermarkt mit oder ohne Soja täglich zu konsumieren, bleibe ich doch lieber auch bei den selbstgemachten Gemüsebuletten und Weizenkeimbratlingen, welche es schon vor Jahrzehnten gab. Mein Gemüsebulette auf Brot ist einfach Hausmannskost ohne Fleisch und für mich ist es eine persönliche Entscheidung gewesen, Vegetarierin zu werden - gegen alle Widerstände. Also brauche ich keine neumodische Veganburger-Hipsterkacke. Aber ob Hipsterkacke, Paleo, Cleaneating, Wild oder Mettigel, Demeter oder Discounterfleisch - die Ethik ist kein Schwarz und Weiß, die Moral eines Menschen ist individuell geprägt.
Der Glaube ist da  auch so - Glaube ist nicht ein Gottesdienst, ein Besuch im Tempel. Glaube ist eine persönliche Lebenseinstellung, ein Nichtwissen, aber eben Glauben an eine tranzendentale Macht, die die Welt im Innersten zusammenhält. Es ist ein Haufen Individuen, die alle sagen: "Okay, ich bekenne mich zu diesem Glauben." und dann zusammen eine Gemeinde bilden, eine Gemeinschaft. Ob diese Gemeinschaft wie Pech und Schwefel zusammen hält, fanatisch ist oder einen konstruktiven Dialog ist, ist von Gemeinde zu Gemeinde verschieden. Mein persönliches Weltbild ist wahrscheinlich sehr christlich geprägt, aber das beruht eben auf meinen Erfahrungen und aufgrund meiner persönlichen Vita. Wenn ein christliches Miteinander und eine Moral und Toleranz in dieser Welt da wäre, wäre das schön - aber die Selbstsucht und Gier mancher Menschen ist eben etwas, was schon in den Deckmantel so mancher Religion gehüllt wurde oder bis heute auch immer wieder geschieht. "Nächstenliebe" sollte nicht christliches Monopol sein - es sollte moralisch allgemein anerkannt sein, dass man seinen Mitmenschen hilft und versucht, Menschen und sich selbst lieb zu haben. Denn "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." beinhaltet auch, dass du gut zu dir selbst sein solltest, damit du gut zu anderen sein kannst.Dennoch finde ich es ziemlich dumm von so manchem Atheisten, die alten Herren im Vatikan mit der Religion an sich gleichzusetzen und damit auch einzelne Individuen anzugreifen, die für sich daheim oder in ihrer kleinen Gemeinde gläubig sind und mit so etwas wie dem Vatikan nichts am Hut haben.Ich bin zwar evangelisch-lutherisch getauft, aber auch viel mit römisch-katholischen Background aufgewachsen, hatte aber sehr tolerante Verwandte, die allesamt eben nicht dieses teils sehr bekloppte Weltbild der alten Herren im Vatikan vertreten und für Verhütung und für gleichgeschlechtliche Ehen sind und kein so weltfremdes Bild wie die alten Herren vertreten. Mein persönliches Weltbild ist eher so eine "Ich weiß, dass ich nichts weiß"-Geschichte, nach William James, der es schön mit uns Menschen als Fischen im Aquarium oder Meer veglichen hat. Wir können dank Naturwissenschaften uns heute die Welt ein bisschen mehr erklären als vor 3000 Jahren in der Antike. Aber dennoch werden wir das innerste der Welt wohl nie zur Gänze begreifen und jagen in Cern und in anderen Labors weiter den nächsten Gottesteilchen hinterher. Und da Glauben nicht ein fundamentales Wissen erfodert, darf jeder glauben, was er will - auch, wenn es ein fliegendes Spaghettimonster ist.
Und bei der Liebe ist eben auch nichts Logisches, nichts Berechnendes. Liebe passiert. Liebe ist plötzlich da und bricht manchmal alte Konventionen auf. Wir leben in Zeiten, in denen vielerorts nicht mehr zwangsverheiratet wird. Warum darf dann nicht auch jeder lieben, wie er will? Eine Diskriminierung weniger. 
Über dieses Statement kann man sich aufregen oder lustig machen oder es schlichtweg ignorieren, denn so oder so ist und bleibt es wohl eher eine Niederlage für den Vatikan, welcher sich immer mehr von der echten Gesellschaft und den Gemeinden vor Ort distanziert und einfach nur durch solche bescheuerten Meinungsäußerungen genug Menschen in allen Ländern der Erde durch "Intoleranz der katholischen Kirche" Zündstoff für kirchenkritische Diskussionen und Gründe zum Austritt aus der Kirche liefert.
Sorry, liebe katholische Verwandten, dass ich es so drastisch ausdrücke - aber im Norden ist man halt direkt und snakt nich lang um den heißen Brei rum: Scheißen wir auf die "Niederlage für die Menschheit" - und jeder glaubt, wie er/sie will und liebt den Menschen, den er oder sie lieben will. Die Niederlage für die Menschheit sind die alten Herren im Vatikan, die glauben, sie hätten heute noch etwas zu sagen wie im Mittelalter. Mittelalter ist vorbei, Jungs - seit zirka 500 Jahren können wir die Bibel nämlich auch lesen.

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