Hanna Bekker vom Rath (1893– 1983) hat sich im Vorfeld und während des Zweiten Weltkriegs für verfemte Kunstschafftende wie Kirchner, Schmidt-Rottluff, Heckel oder Kollwitz engagiert. Sie organisierte geheime Ausstellungen "entarteter Kunst", vermittelte Käufer, damit sich die Kunstschaffenden einen Lebensunterhalt verdienen konnten, und baute eine eigene Sammlung auf.
In ihrem "Blauen Haus" in Hofheim bei Wiesbaden trafen die befreundeten Künstlerinnen und Künstler zusammen. Das Zentrum Paul Klee veranstaltet nun eine Ausstellung zur Sammlung von Bekker vom Rath und vereint so die unterschiedlichen Geister noch einmal unter einem Dach.
Ein Highlight ist der Raum zu Karl Schmidt-Rottluffs Gemälden, die von intensiver Farbkraft nur so strotzen.
Am Tag der Ausstellungseröffnung durften wir anlässlich eines Rundgangs den Ausführungen von Marian Stein-Steinfeld (links im Bild) lauschen. Besonders spannend: Die Enkelin von Hanna Bekker vom Rath machte eine Werkbetrachtung von Max Beckmanns "Ochsenstall". Ein neuer Interpretationsansatz: Bei den Rindern handelt es sich um verschiedene Positionen gegenüber dem Dritten Reich. Eines der Tiere wendet sich uninteressiert ab, ein anderes versteckt sich angsterfüllt und ein drittes Rind blickt störrisch und kampfentschlossen nach vorn - wohl ein Selbstbildnis des Künstlers. Währenddessen stürzt der schützende Raum, die Scheune, langsam zusammen.
Die Ausstellung läuft bis am 23. Februar.