Eine Mautstelle steht für die Rechtlosigkeit der Amazonas-Indigenen

Eine Mautstelle steht für die Rechtlosigkeit der Amazonas-IndigenenUnter dem Titel "Transamazonica km 145 ist Anlass für ein Progrom" habe ich über den Konflikt der Indios Tenharim in der Nähe der Stadt Humaitá im brasilianischen Amazonien berichtet. Der Konflikt ist noch weit davon entfernt gelöst zu werden. Die Indios stehen jetzt unter Bewachung (oder Schutz) durch die Armee und Bundespolizei in ihren Dörfern, die weiterhin von der lokalen nichtindigenen Bevölkerung bedroht werden. Die drei 3 Weißen, deren Verschwinden den Konflikt ausgelöst hat, bleiben weiterhin verschwunden. Die brasilianische Bundespolizei verhört derzeit die Indios der Tenharim und dies unter Missachtung ihrer gesetzlichen Rechte. So konnte der Anwalt der Indios an den Verhören bisher nicht teilnehmen.
Die Tenharim haben erklärt, dass sie die umstrittene Mautstelle auf der Transamazonica weiterhin aufrecht erhalten werden. Damit haben sie erneut die Volkswut in Humaità und Apuì angefacht. Warum gibt es überhaupt diese Mautstelle? Der Blog "Combate Racismo Ambiental" gibt eine Übersicht über die Ursachen:
"Das Reservat der Tenharim erstreckt sich über 1.311.024 Hektar und liegt in einer Region, die unter starkem Druck der Agrar- und Holzwirtschaft steht. Es ist in 3 Gebiete aufgeteilt: Tenharim-Marmelos, Tenharim-Igarapé Preto, Gleba B und Sepoti. Der Stamm der Indigenen von Jiahui leben in einem kleineren Reservat an der Grenze zu den Tenharim. Diese beiden Ethnien gehören zu einer ethnischen Gruppe, die sich selbst Kagwahiva nennen und die eine Sprache sprechen, die Wurzeln im Tupi-Guarani hat.
Es gibt Berichte der Tenharim, die 3 Jahrhunderte alt sind, aber die ersten Kontakte mit der nicht-indigenen Bevölkerung gab es erst ab 1950. Ab 1970 wurde von der damaligen Militärdiktatur die Transamazonica gebaut, um Amazonien zu "kolonisieren". Dabei unterstellte man, dass diese Region "demographisch leer", sprich "unbevölkert" sei. Der Bau dieser Straße brachte für die Indios erhebliche Nachteile, weil sie durch ihre Reservate führte. Für die Straße erhielten die Tenharim keine Entschädigung oder Ausgleich. 2006 beschlossen sie darauf, eine Maut auf durchfahrende Fahrzeuge zu erheben. Im Verständnis der Tenharim und der Jiahui (eines Volkes, das während des Baus der Transamazonica und danach fast ausgelöscht wurde) verstanden die Maut als eine Form der Entschädigung.
Aurélio Tenharim (Sprecher der Tenharim) erzählt, dass die Straßenarbeiter und Einwanderer aus dem Süden Krankheiten mitbrachten, an denen viele Tenharim starben. Die Tenharim wurden zu Zwangsarbeit herangezogen, es gab eine hohe Sterberate bei den Säuglingen und indigene Frauen wurden vergewaltigt.  Bergbaufirmen zerstörten Boden und Fauna, von denen die Indigenen sich ernährten.
Bereits 2007 standen die Tenharim wegen der Mautstelle unter erheblichem Druck. Sie beauftragten daraufhin einen Sachverständigen, der Argumente für die Erhebung Gebühren sammelte (Einnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität der Indigenen, Zugang zur Gesundheitsversorgung und Bildung) und sie machten Vorschläge für durchführbare Ausgleichszahlungen. Der Bericht soll damals an die Indigenen-Behörde Funai geschickt worden sein, von denen sie nie eine Antwort erhielten."
Am vergangen Mittwoch kündigte das Innenministerium des Bundesstaates Amazonas eine Zivilklage gegen die brasilianische Union und Funai an, mit der sie eine Reparationszahlung von 20 Millionen R$ (ca 6,3 Millionen Euro) "für die Verletzung der Menschenrechte der indigenen Völker Kagwahiva Tenharim und Jiahui im Gefolge der bleibenden Schäden, die durch den Bau der Transamazonica auf ihren Territorien erleiden mussten", verlangt.
Die brasilianische Regierung versucht derweil die Tenharim mit Almosen ruhig zu stellen. Die sind allerdings Almosen leid, aber werden sie die Kraft haben sich gegen die Übermacht ihrer nicht-indigenen Umwelt sich durchzusetzen?
Informationsquelle
“Sob ameaça: Indígenas do Amazonas relatam pressão da PF para assumir desaparecimento”, por Elaíze Farias

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