Just zu ihrem Geburtstag veröffentlichten zahlreiche Medien eine Hommage an Oma - natürlich eher so im Allgemeinem als im Besonderen. „Oma ist die Beste - sie stützt die Familie und steigert die Lebenserwartung", titelte beispielsweise die Augsburger Allgemeine Zeitung, „Oma stärkt die Partnerschaft", schrieb der Spiegel, „Ohne Omas gäbe es keine Ehe", wusste Focus online oder „Monogam dank Oma", waren sich Süddeutsche Zeitung und der Tagesspiegel einig. Alle Veröffentlichungen basieren auf der Präsentation der Ergebnisse von Computersimulationen im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)" durch amerikanische und australische Forscher. „Paarbindungen sind ein universelles Merkmal menschlicher Gesellschaften, wodurch wir uns von unseren nächsten Verwandten unterscheiden", wird Kristen Hawkes von der University of Utah in Salt Lake City, die Leiterin des Forscherteams, von Wissenschaft aktuell zitiert. Grundvoraussetzung für die Entwicklung dieser Zweierbeziehung sei die Beteiligung der Großmütter bei der Versorgung der Kinder gewesen. Das widerspricht der bisher verbreiteten Annahme, dass sich die Paarbildung durch eine Art Tauschgeschäft entwickelt hat. Danach erkaufte sich der Mann die Treue der Frau, indem er für Nahrung und Schutz von Frau und Kindern sorgte. Und nun soll es also Oma gewesen sein. Denn die Simulationen zeigten: Über 30.000 bis 300.000 Jahre hinweg stieg der Männerüberschuss durch den „Großmutter-Effekt" von 77 auf 156 Männer pro 100 Frauen an. „Dieser männliche Überhang im Geschlechterverhältnis machte eine Partnerbindung für Männer zu einer besseren Strategie als die Suche nach zusätzlichen Partnerinnen - es gab einfach zu viele andere Typen als Konkurrenten", erklärt es Hawkes. Oder, wie der Tagesspeigel es formulierte, „weil Oma den Tisch deckt und Spaghetti mit roter Sauce kocht für die Kinder, während die Eltern noch am doppelten Einkommen feilen, sinkt deren Lust auf One-Night-Stands." Was soll ich sagen? Ein Opa-Effekt wurde bislang übrigens noch nicht ausgemacht.
Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Oma von Opa. Permanenter Link des Eintrags.