Eine Hochkultur im Westen der Seidenstraße (2.300 - 1.700 v. Ztr.)

Margiana - Ein Großreich der Bronzezeit in Turkmenistan

Höchstes kulturelles Niveau - und dennoch bis heute kaum bekannt


Kürzlich hat der Bloginhaber - eher zufällig - einen ihn begeisternden Podcast gehört (1). Dieser Podcast macht bewußt, in welchem Umfeld sich westindogermanische Völker - abstammend von den Schnurkeramikern - wie die Vorfahren der Tocharer an der Seidenstraße und oder die Vorfahren der Sogder in Samarkand - festgesetzt haben, bzw. auch, von welchen Reichtümern sie angezogen worden waren in den Zeiten ihrer Snkunft. Im Norden des Tarim-Beckens gab es schon lange die Afanasjewo-Kultur ( Wiki) von vorwiegend Viehzucht treibenden Früh- und Ostindogermanen. Diese Völker wurden in Teilen auch genetisch von der westindogermanischen Andronowo-Kultur ersetzt. Die Vorfahren der Tarim-Mumien werden in diesen Zusammenhängen ab 2000 v. Ztr. im Tarim-Becken zugewandert sein.

Was man sich aber bewußt machen sollte: Im Westen der Seidenstraße gab in der sogenannten "Margiana" ( Wiki) ein Großreich, das schon sehr ausgefeilte städtische Kultur aufwies und viele Anklänge an die Hochkulturen im Industal und im Mittelmeerraum, sowie Handelskontakte zu diesen aufwies. Diese Hochkultur wurde von westindogermanischen Völkern - anzunehmenderweise - ebenfalls überlagert (/erobert). Dazu habe ich schon früher in einem Blogbeitrag geschrieben (4):

"Ab 2.300 v. Ztr. findet sich in Baktrien/Turan/Ostiran dann: "... frühe iranische Bauernherkunft (60% in Baktrien und in der Margiana) mit einem kleineren Anteil von anatolischer Bauernherkunft (21 %) und westsibirischer Jäger-Sammler-Herkunft (13 %)." Bei "BMAC" handelt es sich um den "Bactria Margiana Archaeological Complex", um eine Völkergruppe in Baktrien und in der Margiana, grob gesprochen im Westteil der Seidenstraße und in der nördlich angrenzenden kasachischen Steppe. Hier lag also eine bemerkenswerte genetische Zusammensetzung vor. Es stellt sich zum Beispiel die Frage: Wie gelangte die anatolisch-neolithische Genetik so früh so weit nach Osten? Zu dieser Zeit findet sich noch keine Yamnaya-Herkunft daselbst vor. Erst ab 2.000 v. Ztr. kommt indogermanische Genetik nach Baktrien, und zwar - natürlich! - in der jüngeren Schnurkeramik- bzw. Shintashta-Version."

In der Bronzezeit gab es einen regen genetischen Austausch. Anatolisch-neolithische Genetik breitete sich Richtung Osten aus, während sich iranisch-neolithische Genetik Richtung Westen ausbreitete. Wie man sich diese Ausbreitungsvorgänge genauer vorzustellen hat, ist wohl noch nicht ganz klar. Vielleicht handelt es sich einfach um "Diffusionsvorgänge", bewirkt durch Handel und Fernhandel.

Für die Ausbreitung der indogermanischen Völker aus der Steppe heraus in alle Richtungen deuten sich demgegenüber eher Völkerwanderungen und Kriegszüge an. Vermutlich waren diese indogermanischen Völker so kinderreich, daß sie von der Margiana und von Norden aus auch in das weitgehend menschenleere Tarimbecken vorstießen und dort Fürstentümer bildeten, zugleich Handelsverbindungen herstellten zwischen der Marghiana und China. Da gibt es - mit diesen Neuerkenntnissen - neuerlich viel zu forschen. Aber ohne das Wissen um die bislang fast unbekannte Margiana-Kultur im heutigen Turkmenistan wäre das Gesamtbild dieser Vorgänge hochgradig unvollständig.

Der genannte Podcast über die "Entdeckung" der Margiana-Kultur durch deutsche Archäologen ist eine wahre Perle, weil hier zwei deutsche Archäologen quasi aus dem Nähkästchen plaudern (1) und weil man einen unmittelbaren Eindruck von ihrer Begeisterungsfähigkeit erhält und auch davon, wie Begeisterungsfähigkeit sich überträgt und beiträgt zum Bewußtwerden von vorhandenem, aber bislang kaum bekanntem archäologischen Wissen.

Ein städisch geprägtes Großreich auf hohem kulturellen Niveau

Der Podcast wurde erstellt im Zusammenhang mit einer archäologischen Ausstellung über die Margiana-Kultur. Und die beiden am meisten am Zustandekommen der Ausstellung beteiligten Archäologie-Professoren erzählen darin sehr authentisch, wie sie dazu gekommen sind, dieses Thema überhaupt zu entdecken und dann diese Ausstellung zu organisieren. Es wird auch deutlich, daß es sich um ein Thema handelt, das von der Forschung überhaupt noch wenig verstanden und historisch eingeordnet worden ist. Wir nehmen hier quasi Teil an Entdeckungen, die erinnern an jene des Heinrich Schliemann. Nämlich eben der bronzezeitlichen Margiana-Kultur, die auch - nichtssagend - Oasen-Kultur ( Wiki) benannt worden ist oder - bislang sehr abstrakt und unanschaulich - "Bactria-Margiana Archaeological Complex" ("BMAC") (2, 3).

Das Großreich der Margiana bestand zwischen 2200 und 1700 v. Ztr., zur selben Zeit wie die Indus-Kultur, mit der sie viel Ähnlichkeit aufweist. Nicht nur anatolisch-neolithische Genetik gelangte - wie im obigen Zitat erwähnt - weit in den Osten. Auch Kulturelemente von Euphrat und Tigris gelangten nach Osten. Auf Wikipedia ist zu dieser Kultur verzeichnet ( Wiki):

Die Oasenkultur zeigt ein für die Region und Zeit (spätes 3. bis frühes 2. Jahrtausend v. Chr.) ungewöhnlich hohes Niveau der Töpferei und Metallverarbeitung (Bronze, Silber). (...) Die (zum Teil monumentalen) Gebäude lassen somit auf mathematisches, geometrisches und astronomisches Wissen schließen. Davon zeugen auch mehrere ausgegrabene Städte mit rechtwinkeligem Straßennetz, die dicke Stadtmauern und ein palastähnliches Gebäude im Zentrum aufweisen. Mehrere Städte wurden in einem Verbund angelegt - bei der Fundstelle Adji Kui sind es neun im engen Umkreis. In Adji Kui wurden Amulette gefunden, deren Abbildungen - darunter das häufig auftretende Adler-Schlange-Motiv - als Darstellungen von Szenen des mesopotamischen Etana-Mythos gedeutet wurden. In Gräbern gefundene Fayence-Armreife aus der Indus-Kultur sowie syrische Stempelsiegel mit geflügelter weiblicher Gottheit auf einem Panther legen nahe, dass Fernhandel stattfand. Auf eine ausgeprägte Handelskultur deuten auch Stempelsiegel zur Kennzeichnung des Besitzes sowie Zählsteine für die buchhalterische Erfassung von Waren hin. Die Menschen der Oasenkultur domestizierten Schaf und Ziege, sowie Hausesel und vor allem Kamele. Mit ausgeklügelten Bewässerungsanlagen wurden große Felder versorgt, auf denen Gerste, Weizen und Hülsenfrüchte angebaut wurden.

Eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten, vielleicht die Hauptstadt des hier entdeckten bronzezeitlichen Großreiches in Turkmenistan ist Gonur Depe ( Wiki).

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