Eine grosse Liebe in drei Zitaten

Kürzlich postete ich einen Eintrag über Friedrich Hölderlins kurze Zeit als Hauslehrer in Hauptwil TG im Frühjahr 1801. Ich wurde dann gefragt, weshalb der Dichter nach drei Monaten von den reichen Gonzenbachs schon wieder entlassen wurde. Nun, die Spezialisten vermuten, dass der Mann bereits nahe an den Irrsinn späterer Jahre gerückt war, was ihn unerträglich machte. Klar ist, dass Hölderlins früheres Engagement vor Hauptwil an seiner eigenen Seelenzerrüttung Anteil hatte. In Frankfurt lernte er Susette Gontard kennen, Gattin eines Bankiers, zu der sich ein inniges Verhältnis entwickelte. Es endete, als der Bankier nach gut zwei Jahren merkte, was in seinem Hause zwischen Susette und Hölderlin vor sich ging, den er 1796 als Lehrer von Sohn Henry angestellt hatte. Hier die Geschichte in drei Zitaten:

Eine grosse Liebe in drei Zitaten

Susette Gontard, 1769 bis 1802.

"Den Börsenkurs verstehe ich aufs Haar, aber wie die Kinder geleitet werden sollen oder was sie lernen müssen, das ist nicht meine Sache..." (Bankier Gontard)
"Lieber Freund! Es gibt ein Wesen auf der Welt, woran mein Geist Jahrtausende verweilen kann. (...) Lieblichkeit und Hoheit, und Ruh und Leben, u. Geist und Gemüth und Gestalt ist Ein seeliges Eins in diesem Wesen." (Hölderlin in einem Brief)
"Dass der Hauslehrer vorzüglich viel Delicatesse im Umgang mit der Hausfrau nöthig hat, liegt in der Natur der Sache. Mit jedem zu sehr annähernden Schritt, jedem Suchen des Geheimnisses von ihrer Seite, wird der weise Mann einen Schritt zurücktreten. Er wird sogar je eher je lieber das Haus verlassen, worin die Ruhe - vielleicht endlich gar die Tugend - zweyer Personen in Gefahr kommt. Die Flucht allein macht hier den braven Mann." (A.H. Niemeyer, ein Theoretiker der Pädagogik, 1796 in einem Buch) 
So, liebe Blogleserinnen und -leser, hiermit wünsche ich allen schöne Weihnachten!

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