Eine fliegenden Brille und eine schnelle Reaktion

Von Andreas Clevert @andreasclevert

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Nach Teil 1 heute Teil 2 meines Erlebnisreiseberichts aus dem Legoland Günzburg.

Ich gestehe es hier, aber nicht vor den Kindern: Ich hasse Achterbahnen. Mein Magen ist nicht dafür geeignet, durch die Luft geschleudert zu werden. Und das physikalische Gesetz der Trägheit der Masse hat auf mich einen doppelten Effekt. Die Kinder rufen: „Papa, toll, da vorne ist die Achterbahn!“ Meinem Magen wird es schon im Vorgriff auf das Erwartbare mulmig. Und schlagartig fühle ich mich total träge!

Der Kompromiss lautet zumeist: Ok, die eine Abfahrt mit der Wasserrutsche geht.
So standen wir an einem schönen, für dieses Jahr außergewöhnlich warmen Osterferientag im Legoland in Günzburg vor der Dschungel X-pedition: In diesem Fall bedeutet das mit einem Kanu in die Höhe fahren und wieder steil in die Tiefe zu stürzen. Die Warteschlange war – entgegen meiner Hoffnung – überschaubar kurz. Ich hatte keine Ausrede mehr, wollte ich vor meinen großen Jungs (6 und 8 Jahre) nicht das Gesicht verlieren. Möglicherweise nass zu werden, zählte auch nicht, da leider Legoland für den Fall des Falles sogar so eine Art Ganzkörpertrocknerbox aufgestellt hat. Man könnte es auch 360 – Grad – Fön in einer Art Telefonzelle nennen.

Bald schon kamen wir an die Reihe. Der Zufall wollte, dass in der ersten Reihe im Zweiersitz ein Platz und in der dritten Reihe beide Plätze frei waren. Leider wollte keine der Damen hinter mir wirklich den Vortritt auf den Einzelplatz. Und so fand ich mich ganz vorne wieder neben einem sehr begeisterten jungen Herren. Er versicherte mir, er mache das nun schon zum 5. Mal, und das Ganze sei einfach echt cool. Ich nickte mit gequälter Begeisterung. Der Blick nach hinten zeigte mir, dass alle hier mit echter Begeisterung dem Kommenden entgegenfieberte. Hinter mir der Vater meines Nebensitzers. Eine Reihe weiter die hoch gereckten Daumen meiner Jungs. Ich ergab mich meinem Schicksal.

Nach eine beschaulichen Rundfahrt greift die Mechanik dieser Gleisbootfahrt unweigerlich und befördert das Kanu samt meiner Wenigkeit in einem gefühlten 80 Grad Winkel nach oben. Das ist dann immer der Moment, wo ich mich frage: Habe ich mich dafür entschieden, als ich Kinder wollte? Hinter mir grölten meine Jungs auf diese nicht ausgesprochene Frage ein begeisterndes „JAAAAAA!!!!“ Normalerweise schließe ich dann die Augen. Wenn sich das Boot in den leeren Raum hebt. Nur noch Himmel um mich herum ist. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und meine ist, in Kürze unbeschadet unten angekommen zu sein.

Dieses Mal war es anders. Der Junge neben mir war in seiner Begeisterung nicht mehr zu bremsen. Er reckte jubelnd die Arme in die Höhe. Und riss mir die Brille von der Nase. Just in dem Moment, als das Kanu seine Nase in die Tiefe reckte. Die nächsten 15 Sekunden hatte ich keinen Gedanken mehr für die Schrecken der Talfahrt. Ich dachte nur noch fieberhaft daran, wie ich auf dieser Urlaubstour wohl nur noch mit meiner Sonnenbrille auskommen wollte.

Es kam anders. Nach der obligatorischen Gischtfontäne lagen wir wieder ruhig im Wasser. Besagter anderer Vater aus Reihe 2 reichte mir meine Brille. Er kenne seine Sohn und habe die Brille im Flug gefangen. Ich verblüfft: Danke!
Im Stillen dachte ich mir. Wow, dieser Wasserrutsche ist echt was für reaktionsschnelle Akrobaten. Chappeau!

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