Für einen leidenschaftlichen Journalisten, so teilt Steffen Seibert mit, sei das eine ganz unerwartete, faszinierende neue Aufgabe. Gemeint war damit sein neuer Posten, den er ab Mitte August antreten wird: den als Regierungssprecher. Vom Anchorman des heute-journal direkt ins Bundespresseamt! Eine faszinierende neue Aufgabe für ihn, den leidenschaftlichen Journalisten. Für einen also, der von Berufs wegen kritisch sein, objektiv recherchieren und berichten soll, der Neutralität verstrahlen müsste - und ausgerechnet für Nachrichtensprecher ist so eine neutrale Mimik existenziell erforderlich. Fortgesetzt dasselbe Mienenspiel, ob nun von Eisbären aus dem Zoo oder dem Massensterben kongolesischer Kinder berichtet wird. Das ist journalistisches Handwerkszeug - sei der Journalist auch noch so windig, ein neutraler Anstrich gleicht Vieles aus.
Seibert verkauft uns sein neues Engagement als faszinierende neue Aufgabe eines leidenschaftlichen Journalisten - seine Stelle als Pressesprecher ist, so könnte man es jedenfalls ausdeuten, in etwa ein erweitertes Aufgabenfeld seines Berufes, ein beruflicher Aufstieg quasi. Fast so, als habe er in der Abendschule die dafür notwendige Qualifikation erworben, nachher noch ein wenig Glück gehabt, um die dazugehörige Stelle einzuheimsen. Der Posten des Regierungssprechers als beruflicher Aufstieg des Journalisten! Gleich einem Dreher oder Fräser, der in Kursen erlernte, computergesteuerte Maschinen zu bedienen und der dann, ausgerüstet mit dieser neuen Kompetenz, an einen CNC-Automaten wechselt. Ins Bundespresseamt hinüberzugehen, so will uns Seibert begreiflich machen, ist nur eine mögliche Option des leidenschaftlichen, aber auch lernwilligen, aufstiegsversessenen Journalisten.
Dass aber jenes Amt gar keine Spielwiese für Journalisten sein kann, weil das Ideal, das kleine Einmaleins des Journalismus dort nicht mehr waltet, die Neutralität nämlich, die Objektivität und die kritische Recherche, spricht Seibert in einem Anflug von Paradoxie dennoch an. Er wolle mit aller Kraft helfen, sagt er, die Politik der Bundesregierung unter Führung von Bundeskanzlerin Merkel, den Bürgern zu vermitteln. Denn es sei eine Politik, die die richtigen Schwerpunkte setze, um unserem Land in diesen schwierigen Jahren eine gute Zukunft zu sichern. Die Gabe des nichtssagenden Sagens beherrscht er freilich schon ganz gut - der Abendkurs trägt Früchte. Aber dennoch sagt uns diese Stellungnahme viel, auch wenn sie zuerst nach gar nichts klingt: der leidenschaftliche Journalist ist von den Grundsätzlichkeiten seiner Profession weit entfernt. Er ist nicht neutral, nicht kritisch, nicht objektiv - er ist parteiisch, gutgläubig, subjektiv: er ist das personifizierte Verlautbarungsorgan seines Dienstherrn. Er erzählt, was die Regierung von ihn erwartet; er tut kund, was man ihm aufschreibt; er vermittelt Vordiktiertes - das ist nicht journalistisch: das ist propagandistisch!
Seibert will uns mit seiner Stellungnahme weismachen, dass sein Wechsel ins Bundespresseamt, so was wie ein berufliches Fortkommen darstellt, den nächsten Schritt auf der typischen Karriereleiter eines Journalisten. Dass er dabei den Beruf aufgibt, dass der Abendkurs eher eine Umschulungsmaßnahme war, überspielt er geschickt, erstickt er im Wust inhaltsarmer Sätze. Es ist eben nicht die faszinierende neue Aufgabe für einen leidenschaftlichen Journalisten - es ist die Berufsaufgabe eines Journalisten, der seine Berufsleidenschaft schon lange verloren hat, daher ganz offiziös zum Propagandisten umlernen möchte. So wie sein Vorgänger, nach absolvierter Berufserfahrung als Propagandist der Regierung, nun die Geschäftsführung des Bayerischen Rundfunks übernimmt, wird auch Seibert irgendwann einmal ins Nachrichtenwesen zurückkehren: wie man ihm dann Objektivität abkaufen will, wenn er dann die Pläne seiner ehemaligen Auftraggeber in Kameras ausstreut, mag man sich derzeit gar nicht vorstellen.
Wo Journalisten, und seien sie vormals auch noch so regierungsfreundlich gewesen, zu Propagandisten werden - und das ganz ohne sich vor der Öffentlichkeit zu schämen, ohne einen Rest von Alibi vorzuschieben -, da ist die unaufdringliche Berlusconisierung der Gesellschaft zum Tagesordnungspunkt erklärt worden. So macht man modernen Staat - man verschmiert Massenmedien mit Politik, vermengt Politik mit Massenmedien und am Ende bestreiten ausgebildete Agitatoren das letzte bisschen Journalismus, das man behalten hat, damit das Etikett oder Schildchen mit Aufdruck "freiheitlich-demokratische Gesellschaft" auch weiterhin angebracht bleiben kann...
Seibert verkauft uns sein neues Engagement als faszinierende neue Aufgabe eines leidenschaftlichen Journalisten - seine Stelle als Pressesprecher ist, so könnte man es jedenfalls ausdeuten, in etwa ein erweitertes Aufgabenfeld seines Berufes, ein beruflicher Aufstieg quasi. Fast so, als habe er in der Abendschule die dafür notwendige Qualifikation erworben, nachher noch ein wenig Glück gehabt, um die dazugehörige Stelle einzuheimsen. Der Posten des Regierungssprechers als beruflicher Aufstieg des Journalisten! Gleich einem Dreher oder Fräser, der in Kursen erlernte, computergesteuerte Maschinen zu bedienen und der dann, ausgerüstet mit dieser neuen Kompetenz, an einen CNC-Automaten wechselt. Ins Bundespresseamt hinüberzugehen, so will uns Seibert begreiflich machen, ist nur eine mögliche Option des leidenschaftlichen, aber auch lernwilligen, aufstiegsversessenen Journalisten.
Dass aber jenes Amt gar keine Spielwiese für Journalisten sein kann, weil das Ideal, das kleine Einmaleins des Journalismus dort nicht mehr waltet, die Neutralität nämlich, die Objektivität und die kritische Recherche, spricht Seibert in einem Anflug von Paradoxie dennoch an. Er wolle mit aller Kraft helfen, sagt er, die Politik der Bundesregierung unter Führung von Bundeskanzlerin Merkel, den Bürgern zu vermitteln. Denn es sei eine Politik, die die richtigen Schwerpunkte setze, um unserem Land in diesen schwierigen Jahren eine gute Zukunft zu sichern. Die Gabe des nichtssagenden Sagens beherrscht er freilich schon ganz gut - der Abendkurs trägt Früchte. Aber dennoch sagt uns diese Stellungnahme viel, auch wenn sie zuerst nach gar nichts klingt: der leidenschaftliche Journalist ist von den Grundsätzlichkeiten seiner Profession weit entfernt. Er ist nicht neutral, nicht kritisch, nicht objektiv - er ist parteiisch, gutgläubig, subjektiv: er ist das personifizierte Verlautbarungsorgan seines Dienstherrn. Er erzählt, was die Regierung von ihn erwartet; er tut kund, was man ihm aufschreibt; er vermittelt Vordiktiertes - das ist nicht journalistisch: das ist propagandistisch!
Seibert will uns mit seiner Stellungnahme weismachen, dass sein Wechsel ins Bundespresseamt, so was wie ein berufliches Fortkommen darstellt, den nächsten Schritt auf der typischen Karriereleiter eines Journalisten. Dass er dabei den Beruf aufgibt, dass der Abendkurs eher eine Umschulungsmaßnahme war, überspielt er geschickt, erstickt er im Wust inhaltsarmer Sätze. Es ist eben nicht die faszinierende neue Aufgabe für einen leidenschaftlichen Journalisten - es ist die Berufsaufgabe eines Journalisten, der seine Berufsleidenschaft schon lange verloren hat, daher ganz offiziös zum Propagandisten umlernen möchte. So wie sein Vorgänger, nach absolvierter Berufserfahrung als Propagandist der Regierung, nun die Geschäftsführung des Bayerischen Rundfunks übernimmt, wird auch Seibert irgendwann einmal ins Nachrichtenwesen zurückkehren: wie man ihm dann Objektivität abkaufen will, wenn er dann die Pläne seiner ehemaligen Auftraggeber in Kameras ausstreut, mag man sich derzeit gar nicht vorstellen.
Wo Journalisten, und seien sie vormals auch noch so regierungsfreundlich gewesen, zu Propagandisten werden - und das ganz ohne sich vor der Öffentlichkeit zu schämen, ohne einen Rest von Alibi vorzuschieben -, da ist die unaufdringliche Berlusconisierung der Gesellschaft zum Tagesordnungspunkt erklärt worden. So macht man modernen Staat - man verschmiert Massenmedien mit Politik, vermengt Politik mit Massenmedien und am Ende bestreiten ausgebildete Agitatoren das letzte bisschen Journalismus, das man behalten hat, damit das Etikett oder Schildchen mit Aufdruck "freiheitlich-demokratische Gesellschaft" auch weiterhin angebracht bleiben kann...