Das Frühstück war gut. Ein bisschen Vollkorn. Nicht zu üppig, er ist schließlich nicht mehr der Jüngste, einer in den besten Jahren zwar, doch auch kein Freund von zu großen sportlichen Aktivitäten. Das Nötigste, ja. Mehr nicht, nicht in diesem Fall. Da bleibt einem nur die Mäßigkeit in kulinarischen Dingen, will man nicht Hüftgold tragen. Sein Coach hat ein Auge darauf, ohne mit der Wimper zu zucken. Er muss einfach geschmeidig bleiben. Nicht nur für sich selbst, auch für seinen Job als Schutzbeauftragter. Spezialeinheit, unter dem könnte er es nicht ertragen. Kleines Team, große Verantwortung. Geschmeidig und reaktionsschnell. Topfit muss er bleiben. Gerade jetzt, so viel steht fest. Auch den heißen, duftenden Kaffee lässt er morgens stehen. Aufregung geht auch ganz anders. Da ist er ein Kenner. Und das sein Blutdruck steigt, sein Herz rast, passiert seit Neustem aus einem ganz anderen Grund. Dagegen scheint er machtlos. Dafür braucht es kein Koffein. Dafür sorgt schon jemand ganz anderes. Sie ist um einiges jünger als er. Feuriges Temperament. Eine Rothaarige. Sie kam aus dem Nichts. Und auf einmal ist sie Teil seines Lebens, wie kaum jemand anderes zuvor. Unumstößlich. Sie fordert ihn heraus. Wieder und wieder. Mit ihren Anspielungen. Mit Zuckerbrot und Peitsche. Die Nacht hat er dann allein verbracht. Nach ein paar Stunden vor dem prasselnden Kaminfeuer, ihren samtweichen Körper an seinen geschmiegt. Momente der Stille. Der Einigkeit. Die Augen geschlossen. Kurze Momente. Kostbare. Danach nur Alleinsein. Die Nacht, um Abstand zu gewinnen. Und dann ein gutes Frühstück. Mit sich selbst und der Welt im Reinen, schlendert er weiter. Nichtsahnend, dass sie bereits wieder auf ihn wartet. Schon wieder! An der nächsten Ecke. Auch wenn er sich allein wähnt, sie ist immer in seiner Nähe. Ganz leise. Beobachtend. Um ihn dann wie aus dem Nichts mit ihrer Kraft zu konfrontieren. Er kann sie nicht hören, vielleicht könnte er sie erahnen, doch er gönnt sich den Luxus des frühen Morgens, lange vor Dienstantritt, seine Aufmerksamkeit frei zu geben. Und so fährt er blitzschnell, doch viel zu spät für diese, für ihre Geschwindigkeit, zusammen und zur Seite, und ihre Krallen jagen in seinen Schwanz, dass die Fellhaare fliegen. Er windet sich, er setzt alles daran, ihren Fängen zu entkommen, doch Sweets lässt nicht locker, was frisst der dumme Hund auch so ausgiebig, viel zu lange hat die Mieze hinter der Ecke auf der Treppe gelauert, um jetzt ihre Bhanu-Beute freizugeben! Ein kurzer Kampf, ein Fauchen, ein Winseln, zweimal Schütteln .... Ein Friedensangebot. ... und Hund und Katze traben Seite an Seite die Treppe hinunter, hinaus in den Garten, um das Haus unter ihren Schutz zu stellen. Ein neuer Tag. Neue gemeinsame Abenteuer. Und heute abend, so die Prognose, ein gemeinsames Kuscheln auf dem Sofa, sofern die Menschen Platz machen. Und sie machen.