Einerseits handelt dieses Buch von einer zerrütteten Familie, bestehend aus einer Mutter, die vor Jahren in den Wellen des Meeres verschwunden ist, dem Vater, ein erfolgreicher Autor, und den beiden Töchtern, die nun als herangewachsene Frauen versuchen, ihr Leben zu leben – eine von ihnen doch immer noch auf der Suche nach der totgeglaubten Mutter. Andererseits erzählt uns das Buch aber auch die Geschichte einer jungen Studentin, die erfolgreich, gebildet, besser als die Generation vor ihr sein will, durch die Liebe zu ihrem Literaturprofessor aber in andere Bahnen gelenkt wird und ihre tiefsten Wünsche dafür aufgibt. Sie wird Ehefrau, Mutter und unglücklich.
Zwei Handlungssträngen folgend, begegnen wir zum Einen Flora, einer jungen Kunststudentin, die ihren berühmten Vater vergöttert und sich selbst die Schuld an dem Verschwinden ihrer Mutter gibt. Sie ist ein empfindlicher Charakter, dessen Zerbrechlichkeit bei ihren Mitmenschen Mitleid und einen Beschützerinstinkt weckt, die sie vielleicht nicht ganz verdient hat. Zwar konnte ich ihren unbändigen Wunsch nach Antworten gut verstehen, war jedoch auch oftmals genervt von ihrer Blindheit und Naivität, die sie an den Tag legte. Wie ein trotziges Kind stapfte sie durch das Buch und nahm kaum Rücksicht auf Vater, Freund und Schwester, die sich bemühten, ihr alles recht zu machen.
Zum Anderen treffen wir Ingrid – die verschwundene Mutter – in ihren früheren Jahren als Studentin. Mithilfe zurückgelassener Briefe erfahren wir, was sie dazu brachte, von all ihren Träumen abzulassen und ein konservatives Leben zu führen. Diesen Handlungsstrang fand ich wesentlich interessanter als den Floras, dennoch war er es auch, der mich am meisten aufregte. Feministische Herzen werden wohl des Öfteren beim Schlagen innehalten, wenn sie den Werdegang Ingrids verfolgen. Dennoch hält der Roman auch eine andere Botschaft bereit, die sich erst zum Ende hin enthüllt und mir ein Gefühl der Genugtuung bescherte.
Lange Rezi, kurzer Sinn...
+Der Roman lässt sich schnell weglesen, aber gibt einem nicht das Gefühl, in niveaulosem Geschreibsel zu blättern. Vor allem die Gedanken zum Unterschied zwischen Wirklichkeit und Wunschdenken gefielen mir. Auch das Ende machte so einiges wett, was für mich während der Geschichte schief lief.
-Es ist kein Buch, welches mich erschütterte oder viel nachdenken ließ, da ich mir sehr oft schon denken konnte, was passieren wird. Leider hatte ich auch nur für wenige der Figuren etwas übrig, sodass mich ihre Gefühle nur selten erreichen konnten.