Ich war dreizehn Jahre alt, als ich mein eigenes Konto bekommen habe. Meine Eltern waren davon überzeugt, dass es mir später helfen würde, wenn ich schon früh beginne, mein Geld selbst zu verwalten. So bekam ich nicht nur ein bisschen Taschengeld (Taschengeld als solches habe ich nie bekommen) jedes Monat auf das Konto, sondern eine größere Summe. Wie viel genau es war, weiß ich nicht mehr, für einen dreizehnjährigen Jungen fühlte ich mich recht reich. Von dem Geld sollte ich mir alles selbst bezahlen, begonnen beim Mittagessen, wenn ich Nachmittags Schule hatte über Kleidung bis zu Kino und andere Freizeitausgaben. Miete musste ich nicht zahlen. Auch nahmen meine Eltern es nicht ganz so streng und so bekam ich weiterhin, wenn man gemeinsam einkaufen ging, bestimmte Dinge bezahlt. Der wichtigste Teil ist, dass sie mich das Geld tatsächlich selbst verwalten ließen und ich ihnen nie Rechenschaft schuldig war. Vermutlich, weil ich mich nicht ganz doof angestellt habe. Die Bank hatte ein Schülerkonto, das man mit 13 eröffnen konnte, ebay und amazon nicht. Daher hatte ich dort Accounts unter der Identität meiner Mutter, die ich mit 18 auf meinen Namen geändert habe. Vor allem auf diese Umstände führe ich es zurück, dass ich bisher nie Geldprobleme hatte. Ich bin sparsam und gebe Geld sehr bewusst aus. Natürlich spielt es auch eine Rolle, dass ich nie gezwungen war, selbst Geld zu verdienen und noch heute von meinen Eltern mit einem monatlichen Betrag unterstützt werde. Das gab mir immer die Flexibilität Jobangebote abzulehnen und mich für Dinge zu entscheiden, die mir weniger Geld bringen, aber mich ansonsten weiter. Auch ein Grund, warum ich ein bedingungsloses Grundeinkommen gut fände.
Umgang mit Geld
Wie schon erwähnt bin ich eher sparsam. Ich benötigte nicht viel und scheue mich davor Dinge zu kaufen, die mich nicht interessieren. Kleidung gehört in die Kategorie, wo ich den Geizhals raushängen lasse. Die Hälfte meiner T-Shirts sind von Barcamps, die beste Qualität haben die Bambusshirts, die es in Wien gab (Danke Michaela). Auch sehe ich bei vielen Funktionsgegenständen nicht ein, dass ich mehr für eine Marke oder besonderes Design zahlen sollte. Das Putzmittel muss putzen, nicht nach Orchideen duften. Auf einem Stuhl muss man gemütlich sitzen können, es muss keine Automarke drauf stehen. Insgesamt ein komplexes Thema, das ich hier auch nicht weiter behandeln möchte. Mein neuestes Hobby ist Dupes (duplicates) zu Markenprodukten, die ich gut finde, finden. Und gibt es noch den Witz von dem Herren an der Tankstelle, der von jemanden angesprochen wird, warum er nicht bei der Tankstelle die Straße runter tankt, wo es günstiger. Er antwortet: “Ein gesparter Euro ist ein verdienter Euro.” Nicht verstanden? Vielleicht als Bild. Wenn man mehr 10 Minuten investiert, um einen Doller (Wechselkurs bla) zu sparen, arbeitet man für weniger als den US Mindestlohn. Es geht darum, dass das Preisvergleichen oft mehr Zeit kostet als man in der gleichen Zeit verdienen könnte. Und bringt uns weiter zu einem anderen Witz, dass wir arbeiten, um uns Dinge zu kaufen, für die wir keine Zeit haben, weil wir die ganze Zeit arbeiten.
Ich habe ein Jahr gebraucht, um meinen ersten Laptop zu finden, weil ich das beste Preis/Leistungsverhältnis wollte. Hätte ich die ganzen Stunden, die ich zum vergleichen nutzte, gearbeitet, hätte ich einfach das derzeit beste Modell nehmen können und fertig. Da muss man dann aber mit einrechnen, dass mir das Vergleichen bestimmter Dinge auch Spaß macht. Laptops damals mehr als heute. Ich lese gerne Kommentare auf Bewertungsportalen, informiere mich über neue Technologien und schaue welche Leistungszahlen tatsächlich relevant sind. Das habe ich bei unserem Staubsauger und auch beim Fernseher (ja, ich habe seit langem wieder einen Fernseher, der meist am Latop hängt) gemacht. Ich möchte es aber nicht für alltägliche Dinge machen. Dort gibt es zu geringe Unterschiede, da habe ich wenig Spaß daran.
Unterstützung beim Sparen
Wäre es nicht großartig, wenn man automatische Hilfe bekommt, wo und wie man am besten sparen könnte? Ich habe unterschiedliche Apps ausprobiert, manche haben besser funktioniert, andere nicht so gut. Das Hauptproblem war immer, dass man zu viel selbst machen musste. Ich habe keine Lust nach jedem Einkauf alle Produkte einzutragen, alleine schon der Gesamtbetrag ist mit der Zeit nervig. So habe ich es nach kurzer Zeit immer wieder gelassen.
Ich war Fan von Blippy und Swipely, welche auf die Kreditkartendaten zugreifen und diese auslesen und teilbar machen. Beide Startups habe ich aus den Augen verloren und soweit ich mitbekommen hat zumindest eines seinen Fokus gewechselt. Aussehen tun beide nicht mehr sehr viel versprechend. Aber da ich keine Kreditkarte besitze, hätte sie mir auch nicht wirklich geholfen.
Warum ich keine Kreditkarte habe? Ich habe mich nie darum gekümmert, weil ich den Bedarf nicht hatte. Wenn ich eine brauchte, lieh mir immer jemand eine. In letzter Zeit mehren sich die Dinge jedoch. Ich habe aber wenig Lust das bei meiner aktuellen Bank zu tun, habe mich aber auch nicht über Alternativen informiert.
Vor einigen Wochen hat mir Bruno von Bank Simple erzählt, die das doch etwas verstaubte Bankbusiness neu aufrollen wollen. Vor kurzem habe ich mich dann für die Beta angemeldet und heute auf die automatische Mail, warum ich denn mitmachen möchte geantwortet, was auch der Auslöser für diesen Blogpost war.
Eine einfachere Bank
Bank Simple, die jetzt nur noch Simple heißen sehen sich selbst nicht als Bank, sondern als mehr und als Bank Service. Sie verwalten das Geld auch nicht direkt, sondern arbeiten mit klassischen Banken zusammen, mit denen man selbst aber nichts zu tun hat. Eigentlich komisch, in einer Zeit wo überall Zwischenhändler ausgeschaltet werden, einen Zwischenhändler zu bauen.
Im Zentrum von Simple steht die Simple Visa Karte und die mobile App sowie die Webapp. Zahlen soll man alles mit der Karte, Überweisungen etc. macht man mit der App.
Spend, Save, Pay, Learn
Ich mag onlinebanking und finde es schon gut, dass ich bei meiner Bank meine Ausgaben und Einnahmen etwas sortieren kann und so zu sehen, wofür ich wie viel ausgebe. Verglichen mit dem was möglich ist, ist es aber lächerlich. Simple möchte viel mehr machen. Simple zeigt alle Ausgaben in der App an, wird eine API anbieten, sodass auch Dritthersteller Sachen auf den Daten anbieten können und das ganze verbessern. Simple zeigt nicht nur welche Ausgaben gemacht wurden und die kryptischen Angaben der Zahlungsempfänger, sondern sortiert das schön danach, wofür das Geld ausgegeben hat und so kann man dann einfacher sehen, wie viel man etwa für Essen ausgegeben hat. Und wo. Und überhaupt. Man kann direkt bei Simple Sparziele angeben, etwa jeden Tag drei Euro für den nächsten Urlaub und ähnliches. Die App sagt einem, wie viel man heute ausgeben kann, um den restlichen Monat nicht eingeschränkt zu sein, alles immer im Blick und grafisch schön aufbereitet. Auch Dauerüberweisungen hat man immer im Auge und kann einfach neue erstellen. Gerade letztens habe ich eine für eine Hilfsorganisation in Wien nach zwei Jahren gekündigt, die ich in einer dummen Situation abgeschlossen habe aber mir nie die Mühe machte, sie zu beenden.
Die Bank Revolution
Nein. Simple ändert, leider, nichts am Gesamtkonstrukt Finanzmarkt. Für einen Moment dachte ich, wow, eine Bank, die keine Fonds hat, keine Aktiengeschäfte, nichts dubioses, sondern einfach Service macht. Da würde ich auch gerne etwas mehr für das Service zahlen und dafür ist alles sauber und transparent. Simple ist eben keine Bank an sich, sondern ein Servicepartner. Sie sorgen dafür, dass ich das bekomme, was ich möchte. Sie haben zwar eine No Fees policy, möchten also für keines ihrer Services Gebühren nehmen (außer Dinge, die für sie zu teuer sind wie internationale Geldtransfers), aber das Geld geht im Hintergrund dennoch an klassische Banken. Was ich schade finde. Eine Bank, die sich auf das Verwalten des Geldes und Service beschränkt, wäre mir sympathischer gewesen und eben auch gewisse Gebühren wert. Im Idealfall etwas monatliches. Es wäre auch noch ok, wenn man klassische Kredite vergibt, um das alles besser zu finanzieren. Aber das ist Simple nicht.
Fazit
Auch wenn Simple nicht alles besser macht, machen sie vieles besser. Ein wichtiger Punkt ist für mich auch Sicherheit durch Transparenz. Dadurch, dass man eine Push Notification bei jeder Transaktion bekommt, kann man Missbrauch wesentlich schneller feststellen, als es bisher möglich war. Dass sie keine Gebühren einheben wollen, weil eine Bank das Geld zum arbeiten braucht und daher froh ist, wenn die Leute es ihnen überlassen, sowie komplett online ist um weitere Kosten zu sparen, ist auch gut. Die Transparenz, die man bisher gezeigt hat, gibt ein gutes Gefühl.
Momentan ist das ganze auf die USA beschränkt und ich befürchte, dass sich das auch nicht so schnell ändern wird. Gerade weil die rechtliche Situation bei Banken noch komplizierter ist. Aber der Spotify Launch in Österreich gestern stimmt mich positiv, dass sie es vielleicht trotzdem schaffen. Gerade durch das Modell, dass sie mit klassischen Banken zusammenarbeiten, gäbe es die Möglichkeit für sie, das auch mit europäischen Banken zu machen.
Link: simple.com/
Video
CC-BY Luca Hammer (Digital Fingerprint: l0ulc6a7h6aom468m67m69eor4ka (209.85.224.92) )üäüüößßüäüüäßü