Eine Dekade des Schreckens

Von Frank Benedikt
Länger dauernd als der Zweite Weltkrieg oder auch der offene Krieg der Amerikaner in Vietnam, hat der Krieg der NATO in Afghanistan nun zeitlich mit der sowjetischen Besatzung 1979-89 oder der Belagerung Trojas gleichgezogen. Nachdem sich in Europa schon länger Kriegsmüdigkeit breit macht (sofern sich da je eine Mehrheit für einen Einmarsch fand), sind nun auch die US-Bürger mehrheitlich für einen schnellen Abzug.
10 Jahre Krieg, Folter und Mord, (vorsichtig) geschätzte 70.000 Tote, Abertausende Verwundete, Verstümmelte und Traumatisierte, dazu rund 400 Milliarden US-$ Kosten – war es das wert? Gab es je eine Chance für einen “Sieg der Demokratie”?
Nein, wie nun auch Harald Kujat, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr inzwischen einräumt. Während der vormalige ISAF-Kommandeur McChrystal noch nur strategische Fehler und die Ziele nur “zu 50 Prozent erreicht” sieht, wird Kujat schon deutlicher. Viel zu lange habe man den Einsatz nicht als Kriegs-, sondern eben als “Stabilisierungseinsatz” bezeichnet und geführt und als solcher wurde er ja gerade der deutschen Öffentlichkeit wieder und wieder verkauft. Kujat erwartet, daß die Taliban nach dem geplanten Abzug binnen weniger Monate wieder in Kabul herrschen werden und wenn ich einem “Kommißknopf” wie ihm auch nur ungern zustimme, so hat der Mann doch vermutlich recht. Oft genug haben die KollegInnen und ich hier und auf anderen Blogs darauf verwiesen, wie sich die Lage entwickeln dürfte (Anm. d. A.: In diesem Blog Kategorie “Afghanistan”) und wenn man bei bei der Zeit und der New York Times auch noch den Krieg nicht verloren geben bzw. ihn wenigstens rechtfertigen will, steht das Menetekel doch schon für alle sichtbar an der Wand: Die Taliban werden wiederkehren und erneut ein chauvinistisches, religionsbasiertes Regime errichten. Nicht einmal die NATO und die letzte verbliebene “Supermacht” können sie noch daran hindern.
Was war nun der Fehler? Nun, es gab deren mehrere. Zunächst war da der Angriff der NATO auf den souveränen Staat Afghanistan, – ein Angriff, den nicht wenige (auch westliche) Menschen eher als einen völkerrechtswidrigen Überfall empfanden, da es seitens der Nation Afghanistan keinerlei kriegerische Akte gegen irgendwelche “Bündnispartner” gab. Dann wurde das Ganze als “Kampf gegen den Terror” und für “Freiheit und Demokratie” der Öffentlichkeit verkauft – eine billige Propagandaente, deren Bürzel jeden Tag etwas bleischwerer wurde. Und schließlich kam noch die völlige Fehleinschätzung der örtlichen Kultur und Mentalität hinzu: Einer stark religiös orientierten, von Stammeskultur geprägten Gesellschaft, die teilweise noch mittelalterlichen Strukturen aufsitzt, bringt man nicht mal eben mit Zuckerbrot und Peitsche die Demokratie bei. Der Widerstand hat über die Jahre stetig zugenommen, die Taliban müssen also einigen Rückhalt im Volk genießen. Mit Terror und Schrecken allein ist dies aber nicht zu erklären, stehen doch inzwischen etwa 130.000 Soldaten der NATO im Lande, wenn auch der Krieg westlicherseits meist als “Low intensity conflict” geführt wird.
Sollte es eines Tages eine offizielle Lektion aus diesem Krieg geben, müßte sie in etwa derart lauten: Was uns recht ist, muß anderen noch lange nicht billig sein. Vermutlich aber wird wieder einmal mehr gnädig der Mantel der Geschichte darübergedeckt werden.

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