Ich sehe ihn vor mir, den zausbärtigen Burgunder oder Langobarden, der vor zweitausend Jahren in das Dorf tritt, und das alte germanische Wort «beodan» verwendet: es bedeutet «anbieten», er hat ein Informationsangebot. Nun ja, vielleicht über Bewegungen der römischen Legionen im Sumpf oder über das Wild im Wald.
Das Wort «beodan», welches der Germane benutzte, ist heute noch in unserem täglichen Wortschatz. Wir hören den Klang in unseren Worten «Bote», auch in «bieten, anbieten». Der Bote ist also der, welcher etwas bietet, etwas anbietet – nämlich die Botschaft.
Aber dieses wundersame Wort ist noch viel älter und kam aus dem fernen Osten zu uns. Denn schon am Ganges benutzten die Saddhus die alte Sanskritsilbe «bheud» in heiligem Wortgefechte. Und auch auf altindisch bedeutet sie «aufmerksam machen». Dessen nicht genug.
528 vor Christus sass ein heruntergekommener Mann in bestem Alter, Siddharta mit Namen, unter einem mächtigen Feigenbaum (ein Bodhibaum). Er hatte eine tiefe Erkenntnis, und die Menschen gaben ihm darauf den Ehrentitel Buddha, der Erleuchtete. Dasselbe Wort «bheud» hiess eben nicht nur «anbieten, aufmerksam machen», sondern auch Aufwachen. Und so kam Gautama Siddharta zu seinem Titel «Buddha», der Erwachte, der welcher auf etwas aufmerksam wurde.
All das lässt mich darüber sinnieren, wie kostbar, wie wichtig früher eine Botschaft war. Wie vielleicht gerade durch den Mangel an Information eine einfache Botschaft zum Erwachen führen konnte. Wenn man heute horcht, dann vermag man in der Überfülle an redundanten Botschaften durch tausenderlei mediale Botschafter DIE Botschaft nicht mehr zu vernehmen – das Wort des Aufwachens.
Oder Doch? Die Botschaft an der Wand?
Bote, verwandt mit: bieten, aufbieten, entbieten, ehrerbieten, gebieten und Angebot, Aufgebot, Verbot oder Gebot.
Bild oben:
Die Botschaft / 50cm x 70cm / Acryl auf Leinwand/ 2014, 14-062