Ina berichtet von diesem positiven Erlebnis:
entscheiden jeweils spontan, worüber sie selbst sprechen und an welchen Sessions sie teilnehmen wollen. Mögliche Sessions können im Vorfeld, meist in einer begleitenden Plattform, schon mal vorgeschlagen und andiskutiert werden. Diese Idee hat ihren Ursprung darin, dass auf klassischen Konferenzen das wirklich Spannende meist in den Pausen passiert! Warum also nicht gleich eine Veranstaltung machen, die nur aus Pausen besteht.
Mitmachen ist angesagt.
Beim UrbanCamp gab´s aber noch eine Besonderheit. Es blieb nicht nur dabei, dass wir diskutierten und einzelne Initiativen (Freiwilligenbörse Hamburg, bienenstaat.net, Zweikampfverhalten e.V.,
Hometown Glory, Naturschutzbund NABU, Sneep) sich vorstellten. Am Samstag Vormittag hatten wir die Möglichkeit, die teilnehmenden Initiativen vor Ort zu besuchen und dort direkt in die aktuelle Projektarbeit mit einzusteigen oder, wie bei Zweikampfverhalten an einem Workshop im Werkheim teilzunehmen.
Ich war im Vorfeld schon auf das Projekt „Eingriffe in öffentlichen Raum: Blütenträume“ aufmerksam geworden und schloss mich dieser Gruppe an. Blumenwiesen anlegen, gemeinsam pflegen und mit Menschen ins Gespräch kommen, ist eine tolle Sache! Brachliegende Flächen verwandeln sich dadurch in freundliche Ort, Bienen erhalten Lebensraum zurück und der Mensch sieht, wie er selbst Veränderungen herbeiführt, sobald er aktiv wird. Erstaunlich, dass wir Stadt-Menschen uns so naheliegende Dinge erst wieder bewusst machen müssen. Toll dass bienenstaat.net dabei hilft.
Was finden wir „schön“?
Wir (ungefähr 10 Teilnehmer) trafen uns am Samstag in den Räumen der Freien Kunstschule Hamburg. Jochen Abeling, der unter anderem auch die Vernetzung der Projekte auf Facebook vorantreibt, erzählte uns etwas zur Kunstschule, zu den gerade ausgestellten Arbeiten von Gerd Paulicke (die Stelzenläufer siehe Bild oben), wie auch zur Idee von „Blütenträume“ und beantwortete unsere Fragen. Wir erfahren, dass “Eingriffe in öffentlichen Raum: Blütenträume” im Seminar Sozialer Organismus entstanden ist.
„Auch die praktische Arbeit an der Natur kommt ohne ein Umdenken der gängigen Ansichten nicht aus: Nicht kurzgeschorene Rasenflächen, einseitig gezüchtete “Zier”pflanzen und ausländische Stauden stehen für eine intakte natürliche Umwelt, sondern standortgerechte einheimische Blütenpflanzen und Kräuter. Für viele Menschen wird es somit nötig werden, bei der Naturbetrachtung einen neuen Ästhetik-Begriff zu entwickeln und die Vorstellung von “schön” zu überdenken.“
Mit Spaten, kleinen Pflanzschaufeln und zwei kleinen Kisten mit Sonnenblumensetzlingen im Gepäck, starten wir unseren Pflanz-Spaziergang, frei nach dem Motto des UrbanCamps „Wir verändern Hamburg“. Wir besuchen drei, der bereits angelegten Blütenwiesen, um diese von Unkraut zu befreien und unsere Sonnenblumen einzupflanzen. Toll ist, dass wir dabei immer wieder mit neugierigen Spaziergängern oder Anwohner(innen) ins Gespräch kommen und unsere Flyer verteilen können.
Philipp Baumgärtel, der Name ist hier Programm, Landschaftsgärtner, erklärt, dass man eigentlich pro Setzling 10 Liter Wasser benötigt. Er bloggt auch und beschreibt seine Eindrücke vom UrbanCamp in einem eigenen Blogbeitrag. Diesmal haben wir Glück und bekommen von einer Anwohnerin einen großen Eimer Wasser gereicht.
Am Fuß der Altonaer Terrassen findet man die schönste, der vom Blütenträume-Team bereits angelegten Wiesen. Ich erinnere mich sehr gut daran, dass ich solche Wiesen, im Urlaub in Mecklenburg oder gerade erst auf Rügen, immer so geliebt und bewundert habe. Irgendwie dachte ich wohl, dass sowas
Schönes in der Stadt gar nicht gedeihen kann!!! Es ist eine bunte Mischung aus Mohn, Ringelblume, Margerite, Borretsch, Kornblume, Kamille, Lein…, habe ich was vergessen, die da wächst und gedeiht. Wildblumen lieben geradezu karge, magere Böden, erfahre ich. Gemäht werden muss nur 2 mal pro Jahr mit einer Sense.
Wer jetzt selbst aktiv werden will, findet auf der Webseite des Projektes eine ausführliche Anleitung zum Anlegen einer kleinen Blumenwiese. Bei Google gibt es eine Standortkarte und jeder der mag, kann „seine“ Wiese dort hinzufügen.
„Demokratie braucht aktive Bürger“ – heißt es im Blütenträume-Flyer. Das UrbanCamp hat gezeigt, wie man Aktive aus verschiedensten Bereichen zusammenbringen kann. Die teilnehmenden Initiativen können vom guten Vernetzungsgrad manch eines Barcampers profitieren und so ihre Chancen erhöhen, auch außerhalb der eigenen Netzwerke, neue Aktive und Kooperationspartner zu finden. Wer noch auf der Suche nach dem passenden Engagement ist, findet im Rahmen eines UrbanCamps eine gute Gelegenheit sich die Arbeit von Initiativen vor Ort anzuschauen. Ich könnte mir vorstellen, dass BarCamps, die auch zu praktischen Aktionen einladen, sehr gut geeignet sind, auch weniger webaffine Personenkreise zur Teilnahme an einem BarCamp zu ermutigen und Hemmschwellen abzubauen.
Fotos: Ina Müller-Schmoß