Wishing a better world for our daughters von Deepali Sood für Plan International Switzerland (aus dem Englischen übersetzt von FrauenBlog Schweiz)
Vergangene Weihnachten geschah etwas Schreckliches. Es geschah in meinem Land, in meiner Stadt: Neu Delhi, der Hauptstadt Indiens, mit einer Bevölkerung von 14 Millionen. Ich beziehe mich auf die brutale Gruppenvergewaltigung und die Ermordung einer jungen Medizinstudentin in einem öffentlichen Bus in Neu Delhi. Diese furchtbare Tat machte Schlagzeilen auf der ganzen Welt.
Ich erinnere mich an den Moment, in welchem ich davon erfuhr. Ich war in Sydney. Sogar im fernen Australien wurde überall in den Nachrichten darüber berichtet. Erschütterung, unendliche Traurigkeit, Frust und Wut waren meine ersten Gefühle.
Als ich meine beiden jungen Töchter angesehen habe, habe ich nur gebetet, dass ihnen so etwas niemals widerfahren würde. Bedauerlicherweise sind sexuelle, physische und psychische Gewalt an Frauen und Mädchen eine Erscheinung, die sich in der ganzen Welt manifestiert.
Gewalt aufgrund geschlechtlicher Unterschiede ist das Symptom einer tief verwurzelten, geschlechtsspezifischen Ungleichheit und ist in den meisten patriarchalen Gesellschaften anzutreffen.
Gemäß einer Statistik von UN Women werden 7 von 10 Frauen im Laufe ihres Lebens von ihren Beziehungspartnern geschlagen, zu Sex genötigt oder in irgendeiner anderen Form missbraucht. Diese Statistik wurde für mich nachvollziehbar und greifbar, als ich mit meinen Freundinnen aus Indien, Pakistan, Malaysia, Sri Lanka, Libanon, Italien, Kolumbien und den USA sprach. Dabei habe ich erkannt, dass jede von uns als junges Mädchen einen Missbrauch in irgendeiner Form erlebt hat – durch unangebrachte Handlungen seitens von Familienmitgliedern, aus dem Bekanntenkreis, von Lehrern, autoritären Personen oder Fremden – wie dies in Neu Delhi der Fall war.
Die indische wie auch die internationale Presse haben viel über den Fall berichtet. Es wurden Vorwürfe, Gegenvorwürfe, sowie Vorschläge für eine angemessene Bestrafung der Täter gemacht, um diesem unglücklichen Mädchen gerecht zu werden. Die Menschen, vor allem Frauen und Mädchen, machen ihrer Wut auf Facebook und anderen Sozialen Medien Luft. All das ist sicherlich gut: Endlich wird dieses Tabuthema angesprochen.
Dennoch, als Frau und Mutter zweier Töchter wünsche ich mir, dass solche Vorfälle erst gar nicht geschehen. Hier lautet das Schlüsselwort Prävention.
Ein gutes Beispiel für Präventionsarbeit ist das Projekt “Because I am a Girl” von Plan International, welches bestrebt ist, Sicherheit für junge Mädchen in den 5 grössten Städten der Welt zu gewährleisten. Eine dieser Städte ist Neu Delhi; weitere sind Kairo, Hanoi, Kampala und Lima.
Einfache Präventionsmaßnahmen, wenn von den örtlichen Behörden und BürgerInnen ernstgenommen, können Übergriffe auf Mädchen und junge Frauen verhindern: Angemessene Beleuchtung öffentlicher Plätze, wie z.B. Bushaltestellen und Parkanlagen; Bewusstseinsbildung für sichere und gewaltfreie Zonen in Gemeinden; Sicherstellung konsequenter visueller Präsenz dieser Botschaft; Sensibilisierung der Gemeinschaft.
Diese sind nur einige der möglichen Ansätze, ich bin überzeugt, es gibt noch viele mehr.
Wir schulden unseren Töchtern (und Söhnen) eine gewaltfreie Welt. EntscheidungsträgerInnen und MitbürgerInnen, die Zeit für dringende Taten ist gekommen. Ich bin bereit. Sie auch?
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Originaltext von Deepali Sood
Wishing a better world for our daughters…
Last Christmas something terrible happened. It happened in my country, in my city: New Delhi, capital of India, population 14 million. I am referring to the brutal gang rape and murder of the young Medical girl student on a public bus in New Delhi. This horrific act made headlines around the world. I remember being in Sydney at that time and hearing about it. Even as far as Australia it was all over the news. Shock, extreme sadness, frustration and anger were some of the first emotions I felt. Looking at my two young daughters I just prayed that nothing like that would ever happen to them.
Unfortunately, sexual, physical and emotional violence against women and girls is a phenomenon that occurs all over the world. Gender based violence is symptomatic of a deep rooted gender inequality that is present in most patriarchal societies. According to the UN Women statistics, a staggering 7 in 10 women are beaten, coerced into sex or otherwise abused by an intimate partner over the course of her lifetime. These are terrifying statistics. And they should make us angry.
These figures came to life and became personal on talking to my friends from India, Pakistan, Malaysia, Sri Lanka, Lebanon, Italy, Colombia and the United States. I realised that all of us had ourselves been subjected to some form of abuse when we were young girls, even if in some cases it was manifested as inappropriate behaviour by family members, community leaders, teachers, authoritative figures or random strangers, as in the New Delhi case.
A lot of ink has been spent in the Indian and the international press making accusations, counter-accusations, suggesting appropriate punishment for the perpetrators and bringing justice to that unfortunate girl. Facebook and other social media are full of anger being felt by the people, especially women and girls. All of this is good and finally the elephant in the room is being addressed. However, as a woman and a mother of two daughters, I wish that such incidents do not occur in the first place rather than talk about punitive measures after an incident.
I speak thus of the p word – prevention.
One good example is Plan International’s Because I am a Girl Urban project aiming at ensuring safety of adolescent girls in 5 major cities in the world. One of these cities is Delhi; others are Cairo, Hanoi, Kampala and Lima. Simple actions if taken seriously by the local city authorities and citizens can lead to prevention of such incidents: appropriate lighting of public spaces like at bus stop and parks; awareness raising for safer and violence-free environment in communities; providing a consistent visual presence of the message; evoking community interest and triggering discussion. These are just a few approaches and I am sure there are many more.
We owe it to our daughters (and sons) to ensure a violence-free world. Policymakers and citizens, time has come to take urgent action. I am ready. Are you?
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Zur Aktion “92 Tage für Mädchen”
Mit der Aktion “92 Tage für Mädchen” fordern engagierte Frauen und Mädchen aus der Schweiz gemeinsam mit Plan: “Bildung und Schutz für Mädchen weltweit!” Vom 12. Juli 2013, dem Geburtstag der pakistanischen Bloggerin und Aktivistin für Mädchenrechte Malala Yousafzai, bis zum 11. Oktober, dem internationalen Mädchentag, werden jeden zweiten Tag künstlerische Beiträge zur Situation der Mädchen weltweit auf www.plan-schweiz.ch/92tage publiziert, die aufrütteln, berühren, beflügeln – und zur Mithilfe aufrufen.
Die Aktion endet am 11. Oktober 2013 – dem internationalen Mädchentag – mit einem Anlass für Gross und Klein auf dem Berner Bundesplatz.“