Eine Beerdigung mit zwei kleinen Kindern

Vor wenigen Tagen war der Große auf seiner zweiten Beerdigung in seinem jungen Leben, die Kleine auf ihrer ersten. Ihr Opa väterlicherseits war Mitte Februar verstorben und wurde am 1. März 2016 beigesetzt. Der 1. März ist und bleibt ein emotionales Datum für uns. Am 1. März 2004 verlor ich mein erstes Kind, und der 1. März 2011 war der errechnete Geburtstermin meines Großen. Diesmal markierte er das Ende einer Familienseite. Die Oma väterlicherseits war bereits im Jahr 2011, als der Große gerade mal 5 Monate alt war, verstorben.
Es gab keinerlei Zweifel, dass wir die Kinder zur Beerdigung des Opas mitnehmen würden. Schließlich handelte es sich nicht um eine klassische Friedhofsbeerdigung mit langer Trauerfeier, sondern um eine unprätentiöse Beisetzung in einem Ruheforst (Bestattungswald). Und da der Rest dieser Familienseite sehr überschaubar ist, sollten wenigstens die paar Menschen, die den Nachnamen weitertragen, sprich unsere Kinder, daran teilnehmen.
Da wir keinerlei Familie mehr in der Ostseestadt meiner Schwiegereltern haben, übernachteten wir von Montag zu Dienstag im Hotel. Am Montag Nachmittag bummelten wir durch die Innenstadt und den Hafenbereich und kehrten erst gegen 19 Uhr ins Hotel zurück. Hatten wir zwischenzeitlich die Hoffnung gehabt, doch vielleicht bald mal eine Städtereise mit den Kindern machen zu können, so zerschlug sich diese Hoffnung in dem knapp 3-stündigen Stadtbummel. Der Große läuft zwar mittlerweile ausdauernder als früher, aber irgendwann wird es ihm zuviel und dann wird nur noch gemotzt. Die Kleine sitzt wie angewurzelt im Buggy und skandiert solange "Ich will einen Kakao!", bis wir den nächsten Bäcker ansteuern. Danach heißt es dann nur noch "Ich will nach Hause!". Macht also richtig Spaß! In einem Einkaufszentrum werden wir mit Sicherheit nicht mehr Abendbrot essen, da die essensverschmähende Kleine kurzerhand losstiefelte und man durch das halbe Center hinterherlaufen musste, während das Essen kalt wurde. Dafür muss ich aber sagen, dass sich die Kinder super schnell ans Hotel akklimatisierten und das Einschlafen so wie zuhause klappte.
Am nächsten Morgen fand um 10 Uhr die Beerdigung statt. Wir hatten uns entschieden, die Kinder nur durch knappes Erzählen über den Ablauf darauf vorzubereiten, aber keine Bücher etc. zu lesen. Wenn Fragen kämen, könnten wir dies hinterher immer noch aufarbeiten. Wir wollten sie das Geschehen so ungeprägt und urteilsfrei wie möglich erleben lassen. Das war, denke ich, die richtige Entscheidung. Die Beisetzung in einem Ruheforst ist nicht mit einer Friedhofsbeerdigung zu vergleichen. Die Atmosphäre ist sehr natürlich und überhaupt nicht beklemmend. Die Urnen werden rings um Bäume, die man sich vor seinem Ableben selbst aussuchen kann, wenn man dies möchte, in die Erde gelassen. An den Bäumen hängen kleine Plaketten mit den Namen der Beigesetzten. Es gibt keinen Grabstein, keinen Grabschmuck, es ist auch keine Grabpflege nötig. Meine verstorbene Schwiegermutter hatte sich dereinst "ihren" Baum ausgesucht und dort wurde nun auch mein Schwiegervater beerdigt.
Eine Beerdigung mit zwei kleinen Kindern
Die Kinder machten gut mit, waren still und nahmen die Atmosphäre in sich auf. Die Vögel zwitscherten, die Sonne schien durch die Bäume und der große Ameisenhügel war immer noch an seiner Stelle. Die Trauerrunde war klein und das Prozedere kurz (ca. 30 Minuten). Die Kinder stellten auch danach keine ausführlichen Fragen bzw. gaben sich mit unseren knappen, kindgerechten Antworten zufrieden. Ich bin auch bei diesem Thema kein Freund einer zu ausführlichen Schilderung. Natürlich wird jede Frage beantwortet, aber so, dass die Kinder die Antwort auch begreifen können und sich danach nicht zehn neue Fragen auftun, die sie vielleicht gar nicht verarbeiten können. Ich warte lieber, bis das Thema so fassbar für sie wird, dass man intensiver einsteigen kann. Bis dahin möchte ich es für sie lieber so belassen, wie sie es erlebt haben. Mit knapp 5 und 2 3/4 Jahren müssen sie auch einfach noch nicht alles wissen, sondern sollen noch Kind sein dürfen. Ich mag es generell nicht, Kinder zu früh mit "zuviel" Wissen zu bombardieren. Das gilt auch für dieses Thema.
Nach der Beisetzung hatten wir noch Zeit bis zur Heimfahrt, und da Karl's Erdbeerhof direkt auf dem Weg zur Autobahn lag, statteten wir dem Erlebnishof noch einen Besuch ab und die Kinder konnten sich noch ein wenig austoben. Ist das profan nach einer Beerdigung? Vielleicht, aber mit zwei kleinen Kindern, die den Vormittag toll durchgehalten haben und noch eine zweistündige Autofahrt vor sich hatten, sicher verständlich und nachvollziehbar. Insgesamt verliefen die zwei Tage recht ruhig, nicht gehetzt und wir versuchten, den Bedürfnissen aller Familienmitglieder Rechnung zu tragen. Wobei ich fürchte, dass mein Mann zu wenig Gelegenheit hatte, in Ruhe Abschied zu nehmen. So ist das eben mit kleinen Kindern. Dafür hat er sich bei seinem letzten Besuch beim Vater einen Tag vor dem Ableben zusammen mit dem Großen verabschiedet. Das ist nicht jedem vergönnt. In unserem nächsten Ostsee-Urlaub im Sommer werden wir nun nur noch den Baum der (Groß-)Eltern im Ruheforst besuchen können. Aber das ist ein schöner Ort.
Noch ein kleiner Nachsatz:
In den Tagen nach dem Tod meines Schwiegervaters ist mir aufgefallen, wie wenige Menschen heutzutage noch ihr Beileid aussprechen. Davon nehme ich Twitter ausdrücklich aus und meine besonders das reale Leben. Zum Teil war ich wirklich geschockt, wie über eine solche Information hinweggegangen wurde und nicht einmal einfachste Höflichkeitsregeln eingehalten wurden. Das kenne ich ganz anders. Selbst wenn es "nur" mein Schwiegervater war, der gegangen ist, so erwarte ich doch wenigstens eine kurze Beileidsbekundung. Ich weiß nicht, woran es liegt. Sind die Menschen unsicher, schlecht erzogen oder ist es eine Frage unserer Generation? Das stieß mir wirklich sehr negativ auf, aber vielleicht lege ich da einfach zuviel Wert auf Höflichkeitsfloskeln. Was meint ihr?

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