Ismail Gök ist Geschäftsführer der Online-Plattform kuenstlerstadt. Bereits mit 23 Jahren gründete der Fotograf und Medienkaufmann die Bremer Fotografie-Agentur Blickwinkel, die zu einer der erfolgreichsten Agenturen der Stadt avancierte. In der kuenstlerstadt bekommen Maler, Fotografen, Autoren, Make Up Artists, Musiker, etc. die Möglichkeit, ihre Dienstleistungen anzubieten. Die kuenstlerstadt hat ihren Hauptsitz in Bremen.
Wie verlief dein Weg in die Selbstständigkeit?
Das war damals schon ein ziemlich hohes Risiko, das ich da auf mich genommen habe. Meine Familie und meine Freunde haben ein bisschen versucht, mir das auszureden. Nicht, weil sie mir die Selbstständigkeit nicht zugetraut hätten, sondern weil sie befürchteten, dass es zu viel werden könnte. Hinzu kam, dass die Räumlichkeiten für unser erstes Studios sehr kostenintensiv waren: 2.000 € Miete haben wir damals dafür bezahlt.
Allerdings haben wir schon vorher viel positive Werbung gemacht. Von Anfang an bekamen wir kontinuierlich Aufträge, haben immer schwarze Zahlen gehabt. Damals hätten wir auch nicht gedacht, dass wir so eine bekannte Marke werden und mich hat der Erfolg selbst überrascht.
Wie funktioniert die kuenstlerstadt?
Im Grunde genommen geht es darum, dass sich Künstler jeglicher Art registrieren können. Egal ob Musiker, Schriftsteller oder Designer – jeder Künstler darf seine Dienstleistungen potentiellen Kunden gegenüber anbieten. Ihre Profile können die Künstler mit Referenzen füllen.
Ein Auftraggeber kann sie bei Interesse über das interne Messaging-System kontaktieren und einen Austausch einleiten. Sind sich beide Parteien einig, generiert und versendet der Künstler eine Auftragsbestätigung. Ist der Kunde damit einverstanden, gilt der Auftrag als erteilt.
Wer gibt die Bedingungen vor?
Die Verträge machen Kunden und Künstler unter sich aus. Wir versuchen, beide Parteien zusammenzubringen, doch wir greifen nicht in die Vertragsinhalte mit ein, darauf verweisen wir. Beide bekommen die Auftragsbestätigung und erst dann kann die Vereinbarung heruntergeladen werden. So stellen wir sicher, dass Künstler und Kunde zu jeder Zeit über die genauen Konditionen informiert sind. Natürlich wird der Vertrag auf unserem Server aus Sicherheitsgründen gespeichert, falls es im Nachhinein zu Unstimmigkeiten kommen sollte.
Nachdem der Künstler seinen Job verrichtet hat, kann der Kunde den Künstler bewerten. Das hat den Hintergrund, dass jeder Mensch erst einmal Meinungen einholt, bevor er/sie etwas kauft. Außerdem sollen Künstler nicht mehr ausschließlich an ihre Heimatstadt gebunden sein, wenn sie Kunden akquirieren – das ist unsere Hauptambition. Sie sollen die Möglichkeit haben, deutschlandweit auf sich aufmerksam zu machen. So schaffen wir einen komplett neuen Markt, in dem Künstler überregional gebucht werden können.
Das Team der kuenstlerstadt
Welchen Nutzen haben Auftraggeber von der kuenstlerstadt?
Für Kunden ist die Zeitersparnis sehr, sehr wichtig. Ich erinnere mich da an ein Beispiel aus meiner Anfangszeit als Fotograf: Die Braut war sehr gestresst, weil sie nicht wusste, wo sie die passenden Kontakte für die Hochzeit findet. Wir alle haben in unserem Leben schon Veranstaltungen organisiert und gemerkt, wie extrem aufwändig das ist.
Wir möchten, dass die Kunden alles aus einer Hand bekommen und haben deshalb ein Dashboard eingerichtet, in dem man sehen kann, welchen Künstler man bereits kontaktiert hat. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die angesprochene Bewertung.
Welche Mitgliedschaften gibt es und wo liegen die Unterschiede?
Im Moment stehen alle Funktionen kostenlos zur Verfügung, wir werden dann aber im Laufe dieses Jahres noch Pay Accounts einführen. Das geschieht natürlich mit ausreichender Ankündigung. Die kostenlose Version wird dann ein eingeschränktes Profil sein oder der Künstler stockt auf zur Premium-Version für 11,90 € monatlich.
Wir finden diesen Preis fair, wenn man bedenkt, wie teuer Marketing z.B. in Form von Flyern ist – da zahlt man als Künstler locker 200 €. In der kuenstlerstadt jedoch wird deutschlandweiter Traffic ermöglicht.
Wie funktioniert das Ranking-System?
Das Ranking System werden wir zum Sommer hin bei kuenstlerstadt einbauen. Da wird es dann so sein, dass die Künstler zum einen mit Sternen nach drei Kategorien bewertet werden. Dazu zählt die allgemeine Zufriedenheit. Ein weiterer Bewertungspunkt ist die Kommunikation. Hat der Künstler zügig geantwortet oder den Kontakt eher schleifen lassen? Auch das Preis/Leistungsverhältnis kann beurteilt werden. Hält der Künstler, was er verspricht und war die Leistung im finanziellen Rahmen angemessen?
Wir sind uns noch nicht ganz sicher, ob wir drei oder vier Bewertungsfelder machen, daraus ergibt sich dann eine Gesamtquote und das Kommentarfeld. Diese Bewertungen und Kommentare werden unter dem Profil des jeweiligen Künstlers zu sehen sein. Bei kostenlosen Accounts werden die Bewertungen allerdings ausgegraut.
Was unterscheidet euch von anderen Online-Plattformen für Freelancer?
Wir wissen natürlich, dass es außer uns noch andere Plattformen gibt. Wir glauben jedoch, dass wir in Sachen Marketing mehr für die Künstler tun können. Wir versuchen, schnell eine Marke zu bilden und wollen natürlich auch ein Vertrauen erzeugen.
Darüber hinaus konzentrieren wir uns nur auf den künstlerischen Markt, während es bei den anderen Plattformen um alle Freelancer geht. Bei uns sind zum Beispiel keine Programmierer dabei, da wir diese Arbeit nach unserem Verständnis nicht in den Bereich „Kunst“ zählen. Manche Leute denken da bestimmt anders, aber so ist unser Empfinden.
Bekommt ihr für vermittelte Aufträge eine Provision?
Nein, kuenstlerstadt ist und bleibt provisionsfrei. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass die Provision umgangen und damit das Grundkonzept ausgehebelt wird. Wir wollen keinerlei Grund bieten, kuenstlerstadt nicht in vollem Umfang mit all ihren Vorteilen für Künstler und Kunden zu nutzen.
Derzeit befindet sich die kuenstlerstadt noch in der Beta Version. Welche Änderungen wird es auf der finalen Plattform geben?
Wir werden spätestens im Juni die vollständige Version online haben und ab diesem Zeitpunkt für Kunden nutzbar machen. Bis Juli bzw. August werden wir unser Marketing zunächst auf Künstler setzen. Derzeit sind bei uns 400 Künstler angemeldet. Wenn man bedenkt, dass es deutschlandweit 700.000 gibt, liegt da noch viel Arbeit vor uns.
Wir wollen erst einmal eine Basis schaffen, um unseren Kunden eine breite Palette anbieten zu können. Wir haben zahlreiche Ideen und noch viel vor, doch im Sommer werden die wichtigsten Funktionen fertig sein. Geplant sind unter anderem eine verbesserte Suche und die Einführung der unterschiedlichen Accounts, etc. Man kann also sagen, die Seite ist im Sommer fertig, wird aber kontinuierlich ausgebaut.
Bildquelle: Ismail Gök