Vor ein paar Tagen in Benghasi angekommen, Libyens zweitgrößte Stadt. Wie fast der ganze Osten in Händen der Oppositionellen. 1600 Kilometer von Kairo aus unterwegs gewesen. Land dünn besiedelt, auseinander fallende Häuser, Menschen, die für Gasflaschen anstehen. Ab und an ein Panzer, der Gaddafis Truppen abgenommen wurde. Zivile Patroullien auf den Straßen, abgebrannte Häuser.
In Benghasi haben die meisten Geschäfte immer noch zu. Im Zentrum Spuren des Kampfes um die Stadt zu sehen. Überall wehen die neuen alten libyschen Flaggen, die Menschen halten einem ständig das Victory-Zeichen ins Gesicht.
Viele haben sich aus Gaddafis Waffendepots bewaffnet, auf dem Platz in der Innenstadt versammeln sie sich jeden Abend und feiern ihre Freiheit, manche schießen mit ihren Knarren in die Luft, ein paar Kids fischen im Meer mit Dynamit.
Während ich an einer übernommenen Hafenstation vorbeigelaufen bin, feuert einer der Oppositionellen Schüsse in die Luft. Als ihm dabei die Kalschnikow runterfällt, habe ich sehr schnell das Weite gesucht.
Die Lage ist ruhig hier. Die Kämpfe toben woanders. Benghasi war schon lange gegen Gaddafi, und der hatte andersrum kein Interesse am diesen Teil des Landes. Wahrscheinlich war es deswegen so einfach, die Regierungstruppen zurück zu schlagen. Vielleicht bleibt diese Stadt und der Osten frei, vielleicht aber schlägt Gaddafi zu einem anderen Zeitpunkt zurück, wenn er seine Macht in Tripolis konsolidiert hat. Sein Waffenarsenal ist immer noch dem der Rebellen weit überlegen, und falls er seine Luftwaffe los lässt, wird es grauenhaft.
Auch wenn so viele Ratten das sinkende Schiff verlassen, gibt es immer noch genügend, die die Befehle von Gaddafi ausführen. Er fühlt sich so sicher, dass er sogar auf einer Demo in Tripolis erschienen ist.