Die
"Steinerne Brücke" in der Donau-Metropole Regensburg galt nach ihrer
Fertigstellung 1146 als Weltwunder. Heute zieht sie Touristen aus aller
Welt an. Aktuell wird das Welterbe-Denkmal mit beispiellosem Aufwand
saniert.
Regensburg (obx - internet-zeitung) - Sie
ist das größte abendländische Bauwerk des Hochmittelalters und eine der
ältesten weitgehend unverändert erhaltenen Brücken Deutschlands: die
Steinerne Brücke im ostbayerischen Regensburg. Schon kurz nach ihrer
Fertigstellung vor 866 Jahren verhalf das 336 Meter lange "Bauwunder"
als damals einziger Donau-Übergang zwischen Ulm und Wien Regensburg zu
einem unvergleichlichen Handelsreichtum. Bis heute profitiert die
Weltkulturerbe-Stadt von ihrem touristischen Wahrzeichen. Mit jährlich
über 120.000 Passanten ist die altehrwürdige Brücke belebter denn je in
ihrer jahrhundertelangen Geschichte. Doch obwohl das Bauwerk bereits
seit 15 Jahren für den Autoverkehr gesperrt ist, hat der Zahn der Zeit
die "Steinerne" inzwischen zu einem Sanierungsfall gemacht: Noch bis
2016 wird die Brücke mit gigantischem Aufwand für rund 20 Millionen Euro
instandgesetzt.
Vor allem eindringendes Sickerwasser und Salze haben das
Mauerwerk der Steinernen Brücke in den vergangenen Jahrzehnten massiv
geschädigt. Bereits seit 2011 ist das nördliche Ende der Brücke in ein
Baugerüst gehüllt. Passanten müssen einen provisorischen Treppenabgang
nutzen. Aktuell liegt der erste von vier Bauabschnitten rund drei Monate
hinter dem Zeitplan. Denn die Sanierer müssen "Stein für Stein" über
ihr Vorgehen an der Brücke entscheiden, um möglichst viel der originalen
Bausubstanz zu erhalten.
Trotz der Verzögerung wird bereits mit
den Arbeiten an den weiteren der 14 Pfeiler und Bögen begonnen. Außerdem
schon in Arbeit: Die Sanierung der Rampe, die von der Steinernen Brücke
auf die Donau-Insel Oberer Wöhrd führt. Die Pfeiler der Rampe werden
erneuert, während der Überbau durch eine filigranere Stahlkonstruktion
ersetzt wird. Ab Frühjahr kommenden Jahres müssen Passanten eine
Behelfstreppe nutzen. Bis Ende 2013 soll die erneuerte Rampe fertig
sein.
Noch bis 1997 rollten täglich rund 10.000 Fahrzeuge über
die Steinerne Brücke. Nach einem heftig umstrittenen Bürgerentscheid
wurde das historische Bauwerk schließlich für den Autoverkehr gesperrt.
Besonders das im Winter verteilte Streusalz hatte zur Schädigung des
alten Gemäuers beigetragen.
Seit 2008 dürfen auch keine Busse
mehr über die empfindliche Brücke fahren. Der öffentliche Nahverkehr
muss seither deutliche Umwege über andere Brücken im Stadtgebiet nehmen.
Die Stadt sucht daher nach einem Standort für den Bau einer
Alternativbrücke, die den Regensburger Norden wieder direkter an die
historische Altstadt anbindet. Die neue Brücke soll nur für Busse,
Radfahrer und Fußgänger offen sein.
Im Gespräch sind zwei
Alternativen: Eine Osttrasse würde eine Brücke von der Maffeistraße über
den Nordarm der Donau zum Gries führen. Die Westtrasse sieht einen
Brückenschlag von der Holzlände zum Schopperplatz vor. Derzeit wartet
die Stadt auf den Besuch einer
UNESCO-Kommission, die die Verträglichkeit der geplanten
Brücken-Varianten mit dem Welterbe-Status der historischen Regensburger
Altstadt prüfen soll.
Währenddessen geht die Sanierung der
Steinernen Brücke weiter. Das einmalige Bauwerk, das bereits über 200
Jahre vor seiner berühmten "Schwester", der Prager Karlsbrücke,
errichtet wurde, hat im Laufe der Jahrhunderte schon vieles überstanden -
darunter Sprengungen im Dreißigjährigen Krieg und zuletzt im Zweiten
Weltkrieg durch deutsche Soldaten. Jetzt wird das "Bauwunder" in rund
sechs Jahren für die kommenden Jahrhunderte fit gemacht - in gut der
Hälfte seiner nur elfjährigen Bauzeit.