Ein, zwei, viele Oxis schaffen

Oxi sollte der Gruß der europäischen Linken werden. Denn dieses Referendum in Griechenland macht trotz der Zustände dort Hoffnung. Das Nein zur Neoliberalisierung wurde endlich laut und deutlich formuliert. Oxi ist Selbstwertgefühl und ein Bekenntnis zu einer Ordnung, in der Kapitalinteressen nicht über den Menschen stehen. Lasst uns nun ein, zwei, viele Oxis schaffen.
Ein, zwei, viele Oxis schaffenMeinem Kind habe ich stets das wichtigste Wort verinnerlicht, welches ein Mensch von gewissen Format können muss: Nein. Dieses anti-affirmative Wort sei letztlich notwendig in einer Welt, in der einem Dinge zugetragen werden, die man für sich nicht haben will. »Nein« ist kein einfacher Weg. Wenn es zum Beispiel Nein zur Lehrerin sagen muss, weil etwas in Augen meines Kindes zu weit geht, dann ist das ein mutiger Akt. Und Teil des Reifeprozesses. Als Elternteil bin ich der Auffassung, dass ich diese Verweigerung seitens meines Kindes unterstützen muss. Jedenfalls nicht gleich verurteilen. Ich muss das Nein vielleicht nicht unbedingt als richtig erachten. Aber es hat eine Chance verdient. Und pauschale Aburteilung würde nur dazu führen, den Mut zur Negation zu untergraben. Nein zu sagen, Stopp, bis hierher und nicht weiter, ich möchte das nicht, das geht mir zu weit und so weiter: Das ist das allerwichtigste Wort des menschlichen Wortschatzes. Und in Griechenland heißt dieses Wort nun mal όχι.

Es war lange nötig, dass jemand Nein zu diesem Wahnsinn sagt. Zu einer Ökonomie, die die Menschen ausbluten lässt, ihnen die Würde nimmt und in Armut entlässt. In Griechenland war das Maß längst voll. Aber Oxi sollte ein Ruf für ganz Europa werden. Die Griechen haben uns gezeigt, dass man trotz größter Not noch Würde im Leib haben kann. Sie standen auf und sagten: »Nicht weiter, keinen Schritt mehr, ihr seid uns schon viel zu nahe gekommen.« Überall in Europa brauchen wir nun diese Haltung gegen den Neoliberalismus. Gegen Privatisierung, radikale Verwettbewerbung und laxe Steuerpolitik für Vermögende. Wohin eine massive Angebotspolitik führt, hat man nun letztlich gesehen: In den Widerstand. Und das macht den Verfechtern der Nachfragepolitik Hoffnung.

Wir brauchen Oxis in Spanien und Portugal, dort wo die Jugendarbeitslosigkeit eine Generation heranwachsen lässt, die perspektivisches Denken gar nicht mehr kennt. Den Irrglauben, dort hätte der Austeritätskurs gefruchtet, wie man das nun oft hört, muss man bekämpfen. Wir brauchen Oxis in Großbritannien, in dem der Thatcherismus noch immer fröhlich gegen die Arbeiterklasse vorgeht. Wir benötigen Oxis in den Teilen Europas, in denen man noch so satt vor seinem Abendessen sitzt, während Nachbarn, Freunde und Bekannte in prekarisierten Arbeitsverhältnissen darben. Ja, wie brauchen ein lautes Oxi in diesem Deutschland, das sich als Kontinentalprimus gibt, aber innerhalb seiner Grenzen eine Zwei-Klassen-Gesellschaft fördert und die Lage vieler arbeitender Menschen sukzessive verschlechtert.
Oxi sollte wie gesagt der neue Gruß der europäischen Linken werden. Denn mit dem Nein fängt man an, die alten Fesseln abzulegen. Das Nein ist der semantische Ausdruck von Selbstbewusstsein. Zuerst richtet man sich auf und sagt genau dieses Wort. So beginnt der aufrechte Gang. In einem der vielen Teile von »Planet der Affen«, erzählt ein Schimpanse die Geschichte des Beginns der Antrophomorphisierung seiner damals noch versklavten Gattung. Irgendwann richtete sich ein Affe auf, stand seinem Peiniger gegenüber und sagte »Nein«. Nur dieses Wort. Damit nahm alles seinen Anfang. Dieses Wort sprengt Fesseln. Und genau deswegen müssen wir es auch laut schreien. Oxi ist der Beginn dieser neuen Haltung. Wir müssen es nur sagen wollen. Und wir können es sagen. Lo podemos - wir können es und von dieser Gruppierung kommt vielleicht bald das nächste Nein zur aktuellen Lage.
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