Im Rechenzentrum «Deep Green» sollen die Server mit Wasser aus dem Walensee gekühlt werden. Eine gute Idee – aber leider nicht ganz zu Ende gedacht.
Von solchen Superlativen mögen sich die Initianten des geplanten Rechenzentrums am Walensee inspiriert gefühlt haben, als sie einen Namen suchten und dabei auf «Deep Green» kamen. 5200 Schränke mit je 40 Servern sollen nach Berichten von «Tagesanzeiger» und «Sonntagsblick» dort, wo der Walensee wieder zur Linth wird, Daten speichern. Das Rechenzentrum, das 2012 in Betrieb gehen soll, ist ein gigantischer Stromfresser: 50 Megawatt Leistung werden für den Betrieb benötigt – mehr, als der Kanton Glarus braucht. Gekühlt wird – und damit dürften die Initianten das «Green» im Firmennamen rechtfertigen – umwelttfreundlich mit Wasser aus dem Walensee. Das 6 Grad kalte Seewasser wird in ein Kühlaggregat geleitet, nimmt dort die Abwärme der Rechner auf und fliesst dann zurück in den Walensee. Folgen für Flora und Fauna soll dies nicht haben, wie die Initianten versichern.
Nun lässt sich, da sich das halbe Leben mittlerweile online abspielt, gegen riesige Rechenzentren nicht viel einwenden. Und dass sie statt mit Strom mit Wasser gekühlt werden, ist sogar zu begrüssen. Bloss der letzte, geniale Zug, der auch die kritischen Stimmen aus den Umweltverbänden schachmatt gesetzt hätte, fehlt: Die Nutzung des Kühlwassers, das von den «Deep Green»-Servern auf 23 Grad erwärmt wird. Den dieses lässt sich für verschiedenste Zwecke einsetzen. In Uitikon ZH etwa wird das Hallenbad mit der Abwärme aus dem IBM-Rechenzentrum geheizt, in Frutigen BE setzt man das warme Wasser aus dem NEAT-Basistunnel im «Tropenhaus» für den Anbau von tropischen Pflanzen und die Zucht von Stören ein.
Man sei bereit, das Kühlwasser für eine weitere Nutzung zur Verfügung zu stellen, lässt sich der CEO von «Deep Green» im «SonntagsBlick» vernehmen. Fragt sich bloss, ob der Kanton Glarus, der für die Realisierung des Projekts gleich eine «Riesenliste von Spezialbewilligungen» erteilt hat, dieses Angebot nicht auch noch in Form einer klitzekleinen, bindende Auflage in die Baubewilligung hätte einbauen können.