Golem.de kennt man als IT-News Spezialist. Viele Artikel sind hilfreich und interessant. Am 10.10.2014 wurde ein Artikel veröffentlicht mit dem Titel “Let’s Player: Gronkh und die Werbung für das Böse”. Im Artikel ging es um den Let’s Play Together Livestream, bzw. ein Special davon, für das Spiel The Evil Within. An dem Artikel sieht man auch, Golem.de mag zwar in vielen Bereichen der Spezialist sein, von vielen Dingen haben sie aber doch keine Ahnung und schreiben nur “Müll”.
Im Artikel kommt die Frage auf, ob Let’s Player und YouTuber Journalisten sind – unsere Antwort dazu hier – und ob es nicht Zeit wäre einen (Ehren)Kodex zu erstellen. Ich zitiere die Stelle einfach mal.
Angesichts der Marktmacht und der enormen Reichweite der Let’s Player wäre es an der Zeit, dass sie – ähnlich wie einige Blogger – einen Kodex erstellten, in dem sie die Spielregeln beschreiben, nach denen sie arbeiten. “Kooperationen mit der Wirtschaft, PR-Maßnahmen und Werbung sind probate Mittel, um mit Reiseblogs Geld zu verdienen”, erklären etwa die Reiseblogger – eine der Blogger-Communitys, die sich selbst auf Regeln einigen konnten.
Sie verpflichten sich auch dazu, dass ihre “journalistische Freiheit von jeder Kooperation unangetastet” bleibe und dass “Inhalte, die durch eine Unterstützung/Einladung zustande gekommen sind, deutlich” zu kennzeichnen seien. Das wären immerhin Mindeststandards – für Journalisten gelten im Pressekodex deutlich weitergehende Regelungen.
Zum ersten Thema, ob Let’s Player und YouTuber Journalisten sind, haben wir ja bereits berichtet. Zum zweiten Thema dient dieser Artikel.
Ich blogge ungefähr nun seit 10 Jahren. Angefangen über ein Browsergame. Über meine Koch Ausbildung. Zeit bei der Bundeswehr und Kreuzfahrtschiffen. Ich führte Gutschein und Affiliate Blogs. Machte im Kundenauftrag Privat und oder Unternehmens Blogs. Kennt man sich damit aus, kann man einiges damit verdienen. Mir waren diese Kundenprojekte aber immer zu langweilig. Und nur für Suchmaschinen möchte ich auch nicht arbeiten. Mir liegt also das Privat / Informative Bloggen wie hier auf Lets-Plays.de.
Wie gesagt, ich blogge seit rund 10 Jahren. Ich habe nie etwas von einem Blogger (Ehren)Kodex gehört. Höchstens von Vorschriften und Vorstellungen von PR/Marketing Agenturen, welche Artikel-, oder Linkplätze kaufen möchten. Teilweise gut geschrieben und nett aufgemacht, auch mal statt Vorschrift das Wort Kodex benutzt. Klingt wohl cooler. Bei Golem.de wird der Kodex von den Reisebloggern erwähnt. Schauen wir uns das mal an.
Vorweg, ich schätze Reiseblogger. Kenne selber viele und war ja auch einer davon. Aber zum Kodex einfach auf obigen Link klicken, ansonsten hier einfach lesen, Kodex ist ja recht kurz.
Wir sind eine Gemeinschaft.
Jeder Reiseblogger steht auch ein Stückchen für die anderen, jede gute und schlechte Erfahrung mit ihm wird in der öffentlichen Wahrnehmung auf uns alle übertragen.Das gilt zum einen für den Leser/Nutzer, der ernstgenommen werden muss; beispielsweise durch die klare Unterscheidung von bezahltem und unbezahltem Content.
Dies gilt auch für den Kontakt mit der Tourismuswirtschaft und anderen möglichen Partnern, mit denen ein professioneller Umgang wichtig ist.
Dies sind die ethischen Grundlagen, denen wir uns verpflichtet fühlen.
1. Inhalte
1.1 Glaubwürdigkeit und Individualität ist unser höchstes Gut.
1.1.1 Wir schreiben über Erlebnisse und Gedanken auf Reisen, die wir tatsächlich gemacht haben.
1.1.2 Blogposts leben von der subjektiven Sicht der Autoren, eine eigene Meinung ist wesentlich.
1.1.3 Werbung, Advertorials, Sponsorings, Gewinnspiele, Produkttests und Beiträge, die auf Pressemitteilungen basieren, müssen im Beitrag deutlich als solche gekennzeichnet werden und eventuelle Auftraggeber benannt werden.
1.1.4 Wir respektieren die geltenden Urheber- und Persönlichkeitsrechte.
2. Kooperationen & Werbung
2.1 Kooperationen mit der Wirtschaft, PR-Maßnahmen und Werbung sind probate Mittel, um mit Reiseblogs Geld zu verdienen.
2.1.1 Unsere journalistische Freiheit bleibt von jeder Kooperation unangetastet.
2.1.2 Wir vereinbaren mit Partnern klar und deutlich Ziele und Grenzen der Kooperation.
2.1.3 Wir streben an, dass unsere Leistungen langfristig angemessen vergütet werden.
3. Einladungen und Unterstützung zu Reisen/Events
3.1 Einladungen wie Pressereisen, Bloggerreisen und Events sowie Unterstützungen von individuellen Reisen sind probate Mittel, um Recherchereisen zu realisieren.
3.1.1 Unsere journalistische Freiheit bleibt von jeder Unterstützung/Einladung unangetastet.
3.1.2 Eine Unterstützung/Einladung ist keine Bezahlung. Sie ist die Grundlage dafür, dass wir unserer Arbeit nachgehen können.
3.1.3 Wir kennzeichnen Inhalte, die durch eine Unterstützung/Einladung zustande gekommen sind, deutlich.
3.1.4 Bei Recherchereisen klären wir vorab die beidseitigen Erwartungen mit dem Unterstützenden.
3.1.5 Sollten im Zuge einer Zusammenarbeit Unstimmigkeiten oder Komplikationen auftreten, suchen wir zuerst den persönlichen Kontakt zum Kooperationspartner zur Klärung und Lösung des Sachverhalts.
3.1.6 Im Ausnahmefall behalten wir uns bei triftigen Gründen vor nicht zu berichten und informieren den Einladenden über die Gründe.
Klingt doch soweit vernünftig. Ein weiterer Blogger Kodex, der Blogger Relations Kodex.
Es steht jedem Blogger frei, mit Marken zu kooperieren. Dabei muss immer klar erkennbar sein: Welcher Artikel ist in Zusammenarbeit mit einer Marke entstanden und welcher nicht. Auch §6 Abs. 1 Nr. 1 TMG besagt, dass Werbung für den Nutzer deutlich sichtbar sein muss. Und das gilt auch für Blogger, weil sie nicht als Privatpersonen handeln, sondern redaktionelle Texte verfassen.
Ich bin offen für eine Zusammenarbeit mit Marken.
Der Inhalt meiner Blog-Posts und Posts auf anderen Social Media Kanälen entspricht immer meiner eigenen Meinung. Die lässt sich nicht durch Kooperationen „erkaufen“.
Formen der Zusammenarbeit können sein: sponsored posts, Werbung, Advertorials, Produkttests, Reisen, Events und Gewinnspiele jeder Art.
Eine Zusammenarbeit mit Marken kennzeichne ich klar als solche. Der Auftraggeber wird dabei immer genannt.
Auch hier, klingt vernünftig und spiegelt leicht dem Reiseblogger Kodex. Die Frage ist nun, brauchen Let’s Player und YouTuber einen Kodex? Ein Kodex, der da ist, an dem sich alle halten sollten – aber es doch keiner tut? Aber kommen wir zu den zwei Beispielen von oben und zerpflücken diese auf den YouTube Bereich.
1§
Wie man bei beiden sieht, geht es meist um die Werbung und Kooperationen mit Firmen. Also so gesehen, auch passend für YouTuber. Erster Paragraph beim Reiseblogger Kodex. Man muss Glaubwürdig bleiben. Individualität ist ein muss. Man berichtet über das, was man erlebt / gemacht hat. Eigene Meinung ist wie die Glaubwürdigkeit eines Bloggers sehr wichtig. Gekaufte Werbung oder Kooperation mit Unternehmen, wovon der Blogger profitiert, müssen als solche gekennzeichnet werden. Urheberrecht und Persönlichkeitsrechte werden Respektiert.
Alles klar. YouTuber welchen man nicht glauben kann, fallen eh schon durch. Let’s Player ohne Individualität sind 0815 Let’s Player und sind schnell weg. YouTuber und Let’s Player machen Videos, was sie erlebt haben, wo sie waren, was sie machen, was ihnen Spaß macht. Eben Let’s Plays, Vlogs, Reise Videos, Koch Videos, Schmink Videos und co. Hat man keine eigene Meinung, ist es wie bei der Individualität – 0815. Bei der Werbung, okay, sehe ich ein. Viele YouTuber und Let’s Player markieren dies bereits.
Wie in der Videobeschreibung. “Gesponsort durch XYZ”, “Vielen Dank an XYZ” oder “Mit freundlicher Unterstützung von XYZ”. Kennen wir. Bei vielen auch vorhanden. Bei den meisten wird es aber auch übersehen / von den Zuschauern nicht wahrgenommen. Auch wenn es mir keiner glauben will, viele Zuschauer wissen nicht, was eine Videobeschreibung ist oder wo man diese findet.
2§
Zweiter Paragraph vom Reiseblogger Kodex. Kooperationen / Werbung für Unternehmen sind Mittel um damit Geld zu verdienen. Journalistische Freiheit bleibt bestehen. Ziele der Kooperation werden vereinbart. Gute und angemessene Vergütung.
Auch das sieht man bereits auf YouTube. Werbung, Product Placement und Kooperationen sind Mittel um mit dem YouTube Kanal Geld zu verdienen. Aus dem ersten Paragraph, eigene Meinung und Individualität bleibt bestehen. Ansonsten verkauft man sich = die Zuschauer merken es schneller als bei Bloggern = YouTuber ist durchgefallen. Oftmals werden auch Ziele vereinbart. Das Unternehmen nennt, was sie damit erreichen möchten, wen sie damit ansprechen und was getan werden soll. Beispiel einfach mal Product Placements. Und das man gut bezahlt werden will, ist ja auch klar. Es gibt auch Blogger, die verkaufen einen Artikelplatz für 10 Euro. Andere verlangen für das selbe 300 Euro. Verkaufen deshalb vielleicht auch nur einen Beitrag im Monat.
3§
Dritter und letzter Paragraph beim Reiseblogger Kodex. Einladungen und Events sind Mittel, um für die Beiträge zu recherchieren. Journalistische Freiheit bleibt bestehen.Es ist keine Bezahlung sondern lediglich ein Grundmittel, damit die Arbeit gemacht werden kann. Solche Artikel werden gekennzeichnet. Ziele werden auch hier besprochen. Bei Konflikten oder Unstimmigkeiten wird Kontakt aufgesucht. Ist es langweilig, wird darüber nicht berichtet.
Bestes Beispiel hier, Gronkh und Sarazar in Nepal. Ubisoft macht dort ne Far Cry 4 Vorstellung. Gleichzeitig nutzt man es aus für Videos und Studio71 ist auch vor Ort. Es ist Recherche (Far Cry 4). Journalistische Freiheit bleibt bestehen. Man wird bezahlt, damit man nach Nepal fliegt und das ganze macht. Ob sowas gekennzeichnet wird, wird man sehen. Ziele / Wünsche werden definitiv besprochen. Haben die Probleme wird es besprochen und ist Far Cry 4 scheiße, wird darüber auch nicht berichtet. Denn Eigene Meinung und Journalistische Freiheit.
Man sieht, vieles aus dem Reiseblogger Kodex lässt sich auch auf YouTuber umwandeln. Besser gesagt, vieles trifft schon zu. Zweiter Kodex, ist auch nicht so lange.
Blogger Relations Kodex
Man darf mit Marken und Unternehmen kooperieren. Das ganze muss gekennzeichnet werden als Werbung. Man ist offen für eine Zusammenarbeit. Eigene Meinung und Journalistische Freiheiten. Die verschiedenen Arten von Kooperationen. Kennzeichnung der Kooperation.
Einem YouTuber und Let’s Player ist es gestattet mit Marken und Unternehmen zu kooperieren. Kennzeichnung je nach Fall. Ob man mit jemanden zusammen arbeiten möchte oder nicht bleibt bei einem selber. Eigene Meinung und Journalistische Freiheiten kennen wir ja bereits. Auch im YouTube Umfeld gibt es verschiedene Arten von Kooperationen genau wie Kennzeichnung.
Nun das Thema:
YouTuber Kodex
Wie würde dieser aussehen? So in etwa?
1§ Inhalt
1.1 Eigene Meinung, Glaubwürdigkeit und Individualität ist ein Muss
1.2 Wir machen Videos zu Themen, welche uns interessieren
1.3 Werbung muss als solche gekennzeichnet werden
1.4 Urheberrechte und Persönlichkeitsrechte werden respektiert2§ Kooperation und Werbung
2.1 Kooperationen und Werbung für Unternehmen sind Mittel um Geld zu verdienen
2.2 Journalistische Freiheit bleibt bestehen
2.3 Gute Bezahlung
2.4 Passende Werbung3§ Events und Reisen
3.1 Reisen und Events sind Mittel für Recherchen und nicht für das persönliche Vergnügen
3.2 Das ganze ist keine Bezahlung
3.3 Kennzeichnung der Videos
Wie man sieht, ich hab es kurz gemacht. Weil man es so auch nicht fest machen könnte. Beispiel Let’s Plays. Let’s Plays sind Werbung. Werbung für das jeweilige Spiel. Egal ob Entwickler oder Publisher XYZ dafür bezahlt hat. So gesehen müsste man jedes Let’s Play als Werbung kennzeichnen. Oder direkt wie bei TV Total eine “Dauerwerbesendung” einbauen.
Es ist einfach Fakt, dass Let’s Play Videos Werbung sind. Und da kommt auch die eigene Meinung und Journalistische Freiheit vom Let’s Player rein. Macht er dies nicht, ist er ein 0815 Let’s Player und schneller weg, als er Battlefield sagen kann.
Selbes bei Beauty Kanälen die Produkte vorstellen. Viele machen es ohne Bezahlung und kaufen sich das ganze selber. Ist auch Werbung. Auch eigene Meinung und Journalistische Freiheit ist dort mit inbegriffen. Müsste man also auch kennzeichnen.
Thema Werbung. Hier bin ich schon dafür, dass es eine bessere Aufklärung seitens der YouTuber geben sollte, wo aufgeklärt ist, was Werbung ist und was nicht. Also Product Placements. Unboxings. Produkt Vorstellungen etc… Also um die Art, wo der YouTuber das Produkt kostenlos erhält und oder dafür bezahlt wird. Einfach das der Zuschauer auch den Punkt im Auge hat und das mit ein berechnen kann. So kann man sagen, aha – der macht Werbung für XYZ, also schaue ich es auch als Werbung und nicht als Video von meinem Lieblings YouTuber wo ich mir alles kaufen würde, was er sagt.
Aber die restlichen angesprochenen Punkte wie eigene Meinung und Journalistische Freiheiten – die sind ein fester Bestandteil bei YouTubern. Hat ein Let’s Player keine eigene Meinung bei einem Let’s Play und quatscht nur das runter, was er 5 Minuten vorher in einem Testbericht gelesen hat, dann ist der durch. Den schaut man nicht. Wenn ich mir bei PietSmiet, Gronkh, Sarazar, DebitorLP und co ein Let’s Play anschaue, dann will ich auch deren eigene Meinung. Und die bekommt man auch. Denn man hört es raus, wenn einer einem was vormacht, vor allem, wenn man von dem schon länger Videos anschaut.
Man lernt den YouTuber direkt besser kennen. Man lernt seinen Geschmack. Man weiß, wie sie ticken. Würde jetzt z.B. Br4mm3n und Hardi von PietSmiet Hello Kitty in den Himmel loben, fett promoten nur weil sie dafür bezahlt wurden, dann kriegt man das auch mit. Weil man einfach weiß, die zwei stehen nicht auf einen solchen Scheiß.
Ich denke nicht, dass man einen YouTuber Kodex braucht. Vielmehr sollte es einen Kodex geben, an die Unternehmen und Werbekunden. Ich nehme als Beispiel einfach mal Lets-Plays.de. Mit rund 150.000 Lesern im Monat sind wir doch schon eines der Top Blogs in Deutschland von den Besucherzahlen. Wöchentlich bekomme ich Mails und Anrufe von Unternehmen, die hier gerne ihre Werbung schalten würde.
Würde ich alles mit nehmen was geht, ich käme bei 5.000 – 7.000 Euro raus im Monat netto. Nur ich würde mich selber verkaufen weil ich über jeden Mist berichte. Ob jetzt irgendein schlechtes Browsergame, Software die für meine Leser uninteressant ist, Themen die hier nicht reinpassen oder wo ich einfach weiß, dass Produkt oder Unternehmen ist einfach scheiße. Ich würde zwar ne Stange Geld verdienen, was nicht schaden würde, aber ich würde mich verkaufen für ein paar Euro und damit auch riskieren, dass Projekt zu zerstören.
Denn die Leser sind nicht dumm. Die kriegen sowas mit. Auch sowas lernt man in 10 Jahren Bloggen
Macht jeder sein Ding, bleibt natürlich und auch “Transparent”, dann passt auch alles. Dann braucht man keinen Kodex, an den sich jeder halten sollte aber es keiner tut, wie oben schon gesagt
Und nun mal zu den ersten Dingen: Schönes Wochenende!