In der Schule waren sie cool, scheint man schon mal gehabt zu haben. Das beruhigte mich ein wenig. Der Raufbold war ruhig und schaute mich nur mit großen Augen an. Also die Methode, erst einmal das Schulgelände verlassen, kommentarlos. Dann fragen, was denn passiert sei. Der Andere hat angefangen, mein Kind konnte nichts dafür, laut eigener Aussage. Der hat immer dieselbe Frage gestellt, das machen Kinder ganz gerne. Ich als Außenstehender denke mir an der Stelle, dass es wohl nicht so schlimm ist, dass man da drüber stehen sollte. Aber der Hinweis darauf, man möge dieses Verhalten einstellen, hat wohl zu wiederholten Wiederholungen geführt. Was für ein kindisches Verhalten. Was macht man jetzt damit? Blessuren gab es wohl keine, das hätte man mir schon mitgeteilt. Tote meiner Erkenntnis nach noch weniger. Sogar der Umfang der Rauferei war mir nicht bekannt und vielleicht bin ich zu weich, aber wenn man genervt wird und dann angegriffen wird und das nur unter Vorbehalt, denn meine Quelle ist einseitig und involviert, dann ist man tatsächlich sehr genervt und kann gegebenenfalls keine andere Option sehen, als sich zu wehren. Ein Teufelskreis.
Also, wie gehe ich jetzt damit um? Man möchte doch als Mutter nicht seinem Kind sagen, man glaubt ihm nicht, aber unter den Tisch fallen lassen, geht wohl auch nicht. Ich griff zum Klassiker „Ich bin enttäuscht, man prügelt sich nicht, egal, was der andere macht, man hätte einem Lehrer Bescheid geben können oder weggehen, aber man prügelt sich nicht, ich bin ja so enttäuscht“. Und siehe da der Klassiker hat den Ruf nicht umsonst, es funktionierte sogar besser als ich gedacht hätte. Er entschuldigte sich bei mir vielmals und ich hatte das Gefühl, ich könnte noch einen drauf setzen. „Ich bin auch enttäuscht von mir selbst, ich dachte, ich hätte dich besser erzogen, wahrscheinlich nicht. Ich habe alles falsch gemacht, ich habe es nicht geschafft dir beizubringen, dass man sich nicht prügelt. Woher hast du denn das nur? Löse ich etwa so meine Konflikte? Ich bin so enttäuscht und zwar von mir selbst. Du kannst da nichts für.“
An der Stelle dachte ich, ich wäre zu weit gegangen. Aber und jetzt wieder die Idee, dass ich mal einen Erziehungsratgeber schreiben sollte, es funktionierte, so komisch wie es sich anhört, so wahr ist es auch. Es funktionierte einfach. Er war völlig verzweifelt und meinte, ich könnte ihn ja bestrafen und es liege gar nicht an mir. „Doch, doch.“ „Nein, bitte.“ „Aber wie sollte ich dich denn bestrafen, was bringt das? Ich bin einfach nur so enttäuscht.“ Und so ging es weiter und weiter und er wollte einfach nur seine Strafe haben. Aber wie hätte ich denn meinen Fehler wieder gut machen können? Und was hätte in dem Zusammenhang Fernsehverbot bewirkt? Wo ich doch so enttäuscht war. Das ging dann eine ganze Weile hin und her und ich war zufrieden mit mir selbst. Die Reaktion war besser als ich es je erwartet hätte. Und dann kam mir die Idee, was ist, wenn er nur den Reumütigen gemacht hat, nachdem ich so rührselig war, um der Strafe zu entgehen? Wer hatte jetzt noch mal wem, was vorgemacht? Meine Fresse ist umgekehrte Psychologie kompliziert. Weswegen auch immer, seitdem ist mir nichts mehr zu Ohren gekommen. Hoffen wir mal, dass es so bleibt, ansonsten bekomme ich die Gelegenheit meine Taktik erneut zu prüfen und gegebenenfalls die Auswirkung zu untersuchen. Drückt mir die Daumen.
(Foto: jutta rotter / pixelio.de )