Ein wenig leiser, wenn’s geht

Kinderstimmen, etwas Schöneres gibt es kaum auf der Welt. Darin sind wir kinderlieben Menschen uns wohl einig. Und doch gibt es Momente, da würde ich lieber den entnervenden Ton einer Kreissäge hören anstatt das süße Geplapper eines Kindes. Zum Beispiel nachts um Viertel nach eins, wenn das Prinzchen neben unserem Bett steht und verkündet, er brauche eine frische Windel, er sei ganz nass. Eine Kinderstimme lässt sich natürlich nicht ignorieren, auch wenn man genau dies gerne tun und weiterschlafen möchte. Wenn sich dann beim Wickeln herausstellt, dass gerade mal drei Tröpfchen Urin in die Windel geflossen sind, dann wünscht man sich natürlich, man hätte sich dennoch für das Ignorieren entschieden, aber eben, welcher Unmensch ignoriert schon ein Kind, das gewickelt werden will?

Auch abends um halb zehn, wenn eigentlich alles schon längst schlafen sollte, zerren die feinen Stimmchen ganz gewaltig an meinen überreizten Nerven. So sehr, dass ich mich zuweilen geradezu anstrengen muss, den Inhalt des Gesagten überhaupt noch wahrzunehmen. Natürlich ist es herzerwärmend, wenn ein schlafloser Karlsson mir zu später Stunde anbietet, die Küche für mich aufzuräumen, weil ich mir heute bei einem Treppensturz ziemlich weh getan habe und deshalb die Aufräumerei nur unter Jammern und Stöhnen erledigen kann. Oh ja, sein Angebot ist unglaublich lieb, aber hätte er mir dieses nicht schriftlich unterbreiten können? Ich hätte es auch so mit Freuden angenommen.

Auch so ein Moment, in dem ich auf kindliches Geplapper verzichten könnte: „Meiner“ und ich möchten planen, wer wen zu welchem Zeitpunkt wohin karrt und wieder abholt. Eine unglaublich komplizierte Angelegenheit. So kompliziert, dass der süße Kang von „Mama, ich habe alle meine Hausafugaben schon fertig“ nur noch als Lärmbelästigung und nicht als die freudigste Nachricht des Tages wahrgenommen wird. Und auch wenn ich mir stets eine lebhafte Runde am Esstisch gewünscht habe, komme ich nicht umhin, hin und wieder zu brüllen: „Jetzt seid mal alle einen Augenblick lang still, man kann ja sein eigenes Kauen nicht mehr hören!“

Ziemlich kleingeistig von mir, wegen solcher Banalitäten ungeduldig zu werden, ich weiss. Im Gegenzug zeige ich mich aber bei Trotzen und Heulen erstaunlich tolerant. Denn dass die Kinder manchmal einfach nicht anders können, habe ich schon längst akzeptiert. Und ich nehme es ihnen nicht übel, auch wenn sie dabei meist ziemlich laut werden.

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