Hallo liebe Freundinnen und Freunde der Regenbogenkombüse!
Am vergangenen Samstag war ich mit meinen beiden aus Spanien adoptierten Hunden einmal wieder bei uns im schönen Odenwald unterwegs. Zuvor hatte ich eine Nachricht erhalten die, sagen wir mal, alles andere als positiv war. Deshalb war ich traurig und wütend zugleich, haderte ein wenig mit dem Schicksal und damit, wie gefühllos und kalt doch Menschen mit anderen Menschen umgehen können und wie sie es schaffen, sich auf Kosten anderer zu bereichern. Als ich mir also die Wanderschuhe anzog und wegen des Nieselregens in meine dicke, wasserundurchlässige Jacke schlüpfte, war ich alles andere als in fröhlicher Stimmung. Selbst der Wettergott schien sich gegen mich verschwört zu haben!
Hundeglück im Odenwald
Als ich unseren Hausberg erklommen hatte und auf der ersten Anhöhe stand, machte ich die Hunde von der Leine. Sie trabten erst ein paar Meter hinter mir her. Dann blieb Filou plötzlich stehen, senkte ein wenig den Oberkörper und wedelte mit der Rute: Playtime! Und schon ging die wilde Hatz über die Wiese, Mäuselöcher und Maulwurfshügel los. Mit vor Freude strahlenden Gesichtern (habt Ihr/ haben Sie schon mal einen Hund wirklich fröhlich strahlen sehen?), heraushängenden Zungen und caninem Feuereifer wurde getobt, Fangen gespielt und Scheinkämpfe veranstaltet. Als die Kräfte allmählich etwas nachließen, wurden die Maulwurfshügel interessant. Dei beiden Hunde nahmen sich, Nasenspitze an Nasenspitze, einen der rotbraunen Erhebungen vor und buddelten, was das Zeug hielt. Ich hoffte inständig, dass der arme Maulwurf schon längst das Weite gesucht hatte und irgendwo im tiefsten Untergeschoss seiner Höhlenanlage sicher den Ansturm auf seine Behausung aussitzen konnte. Nachdem der Hügel fachmännisch nach Hundeart zerlegt worden war und beide Hunde die rotbraune Färbung des Maulwurfhügels angenommen hatten, ging es dann zum eigentlichen Spaziergang. Dabei wurde ausführlich die Odenwälder Hundezeitung gelesen und entsprechend “kommentiert” (sprich: die betreffene Stelle angepinkelt).
Warum erzähle ich Euch/ Ihnen dies alles? Diese Geschichte bietet sowohl für Hundehalter sowie für Menschen ohne Hunde nichts Neues. Oder doch? Für mich steckt in ihr ein kleines Wunder. Und dass nicht nur zur Weihnachtszeit.
Warten auf ein neues Leben. Tiertransport aus dem Tierheim in Ubeda.
Hunde mit einem traurigen Vorleben
Denn Filou und Fritzchen sind Hunde mit einer Vorgeschichte. Einem Vorleben.
Sie stammen aus einem Land, das von uns Deutschen zwar gern bereist wird, in dem man sich eines Hundes aber wie einer leeren Konservendose entledigen kann. Entweder setzt man den Hund kurzerhand auf die Straße oder bindet ihn im Wald an einen Baum. Oder man nimmt den Hund mit auf eine Autofahrt und schmeißt ihn dann, in sicherer Entfernung von zuhause, auf Nimmerwiedersehen aus dem Auto. Hunde, denen solches erfährt, haben vielleicht noch Glück. Sie werden nicht an einem Baum erhängt, nicht mit Benzin übergossen und angezündet, nicht mit Rattengift vergiftet oder zu Tode geprügelt. Sie bleiben am Leben. Zumindest noch für eine kurze Zeit. Die meisten Hunde, die man wie Abfall entsorgt, landen nämlich in sogenannten Perreras, den Tötungsstationen. Dort hocken sie meist dicht an dicht, mit nur minimaler Versorgung. Bei Hitze und bei Kälte. Egal wie groß oder klein, alt oder jung, krank oder gesund, lieb oder aggressiv sie sind. Auch ob sie reinrassig oder Mischlingshunde sind, ist in den Perreras nicht von Bedeutung.
Die Hölle spanischer Perreras
In dieser Hölle bleiben die Hunde zwischen 10 bis 30 Tagen. Wenn in der Zeit niemand kommt, um diese verlorenen Seelen dort herauszuholen (und wie groß ist die Chance wohl, dass ihre ehemaligen “Besitzer” dies tun werden?), werden sie nach Ablauf der Frist euthanasiert. Ein schnelles, schmerzloses Ende ihres traurigen Lebens? Mitchnichten. Denn das “Einschläfern” wird meist nicht so behutsam und einfühlsam vorgenommen, wie ich es hier zum Beispiel von unserem Tierarzt gewohnt bin. Der setzt erst eine Beruhigungsspritze, durch die das Tier nach drei bis vier Minuten völlig stressfrei wegdämmert. Erst dann wird die tödliche Dosis an Betäubungsmittel injiziert. In Spanien geht man diesbezüglcih brachialer vor: Die Hunde werden von 2 Helfern gehalten, die Vene wird freigelegt und die tödliche Spritze direkt gesetzt. Dabei wehren sich die meisten Hunde verzweifelt, schreien, winseln, defäkieren. Die anderen Hunde, deren Zeit nach den rechtlichen (unrechtlichen?) Bestimmungen ebenfalls abgelaufen ist, bekommen dies “live” mit. Wissen also, dass der Tod unmittelbar auf sie wartet. Und es gibt kaum ein Entrinnen.
Rettung durch engagierte Tierschützer
Einige von diesen Hunden haben Glück. Denn nicht alle Spanier haben kein Herz für Tiere. Seit Jahren bemühen sich in ganz Spanien zahlreiche Tierschützer, so viele Hunde – und auch Katzen – wie möglich aus der Hölle der Perreras herauszuholen. Die Tiere kommen in sogenannte Übergangslager, in denen man sie medizinisch versorgt, wieder aufpäppelt und neue Familie für sie sucht. Dies geschieht in Koordination mit zahlreichen deutschen Tierschutzorganisationen, die bemüht sind, den Hunden und Katzen in Deutschand ein neues Leben zu ermöglichen.
Filou
Und jetzt komme ich wieder zu meiner Geschichte. Oder besser gesagt zu der von meinen Hunden, Filou und Fritzchen. Die beiden haben die Hölle der Perreras am eigenen Leibe kennengelernt. Sie wissen, wie das ist, zu hungern, zu frieren oder vor Hitze fast einzugehen. Von größeren Hunden gemobbt zu werden und um jeden Bissen Fressen zu kämpfen. Keinen Auslauf zu haben und statt auf einer weichen Decke auf dem harten Betonboden des Zwingers zu liegen. Und zu hoffen. Zu hoffen, dass sich jemand ihrer erbarmt und ihnen ein hundewürdiges Leben ermöglicht.
Fritzchen
Filou und Fritzchen – dem Elend der Tötungstationen entkommen
Dies haben spanische und deutsche Tierschützer getan. Dadurch kam erst Filou, ein gutes Jahr später auch Fritzchen zu uns in den Odenwald.
Als wir Filou aus seiner Pflegefamilie (wo er nach seiner Ankunft in Deutschland vorübergehend untergebracht war) abholten, wollte er überhaupt nicht mit uns kommen. Er klammerte sich an die, die ihm in den 10 Tagen, die er dort verbracht hatte, Liebe, Aufmerksamkeit und ein warmes, sicheres Plätzchen zum Schlafen gegeben hatten. Uns betrachtete er misstrauisch, hatte Angst, dass wir ihn zurück ins Tierheim bringen. Mehr als sechs Wochen ließ er sein Körbchen bei uns im Schlafzimmer links liegen. Schlief auf einer Decke auf der Galerie, wo er alles im Blick hatte und im Bedarfsfall schnell flüchten konnte. Es dauerte fast ein ganzes Jahr, bis mein Mann Filou ohne meine Mithilfe an die Leine nehmen konnte. Vor fremden Männern hat er heute noch Angst.
Fritzchen kam in etwas besserem Zustand zu uns. Wir wissen nichts Genaues, doch es ist anzunehmen, dass er nur kurze Zeit in der Perrera und im Übergangslager von Ubeda bleiben musste. Was in seinem Leben davor passiert ist, darüber konnten wir so gut wie nichts herausbekommen. Wahrscheinlich war Fritzchen ein Deckrüde in einer Hinterhofhundevermehrung. Warum er dann plötzlich in der Tötungsstation gelandet ist, können wir nicht einmal erahnen. Allen Menschen gegenüber ist er trotz seiner schlechten Erfahrungen sehr offen, sucht und bekommt die notwendigen Schmuseeinheiten. Mit Filou versteht er sich von Anfang an prima, die beiden warem schon nach 3 Tagen die besten “Hundekumpels”. Auf andere Hunde, vor allem große, reagiert Fritzchen anfänglich aggressiv. Kennt er die Hunde und weiß, dass sie ihm nichts tun, nimmt er an ihren Aktivitäten teil und gliedert sich ins Rudel ein. Unsere Katzen haben es momentan nicht leicht, weil Fritzchen von der Angst verfolgt wird, dass sie ihm sein Futter wegfressen. Kommen sie in die Nähe des Futterplatzes oder der Küche, werden sie verjagt. Außerhalb des Hauses und in entspannter Atmosphäre werden die Katzen dagegen fast “totgeschmust”. Was sie übrigens gern erwidern. Beim Gassigehen muss ich aufpassen, dass Fritzchen nicht über alles, was irgendwie fressbar erscheint, herfällt. Die Wochen, in denen er hungern musste, haben sich tief in sein Bewusstsein eingemeißelt.
Happy end für Mensch und Tier
Diese beiden Hunde, die dem Tod schon so nahe waren, toben nun über die Wiesen des Odenwaldes. Können laufen, buddeln, fröhlich und einfach nur Hund sein. Sind glücklich, “ihre” Menschen gefunden zu haben, die sie so nehmen, wie sie sind. Mit allen Macken und Liebenswürdigkeiten. Als Dank dafür schenken sie uns jeden Tag ihre uneingeschränkte Liebe und Fröhlichkeit.
Gibt es da noch einen Grund, schlechte Laune zu haben? Traurig zu sein? Nach dem ausführlichen Spaziergang über Stock und Stein hatte ich meine Sorgen zwar nicht vergesssen, sie aber in Bahnen geleitet, wo ich besser mit ihnen umgehen kann. Ich hatte über das Herumtollen meiner dreckigen, aber glücklichen Hunde lauthals gelacht. Mich an ihrer Freude erfreut. Und mich dabei wieder ein Stück gefunden.
Fritzchen + Filou.
Zwei “Spanier” schließen Freundschaft.
Jetzt ist die Chance, ein Tier glücklich zu machen!
Deshalb möchte ich Euch/ Sie gerade jetzt zur Weihnachtszeit bitten: Öffnet eure Herzen und Türen für die vielen vierbeinigen Geschöpfe in deutschen oder spanischen, rumänischen, griechischen, bulgarischen, italienischen, ukraiinischen und vielen anderen Tierheimen. Viele dieser Tiere leben in bitterer Not. Da macht auch Weihnachten keinen Unterschied. Aber wir Menschen haben es in der Hand, diesen vernachlässigten und gedemütigten Kreaturen ein würdiges und glückliches Leben zu ermöglichen. Indem wir ihnen ein neues liebevolles und sicheres Zuhause schenken.
Aber Achtung: Ein Tier gehört nicht als Geschenk unter den Weihnachtsbaum!
Natürlich gehören Tier nicht unter den Weihnachtsbaum. Auch oder gerade nicht, wenn es sich um ein Tierheimtier handelt. Der Trubel und die Erwartungen wären viel zu hoch! Das Tier und seine neuen Menschen viel zu gestresst! Außerdem sollte es sich bei der Adoption eines Hundes oder einer Katze aus dem Tierheim niemals um eine Spontanentscheidung handeln. Ein Tier aufzunehmen, muss gut abgewogen und überlegt sein.
Die Weihnachtspause nutzen, um sich zu informieren und zu überlegen, ob die Adoption eines Tieres möglich ist.
Wofür man die Weihnachtspause jedoch nutzen kann, ist zu überlegen, ob und welche Möglichkeiten bestehen, ein Tier bei sich aufzunehmen. Wenn der Trubel der Bescherung und des Weichnachtsessens überstanden sind, kann man sich in aller Ruhe mit dem Laptop oder Tablet auf die Couch setzen und auf den Internetseiten der verschiedenen Tierschutzorganisationen vorbeischauen. Dort findet man nicht nur eine (erschreckend) große Auswahl an kleinen und großen, jungen und älteren Hunden wie auch Katzen, die ganz dringend auf ein neues Zuhause warten, sondern auch alle Informationen zur Adoption. Vielleicht ist unter diesen ehemaligen “Wegwerfgeschöpfen” ja genau der Hund oder die Katze, in die Ihr Euch/ Sie sich auf der Stelle verliebt/verlieben? Ein Tier, dass genau zu Euch/ zu Ihnen passt? Dass Euch/ Ihnen nicht nur zu Weihnachten, sondern an 365 Tagen seine ganze bedingungslose Liebe schenkt?
Ich würde mich freuen, wenn ich mit diesem Beitrag ein wenig dazu beitragen könnte, dass es zwischen Tierheimhund oder Tierheimkatze und Mensch ein “happy end” gibt.
Von mir persönlich empfohlene Tierschutzorganisationen
Gute Erfahrungen habe ich persönlich mit diesen Tierschutzorganisationen gemacht:
- Tierschutzinitiative Odenwald (hier bin ich seit Jahren Mitglied)
- ALBA – Asociacíon para la liberacíon y el bienestar animal
- Franz von Assisi Hundenothilfe
- Tiere in Not Odenwald e.V.
- Hundehilfe Pfalz
- Tierhilfe Menorca e.V.
Danke für das Lesens dieses langen Artikels.
Herzliche Grüße auch von Fritzchen und Filou.
Heike Kügler-Anger
P.S.: Wer nachlesen möchte, wie Fritzchen zu uns kam, kann dies übrigens hier tun.