Ein verkaufsoffener Sonntag als Tag der deutschen Einheit

Das Einheitsfest, das in Frankfurt stattfand, war ein staatstragendes Volksfest für Gewinnertypen. Die DDR als ein Teil der Einheit hatte nur Geltung als Unrechtsstaat. Es war überhaupt so ein denkwürdiges Wochenende zwischen antieskapistischem Schutzwall und sonntäglichen Shopping.

Ein verkaufsoffener Sonntag als Tag der deutschen Einheit

Ach, was war Frankfurt selig. Besonders am Sonntag, am Tag nach dem Tag der deutschen Einheit. Denn die Geschäfte machten auf. Das war ihre Wiedergutmachung für einen verlorenen Samstag des Konsums. Da hatten all die Mitarbeiter im Handel mal die Chance auf ein völlig freies Wochenende - und dann war es wieder nichts. Ironie der Geschichte, dass man dieses Motiv für die viel zu schnelle Einheit bemühte. Besonders die Union ging ja damals mit dem Konsum, vulgo "D-Mark" genannt, hausieren und sicherten so ihrem Kanzler im Umfragetief die Wiederwahl. Plötzlich ging es dann im Osten nicht mehr um die Liberalisierung des real existierenden Sozialismus, sondern um die schnelle Verwirklichung von Konsumwelten, wie sie der Westen kannte. Passend dazu also eine Reminiszenz darauf am Wochenende: Nach dem Tag der Einheit ein Sonntag des Konsumismus. Damit wir ja nicht vergessen, dass die Verführung in den Schaufenstern das Fundament dieser Einheit nach westlichem Muster war.


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