THE POWER OF THE PRESS
USA 1928
Mit Douglas Fairbanks, jr, Jobyna Ralston, Mildred Harris, Dell Henderson, Wheeler Oakman u.a.
Regie: Frank Capra
Schon zu Stummfilmzeiten hatte sich Frank Capra mit Themen befasst, die auch in seinen berühmten Tonfilmen (etwa Mr Deeds Goes To Town) zu finden sind: Die Korruption der Mächtigen, welche durch die moralische Aufrichtigkeit eines Einzelnen zu Fall gebracht werden; die Macht des Geldes und – die Macht der Presse.
Letztere ist beim hier vorliegenden Film titelgebend, was allerdings etwas irreführend ist, denn in der zweiten Hälfte wird sie als Thema zugunsten einer Krimihandlung weitgehend wieder fallengelassen.
Im Mittelpunkt dieses Films steht, wie oft in späteren Capra-Filmen, ein “kleiner Fisch”, der Journalist Clem Rogers (Douglas Fairbanks, jr), der für eine grosse Zeitung täglich den Wetterbericht in die Maschine hämmert und vom grossen “Scoop” träumt. Zufällig ist er noch in der Redaktion, als spät Abends ein Gouverneurskandidat erschossen wird. Mangels anderer Reporter schickt der Redaktor Clem zum Tatort, wo dieser zufällig eine sensationelle Entdeckung macht: Die Tochter eines weiteren Gouverneurskandidaten flüchtet vom Tatort. Er stellt ihr nach und bezeichnet sie in dem Artikel, den er darauf schreibt, als Mörderin. Die Sensation ist perfekt, Clem steigt in der Hierarchie der Redaktion nach oben.
Es kommt zum Skandal, zumal sich die schöne Dame (Jobyna Ralston) als unschuldig erweist. Zusammen mit Clem macht sie sich in der Folge auf die Suche nach dem wahren Mörder, hinter dem ein dritter Gouvereurskanditat steckt…
Ein schöner Film, allerdings ist es nicht die Handlung, welche ihn sehenswert macht. Nach einem fulminant-bissigen, richtig “capraesken” Start erweist sie sich vor allem im zweiten Teil als doch recht einfach gestrickt. Dafür glänzt The Power of the Press mit vielen witzigen szenischer Einfällen und mit schillernden Nebenfiguren, die allesamt von brillianten Schauspielern und Schauspielerinnen verkörpert werden.
Am meisten überrascht war ich von Wheeler Oakman, dem romantischen Liebhaber aus dem Mabel-Normand-Film Mickey (1918). Er gibt den Finsterling hier mit soviel Spiellust, dass es eine Freude ist, ihm zuzusehen. Dabei gelingt ihm das Kunststück, seine Figur sowohl komisch zu überzeichnen als auch, sie gefährlich wirken zu lassen.
Der von mir sowieso bewunderte Dell Henderson tritt hier als schmieriger, Kaugummi kauender Reporterkollege auf, der Clem dauernd Steine in den Weg legt. Eine weitere unvergessliche Henderson-Type – der Mann konnte einfach alles Spielen!
Damit sind nur zwei genannt, aber in diesem Film ist buchstäblich jede kleinste Nebenrolle perfekt besetzt, jede Nebenfigur ist prägnant gezeichnet – auch dies ein Merkmal, welches Capras spätere Werke auszeichnet.
Auch die beiden Hauptdarsteller, Jobyna Ralston und Douglas Fairbanks, jr, vermögen in ihren Rollen voll und ganz zu überzeugen. Für Fairbanks Junior, der damals gerade mal 18 Jahre zählte, brachte dieser Film den Durchbruch auf der grossen Leinwand. Er half ihm, aus dem übermächtigen Schatten seines berühmten Schauspieler-Vaters zu treten.
Fazit: The Power of the Press ist ein lohnenswerter vergessener Capra-Film – so vergessen, dass ihn offenbar nicht mal mehr Capra selbst in Erinnerung hatte, jedenfalls erwähnt er ihn in seiner Autobiografie nicht. Das erstaunt, ist doch The Power of the Press der deutlich bessere Film als etwa der hier bereits bersprochene The Matinee Idol; jedenfalls hätte er eine prominente DVD-Publikation durchaus verdient.
Bislang ist er aber nur bei Grapevine Video in den USA erhältlich, eine auf Klassiker spezialisierte DVD-Firma, welche ihre Titel meist von 16mm-Material fertigt; Grapevine hat zwar einen Riesenkatalog von zum Teil schwer zugänglichen Werken (wie dem hier vorliegenden), doch die Qualität ist nicht auf der Höhe der Stummfilm-DVDs von professionellen Anbietern.
7/10
Die DVD: Dies ist eine der besten DVDs aus dem Hause Grapevine Video, die ich kenne! Die Bildqualität kann mit jener der DVDs im Hochpreissektor zwar noch immer nicht mithalten, doch sie ist hier um Klassen besser als die der meisten anderen DVDs dieses DVD-R-Vertriebs. Wirklich akzeptabel, aber ich bin nicht allzu heikel, was die Bildqualität betrifft. Natürlich gibt es Laufstreifen und Schmutzpartikel, die durchs Bild sirren – micht bringt sowas noch nicht aus der Ruhe. Nur das gelegentliche Flackern des Bildes hat mich gestört. Eine kurze Szene fehlt zudem, was sich durch einen abrupten Szenen-Sprung in der Handlung bemerkbar macht.
Das Bild ist viragiert – nicht allzu fantasievoll (orange und blau).
Die Musikbegleitung ist überraschend gut. Sie ist zwar Stückwerk, zusammengestoppelt aus bestehenden Filmmusiken von Grapevine-Betreiber Jack Hardy, aber es ist erstaunlich, wie passend einzelne Sequenzen oder Szenen untermalt sind! Da hat Hardy wirklich Präzisionsarbeit geleistet. Auch punkto Begleitung gilt: Das Beste, was ich von Grapevine bislang gesehen habe.
Reginalcode: 0
Verfügbarkeit:
USA: Der Film stammt aus dem DVD-R Sortiment von Grapevine Video. Es handelt sich um das bislang beste mir bekannte Produkt dieses Anbieters. Hier ist der Link.
Für Preisvergleiche, evtl. preisgünstigere Angebote und andere Fragen im Zusammenhang mit DVD-Bestellungen aus dem Ausland siehe auch die Tipps zur DVD-Bestellung im Ausland.
Deutschsprachiger Raum: Hier ist der Film nicht verfügbar.