Ein Verbot und seine Folgen


Ein Verbot und seine FolgenAuf dem heutigen Loseblatt, mein lieber Leser, mache ich eine kleine, aber durchaus schildbürgerliche Exkursion in die Irrungen und Wirrungen unsere Lokalpolitik. In Ulm, meiner Heimatstadt herrscht nämlich seit dem 01. Januar 2014 ein strenges Verbot, Wildvögel zu füttern. Das bedeutet, dass nunmehr zum Beispiel das winterliche Füttern der Enten und Schwäne an der Donau mit einer Geldbuße bis zu einer Höhe von 60,- Euro geahndet werden kann.
Nun verhält es sich aber so, dass die Stadt Ulm am einen Ufer der Donau liegt und zu Baden-Württemberg gehört. Am anderen Ufer befindet sich jedoch die Stadt Neu-Ulm und die gehört zu Bayern. Exakt in der Mitte der Donau verläuft die Landesgrenze und wie du dir sicherlich schon denken kannst, gilt dieses Verbot auf der bayrischen Seite, also in Neu-Ulm nicht und wird auch nicht kommen, denn im Rathaus sieht man in diesem Zusammenhang keinen Regelungsbedarf und verweist darauf, dass man andere, ernstere Probleme habe als ein paar tierliebe Rentnerinnen, die mit ihren Enkelkindern die Enten und Schwäne an der Donau füttern.
Doch was bedeutet das für die armen Wasservögel? Neid und Missgunst machen sich unter den gefiederten Donaubewohnern breit. Schon fordert eine Initiative, gegründet von Neu-Ulmer Schwänen und Enten, die Armutszuwanderung von der Ulmer Seite zu begrenzen. Die raren Futterplätze werden von bayrischen Möwen mit Argusaugen bewacht und hungrige Flüchtlinge, die vom ulmischen Ufer herüber gepaddelt kommen, werden rigoros abgewiesen. Außerdem wird ein Bürgerbegehren unter den Neu-Ulmer Wasservögeln vorbereitet, das den Zuzug baden-württembergischer Schwimmhäuter begrenzen und die bayrischen Wohlfahrtssysteme (Senioren mit Brotbürfeln) vor den ausländischen Sozialschmarotzern abschotten soll.
Lieber Leser, besuche das sehenswerte Ulm und die Nachbarstadt Neu-Ulm. Hier kannst du erleben, wie ein ehemals friedliches Biotop, ein harmonisches Miteinander von Wasservögeln verschiedener Nationen durch ein kleines, albernes Gesetz zerstört wurde und stattdessen auf der schönen blauen Donau nun erbarmungslose Konkurrenz regiert und Futterneid sowie das Recht des Stärkeren das Zusammenleben der einheimischen Möwen, Enten und Schwäne bestimmt.

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