Ein verärgerter Fahrgast – Peter Handkes “Untertagblues” auf der Studiobühne

Von Theatertogo @MarieGolueke

http://www.theaterwissenschaft.uni-muenchen.de/forschung_praxis/_studiobuehne_twm_/winterspiele12-13/untertagblues/index.html

In der neuen Produktion der Theaterwissenschaftsstudenten im Rahmen des szenischen Praktikums hat man sich diesmal dem Stück “Untertagblues – Ein Stationendrama” von Peter Handke gewidmet. Schon zu Beginn wird man angenehm überrascht, wird man doch stillschweigend erst durch einen langen Korridor, dann in den Keller und schließlich in die Studiobühne von einer der Protagonisten geführt. Auf diesem Weg begegnen einem immer wieder Figuren, die einen grundlos beschimpfen. Dann betritt man endlich die Blackbox Studiobühne, welcher diesmal die Atmosphäre einer U-Bahn verliehen wurde. Während der Schaffner jeweils die nächste Station ausruft, wird man von Station zu Station von einem Monolog ganz im Stil von Handkes “Publikumsbeschimpfung” begleitet. Ein einzelner Fahrgast beleidigt und denunziert seine entweder ahnungslosen oder desinteressierten Mitfahrer, während diese gerade ein Kind auf die Welt bringen oder sich hemmungslos besaufen. Jeweils von einem anderen Schauspieler mehr oder weniger überzeugend gespielt, wird schnell klar, dass es sich um die gleiche Figur handelt, die offenbar ein Problem mit der Welt zu haben scheint.

Irritierend und zugleich innovativ waren dabei die schnellen Kostümwechsel “versteckt” von einem Klavier in einer Senke mitten auf der Bühne. Dadurch wurde man leider viel zu oft von dem anderen Geschehen auf der Bühne abgelenkt, was auf Kosten der Inszenierung ging. Gelungen waren hingegen die Gruppenszenen, die einen an die morgendlich überfüllte U-Bahnfahrt in einer Sardinenbüchse erinnerten. Überraschend waren auch die guten Gesangseinlagen und die überzeugend kafkaeske Anklageszene zum Schluss, die einen bleibenden Eindruck hinterließen. Fazit: Unterhaltsam. Es spielten Adela Sabban, Stefanie Kaindl, Lene Gaiser, Lena Iversen, Andreas Giesser, Charlotte Warkentin, Jan Struckmeier, Sophie Rosenthal, Manuel Kröger und Elisabeth Hartl.