Ein Update mit Folgen: Wenn sich die Kundschaft veräppelt fühlt

Heute wandert der “Klodeckel” mal nicht an die Politik, sondern an einen Konzern, der in der abgelaufenen Woche eine Pleite erlebte, die durchaus mit dem seinerzeitigen “Elchtest” der umfallenden A-Klasse vergleichbar ist. Ungeduldig erwartet von der hörigen Anhängerschaft, zog sich Apple mit seinem neuen iPhone sogleich den Zorn von mehr als 10 Millionen Kunden zu. Dabei soll es nicht um die paar Schlaumeier gehen, die mal herausfinden wollten, was die kleine Aluminiumschachtel so alles aushält. Wer ein fast 700 Euro teures, inzwischen ziemlich großes, aber millimeterflaches Hightech-Gerät achtlos in die Gesäßtasche steckt, verdient die Erfahrung, dass dieses anschließend verbogen wieder zum Vorschein kommt. Gut lachen hatte einer der Handykiller dennoch: Mit seinem millionenfach angeklickten Youtube-Video hat er in kürzester Zeit Werbeerlöse erzielt, die für mehrere Hundert neue iPhones ausreichen. Aber vielleicht will er ja auch gar kein neues iPhone. Das Apple-Image bekommt nämlich immer mehr Kratzer. Und dies könnte so manchen Interessenten davon abhalten, sich die teuren Alleskönner der Amerikaner zuzulegen. Zumal die Konkurrenz aus Asien längst Adäquates zum günstigeren Preis anbietet.

Ihr Waterloo erlebten die Nachfolger des seligen Steve Jobs bereits zum Verkaufsstart, als nach dem Update des Betriebssystems beim iPhone der neuesten Generation nichts mehr ging. Als dann auch noch die ersten Meldungen verbogener Handys aufkamen, brach der Aktienkurs ein: Fast 20 Milliarden Euro an Börsenwert löste sich zwischenzeitlich in Luft auf. Zwar hat sich die Aktie wieder erholt und notiert immer noch in der Nähe ihres Allzeithochs, doch wird immer offensichtlicher, dass der einstige Star am Hightech-Himmel ein echtes Problem hat. Und so verwundert es nicht, dass die Führungsriege zu Wochenbeginn größere Aktienpakete abstieß, um Kasse zu machen. Das ist nichts Unrechtes, lässt aber die Frage zu, wie sehr man selbst an weitere große Erfolge glaubt. Zu stark ist die Konkurrenz inzwischen. War Apple unter Jobs ein Trendsetter, der Produkte für gehobene geschmackliche und funktionale Ansprüche anbot, kommen die neuesten Mobilfunkgeräte eher unhandlich und überladen daher. Keine feinen Handschmeichler im edlen Design mehr, für die sich eine Bedienungsanleitung erübrigte, weil sie intuitiv zu benutzen waren, sondern der fragwürdige Versuch, die eierlegende Wollmilchsau im Handyformat zu gebären. Oft ist weniger eben mehr.

Es scheint, als sei der kalifornischen Ideenschiede mit dem Tod des Firmengründers Jobs das Gespür für künftige Trends abhanden gekommen. Natürlich lässt sich aber auch die heutige IT-Welt nicht mehr in dem Maße revolutionieren, wie dies noch zu Beginn des Jahrtausends der Fall war. So bietet das neue iPhone auch herzlich wenig wirklich Neues. Sei´s drum, Millionen Apple-Stammkunden werden auch weiterhin auf die Produkte des Hauses schwören. Doch wie viele kommen künftig hinzu? Neue Käufer soll die für das kommende Jahr angekündigte Apple Watch anlocken. Ob aber die Armbanduhr der nächste große Renner wird, muss nicht nur angesichts der aktuellen Software-Probleme bezweifelt werden. Wer mindestens ein iPhone 5 besitzt, darf sich darüber freuen, dass er die wichtigsten Informationen seines Handys künftig auch auf der Uhr ablesen kann, etwa verpasste Anrufe. Doch braucht man das wirklich? Und ob Mondphasen im Uhrendisplay das Leben bereichern, sei ebenfalls dahingestellt. Hartnäckig hält sich zudem das Gerücht, der Akku der Uhr halte gerade einmal 24 Stunden. Für viele ist es nicht vorstellbar, doch wäre Apple nicht der erste IT-Dinosaurier, über den die Zeit hinweggeht.


Tagged: Apple, Bendgate, Cooke, iPhone, Jobs

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