Wie damals, als der Herr in Bethanien saß, und Maria kostbares Nardenöl hertrug, und goß es über die heiligen Füße, und trocknete sie mit ihren Haaren, und der Duft füllte das ganze Haus. Enger Sinn murrte: „Wozu die Verschwendung?“ Gottes Sohn aber sprach: „Laßt sie, es ist auf den Tag meiner Grablegung geschehen.“ Ein Geheimnis des Todes war hier, der Liebe, des Duftes und des Opfers.
Und das ist auch im Weihrauch: ein Geheimnis der Schönheit, die von keinem Zweck weiß, sondern frei aufsteigt. Der Liebe, die brennt, und verbrennt, und durch den Tod geht. Und auch hier steht der dürre Sinn und fragt: „Wozu das Alles?“ Ein Opfer des Duftes, und die Schrift selbst sagt: Das sind die Gebete der Heiligen. Sinnbild des Gebetes ist der Weihrauch, und gerade jenes Gebetes, das an keinem Zweck denkt; das nichts will und aufsteigt wie das Gloria nach jedem Psalm; das anbetet und Gott danken will, „weil er so herrlich ist“.
(Von heiligen Zeichen; Romano Guardini 1927)