Interview mit dem Tierarzt Dr. med.vet. Martin Bucksch, der den Dortmunder Appell für eine Wende in der Hundezucht unterstützt.
Christoph Jung: Wie viele andere Hundefreunde habe ich in der Kindheit davon geträumt, einmal Tierarzt zu werden. Du bist es geworden. Haben sich deine Träume erfüllt?
Dr. Martin Bucksch: Ja. Ich kann nur sagen, für mich persönlich war es immer und ist auch heute noch (m)ein Traumberuf. Schon als Kind ging ich zu den Nachbarn nicht, um zu fragen, ob die anderen Kinder zum Spielen raus kommen dürfen, sondern, ob "der Hund raus darf" (zum Ärger der Kinder und zur Verwunderung der Eltern). Und selbst meine Urlaube verbringe ich auch heute möglichst noch in der Nähe von (oder mit meinen) Tieren (zuletzt ging es mit einer Kamelkarawane in die Sahara). Tiere und insbesondere Hunde waren immer mein Leben. Allerdings muss ich an dieser Stelle auch ausdrücklich warnen, denn für den Beruf Tierarzt sollte man mehr Interessen mitbringen, als die "nur" Tierliebe. Zu den Voraussetzungen gehören ebenso die Fähigkeit (und die Lust) zum Umgang mit Menschen und ein ausgeprägtes naturwissenschaftliches/medizinisches Interesse.
Christoph Jung: Was sind denn die schönsten und was sind die schlimmsten Dinge, die du als Tierarzt tun musst?
Dr. Martin Bucksch: Zu den schlimmsten Dingen meines Berufes gehören zweifelsohne Einschläferungen, besonders von Hunden, die ich von klein auf begleitet habe, zu und mit denen ich eine regelrechte "Beziehung" habe. Das sind nicht nur "Patienten" für mich. Besonders die Entscheidung über den richtige Zeitpunkt hierfür ist eine immens schwierige und es ist auch nicht so, dass ich mich in meinen fast 20 Berufsjahren daran "gewöhnt" hätte. Etwas, dass ich fast ebenso schlimm finde ist der Anblick bestimmter Qualzucht-individuen oder maßlos adipöser, fettleibiger Hunde. Die Atemnot diser Tiere besonders zur warmen Jahreszeit, die Bewegungsunlust, etc. sind wirklich schwer zu ertragen.
Zu den schönsten Erlebnissen für mich gehören immer wieder Hunde, die "verstehen", dass ihnen bei uns geholfen wird, sich gar freuen, wenn es in die Behandlung geht und die nach einer schweren Krankheit/OP wedelnd und fröhlich zu mir gelaufen kommen. Das "Urvertrauen" dieser Tiere nicht nur zu ihren Haltern, sondern auch zu mir fasziniert und begeistert mich täglich aufs Neue und ich empfinde in diesen Momenten Dankbarkeit dafür, dass ich täglich mit ihnen arbeiten darf.
Christoph Jung: Deine Kollegin Dr. med.vet. Jutta Ziegler hat gerade ein kritisches Buch zum Bderufsstand der Tierärzte verfasst "Hunde würden länger leben, wenn...: Schwarzbuch Tierarzt". Was hälst du von ihren Thesen?
Dr. Martin Bucksch: Nun, ich sehe es so- die Kollegin hat mit einigen Dingen sehr Recht. Anderen, besonders medizinischen Argumenten kann ich nur sehr begrenzt oder nicht zustimmen, einige finde ich fahrlässig (wenn es z.B. um Impfungen gegen Zoonosen geht), denn der Schutz von Hunden und Menschen hat für mich Priorität. Besonders in dem Bereich habe ich kürzlich selbst intensiv recherchiert und kann in vielem der Autorin keineswegs zustimmen. Ich persönlich haltes es mit dem Zitat eines weisen Mannes, der sinngemäß sagte "wer frei von Sünde ist, werfe den ersten Stein" und finde, Frau Ziegler wirft viele Steine. Einige davon vielleicht zurecht (auch wenn ich nicht mit Steinen werfen muss, um (m)eine Position zu vertreten/erläutern), andere jedoch sind in meinen Augen zu groß, treffen die falschen oder sind gar unbegründet. Persönlich bin ich gegen jede Art von Extremismus, der in meinen Augen in der Regel eher kontraproduktiv ist.
Christoph Jung: Du unterstützt als Person und auch in deiner Eigenschaft als Vorstand der Hamburger Tierärztekammer den Dortmunder Appel für eine Wende in der Hundezucht - warum?
Dr. Martin Bucksch: Wie ich der Meinung bin, dass einmal sehr krass formuliert die Halter und Züchter vieler Hunde (Rassen) teilweise aus Unwissen, zum Teil auch aus Ignoranz gegen das Tierschutzgesetz und jegliche Ethik verstossen, indem sie bestimmte Qualzuchten dulden oder sich entsprechend gezüchtete Hunde/Tiere anschaffen. Das maßlose Leid vieler dieser Tiere sehe ich täglich und kann nur bestätigen, dass Tiere gezüchtet werden, deren Leid und Qualen bereits von Geburt an vorprogrammiert und keinesfalls vertretbar sind. Auch hier plädiere ich nicht für extreme Positionen, aber für Aufklärung und Werbung im Sinne eines Wandels in der Hundezucht. Aus diesen Gründen begrüße ich den Appell sehr und wünsche Dir viel Erfolg und offene Ohren auf allen (!) Seiten.
Christoph Jung: Du schreibts ja auch Bücher zum Thema Hund. Was ist deine Botschaft für uns Hundehalter?
Dr. Martin Bucksch: Meine persönliche Botschaft lautet: Hundehaltung ist nicht nur die Anschaffung von etwas dekorativem, niedlichem oder dem persönlichen Spaß dienendem. Die Anschaffung eines Hundes bedeutet eine immense Verantwortung, denn der Hund ist und bleibt seinem Halter in der Regel von klein auf bis zu seinem Tod "ausgeliefert". (und dies können bis zu 15 und mehr Jahre sein) Wir bestimmen, was er fressen darf, ob er kastriert wird, wann es raus geht, wann er seine Geschäfte verrichten kann und ob und wann ein (Tier)arzt konsultiert wird. Der Hund kann uns diese seine Bedürfnisse wenn überhaupt nur in sehr begrenztem Umfang mitteilen. Daher ist es wichtig, dass der Hundehalter über eine gewisse Sachkenntnis verfügt, die es ihm ermöglicht, einen Hund artgerecht zu ernähren, zu halten, zu beschäftigen etc. und sich die Anschaffung eines (jeden Tieres!) sorgfältig überlegt. Der Faktor Zeit spielt hier eine sehr, sehr wichtige Rolle.
Zudem kann ich was die Anschaffung eines Hundes betrifft nur wiederholt an jeden Hundehalter oder potentiellen solchen appellieren: nichts spricht gegen einen Rassehund (keine Qualzuchten!), aber erstrecht nichts spricht gegen einen (ersten!) Gang in's Tierheim. Ich selbst habe einen Hund aus dem Tierheim und werde diese Entscheidung niemals bereuen. Übrigens findet bezogen auf "Routineprozedere" wie Kastration, Impfen, Entwurmen etc.Gott sei Dank auch und besonders unter den Tiermedizinen in letzter Zeit ein Prozess des Umdenkens statt, den ich sehr begrüße.
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Dr. Martin Bucksch, Fachtierarzt für Kleintiere, Veterinärdermatologe (Hauttierarzt).
Dr. Bucksch hat in Italien Tiermedizin studiert und promoviert. Es folgten die Ausbildung zum Fachtierarzt für Kleintiere in Hamburg und zum Veterinärdermatologen in Deutschland, den USA, Luxemburg und Wien. Seit 2002 ist er Geschäftsführer und Seniorpartner der "Die Tierärzte am Grandweg 68 GmbH", wo er sich vor allem mit innerer Medizin beschäftige und als Überweisungspraxis eine Haut(dermatologische)sprechstunde anbiete. Seit einigen Jahren arbeitet er zudem als Wissenschaftsfotograf und als Autor für diverse Fachzeitschriften und als Sachbuchautor für den KOSMOS Verlag, den CADMOS Verlag und den Verlag Eugen Ulmer. Seit 5 Jahren ist er gewähltes Vorstandsmitglied, Kassenwart, Weiterbildungsbeauftragter und Öffentlichkeitsreferent der Tierärztekammer Hamburg. Seit einigen Jahren betreut er zudem ein Projekt, das die Gratisversorgung der Hunde Hamburger Obdachloser gewährleistet.
Christoph Jung: Wie viele andere Hundefreunde habe ich in der Kindheit davon geträumt, einmal Tierarzt zu werden. Du bist es geworden. Haben sich deine Träume erfüllt?
Dr. Martin Bucksch: Ja. Ich kann nur sagen, für mich persönlich war es immer und ist auch heute noch (m)ein Traumberuf. Schon als Kind ging ich zu den Nachbarn nicht, um zu fragen, ob die anderen Kinder zum Spielen raus kommen dürfen, sondern, ob "der Hund raus darf" (zum Ärger der Kinder und zur Verwunderung der Eltern). Und selbst meine Urlaube verbringe ich auch heute möglichst noch in der Nähe von (oder mit meinen) Tieren (zuletzt ging es mit einer Kamelkarawane in die Sahara). Tiere und insbesondere Hunde waren immer mein Leben. Allerdings muss ich an dieser Stelle auch ausdrücklich warnen, denn für den Beruf Tierarzt sollte man mehr Interessen mitbringen, als die "nur" Tierliebe. Zu den Voraussetzungen gehören ebenso die Fähigkeit (und die Lust) zum Umgang mit Menschen und ein ausgeprägtes naturwissenschaftliches/medizinisches Interesse.
Christoph Jung: Was sind denn die schönsten und was sind die schlimmsten Dinge, die du als Tierarzt tun musst?
Dr. Martin Bucksch: Zu den schlimmsten Dingen meines Berufes gehören zweifelsohne Einschläferungen, besonders von Hunden, die ich von klein auf begleitet habe, zu und mit denen ich eine regelrechte "Beziehung" habe. Das sind nicht nur "Patienten" für mich. Besonders die Entscheidung über den richtige Zeitpunkt hierfür ist eine immens schwierige und es ist auch nicht so, dass ich mich in meinen fast 20 Berufsjahren daran "gewöhnt" hätte. Etwas, dass ich fast ebenso schlimm finde ist der Anblick bestimmter Qualzucht-individuen oder maßlos adipöser, fettleibiger Hunde. Die Atemnot diser Tiere besonders zur warmen Jahreszeit, die Bewegungsunlust, etc. sind wirklich schwer zu ertragen.
Zu den schönsten Erlebnissen für mich gehören immer wieder Hunde, die "verstehen", dass ihnen bei uns geholfen wird, sich gar freuen, wenn es in die Behandlung geht und die nach einer schweren Krankheit/OP wedelnd und fröhlich zu mir gelaufen kommen. Das "Urvertrauen" dieser Tiere nicht nur zu ihren Haltern, sondern auch zu mir fasziniert und begeistert mich täglich aufs Neue und ich empfinde in diesen Momenten Dankbarkeit dafür, dass ich täglich mit ihnen arbeiten darf.
Christoph Jung: Deine Kollegin Dr. med.vet. Jutta Ziegler hat gerade ein kritisches Buch zum Bderufsstand der Tierärzte verfasst "Hunde würden länger leben, wenn...: Schwarzbuch Tierarzt". Was hälst du von ihren Thesen?
Dr. Martin Bucksch: Nun, ich sehe es so- die Kollegin hat mit einigen Dingen sehr Recht. Anderen, besonders medizinischen Argumenten kann ich nur sehr begrenzt oder nicht zustimmen, einige finde ich fahrlässig (wenn es z.B. um Impfungen gegen Zoonosen geht), denn der Schutz von Hunden und Menschen hat für mich Priorität. Besonders in dem Bereich habe ich kürzlich selbst intensiv recherchiert und kann in vielem der Autorin keineswegs zustimmen. Ich persönlich haltes es mit dem Zitat eines weisen Mannes, der sinngemäß sagte "wer frei von Sünde ist, werfe den ersten Stein" und finde, Frau Ziegler wirft viele Steine. Einige davon vielleicht zurecht (auch wenn ich nicht mit Steinen werfen muss, um (m)eine Position zu vertreten/erläutern), andere jedoch sind in meinen Augen zu groß, treffen die falschen oder sind gar unbegründet. Persönlich bin ich gegen jede Art von Extremismus, der in meinen Augen in der Regel eher kontraproduktiv ist.
Christoph Jung: Du unterstützt als Person und auch in deiner Eigenschaft als Vorstand der Hamburger Tierärztekammer den Dortmunder Appel für eine Wende in der Hundezucht - warum?
Dr. Martin Bucksch: Wie ich der Meinung bin, dass einmal sehr krass formuliert die Halter und Züchter vieler Hunde (Rassen) teilweise aus Unwissen, zum Teil auch aus Ignoranz gegen das Tierschutzgesetz und jegliche Ethik verstossen, indem sie bestimmte Qualzuchten dulden oder sich entsprechend gezüchtete Hunde/Tiere anschaffen. Das maßlose Leid vieler dieser Tiere sehe ich täglich und kann nur bestätigen, dass Tiere gezüchtet werden, deren Leid und Qualen bereits von Geburt an vorprogrammiert und keinesfalls vertretbar sind. Auch hier plädiere ich nicht für extreme Positionen, aber für Aufklärung und Werbung im Sinne eines Wandels in der Hundezucht. Aus diesen Gründen begrüße ich den Appell sehr und wünsche Dir viel Erfolg und offene Ohren auf allen (!) Seiten.
Christoph Jung: Du schreibts ja auch Bücher zum Thema Hund. Was ist deine Botschaft für uns Hundehalter?
Dr. Martin Bucksch: Meine persönliche Botschaft lautet: Hundehaltung ist nicht nur die Anschaffung von etwas dekorativem, niedlichem oder dem persönlichen Spaß dienendem. Die Anschaffung eines Hundes bedeutet eine immense Verantwortung, denn der Hund ist und bleibt seinem Halter in der Regel von klein auf bis zu seinem Tod "ausgeliefert". (und dies können bis zu 15 und mehr Jahre sein) Wir bestimmen, was er fressen darf, ob er kastriert wird, wann es raus geht, wann er seine Geschäfte verrichten kann und ob und wann ein (Tier)arzt konsultiert wird. Der Hund kann uns diese seine Bedürfnisse wenn überhaupt nur in sehr begrenztem Umfang mitteilen. Daher ist es wichtig, dass der Hundehalter über eine gewisse Sachkenntnis verfügt, die es ihm ermöglicht, einen Hund artgerecht zu ernähren, zu halten, zu beschäftigen etc. und sich die Anschaffung eines (jeden Tieres!) sorgfältig überlegt. Der Faktor Zeit spielt hier eine sehr, sehr wichtige Rolle.
Zudem kann ich was die Anschaffung eines Hundes betrifft nur wiederholt an jeden Hundehalter oder potentiellen solchen appellieren: nichts spricht gegen einen Rassehund (keine Qualzuchten!), aber erstrecht nichts spricht gegen einen (ersten!) Gang in's Tierheim. Ich selbst habe einen Hund aus dem Tierheim und werde diese Entscheidung niemals bereuen. Übrigens findet bezogen auf "Routineprozedere" wie Kastration, Impfen, Entwurmen etc.Gott sei Dank auch und besonders unter den Tiermedizinen in letzter Zeit ein Prozess des Umdenkens statt, den ich sehr begrüße.
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Dr. Martin Bucksch, Fachtierarzt für Kleintiere, Veterinärdermatologe (Hauttierarzt).
Dr. Bucksch hat in Italien Tiermedizin studiert und promoviert. Es folgten die Ausbildung zum Fachtierarzt für Kleintiere in Hamburg und zum Veterinärdermatologen in Deutschland, den USA, Luxemburg und Wien. Seit 2002 ist er Geschäftsführer und Seniorpartner der "Die Tierärzte am Grandweg 68 GmbH", wo er sich vor allem mit innerer Medizin beschäftige und als Überweisungspraxis eine Haut(dermatologische)sprechstunde anbiete. Seit einigen Jahren arbeitet er zudem als Wissenschaftsfotograf und als Autor für diverse Fachzeitschriften und als Sachbuchautor für den KOSMOS Verlag, den CADMOS Verlag und den Verlag Eugen Ulmer. Seit 5 Jahren ist er gewähltes Vorstandsmitglied, Kassenwart, Weiterbildungsbeauftragter und Öffentlichkeitsreferent der Tierärztekammer Hamburg. Seit einigen Jahren betreut er zudem ein Projekt, das die Gratisversorgung der Hunde Hamburger Obdachloser gewährleistet.