ist wie eine Woche mit konservativen Menschen, wenn konservativ mit langweilig gleich gesetzt wird. Diese nur 160 Zentimeter hohe Frau hat wahre Größe und wenn ich bedenke, dass ich die Einladung nach Marburg nur ausgesprochen habe, um meiner Frau ein schönes Ereignis zu schenken, wäre doch fast ein faszinierenden Mensch an mir vorbei gegangen, obwohl wir schon länger über FB befreundet sind. Doch so sind diese Medien eben, weshalb ich gleich am Bahnhof die Frage gestellt bekam, warum ich bei den Rezeptbilder in der letzten Zeit etwas geschwächelt habe (natürlich bin ich trotzdem kein Koch). Der Grund war zwar weniger schön, aber dies ist eben der kleine Unterschied zwischen dem realen Leben und uns hier oder anderswo in der Welt der Bits und Bytes
Geschrieben für: Buch, Kultur & Lifestyle
Ein Tag mit Marcia Zuckermann
Ohne soziale Medien wären wir uns wohl nie begegnet und schon alleine wegen solcher Gelegenheiten finden wir beide diese Plattformen gut. Es kommt eben immer darauf an, was man/ frau aus einer solchen Sache macht und Marcia ist ein sehr interessierter und ein noch interessanterer Mensch. Deshalb habe ich überhaupt nicht uneigennützig daran mitgewirkt, sie nach Marburg für eine Lesung ihres Buches „Mischpoke“ (Jüdisch für bucklige Verwandtschaft) zu locken. Von der Ankunft am Bahnhof, bis zur Abfahrt in ihr geliebtes Berlin, bin ich ihr, bis auf die Nachtruhe, nicht von der Seite gewichen und habe dabei einen außergewöhnlichen Menschen kennen gelernt.
Die Vorbereitung ihrer Lesung überlässt sie niemandem und ist an jedem Detail interessiert und prüft alles, vom Licht, bis hin zur Technik. Keine Frage, diese Frau hat einen Plan fürs Leben, egal in welchem Land sie sich befindet oder welche Menschen sie auch trifft. Ich persönlich mag es abgecheckt zu werden und Taten sind mir immer lieber, als darüber zu reden, weshalb die Vorbereitung für diese Lesung zwar 10 Monate gedauert hat, aber nur 5 Nachrichten und kein Telefonat benötigt hat. Effizient eben, so wie Marcia Zuckermann es mag, ohne große Schnörkel. Dabei hat sie einen guten Humor, bei dem der politisch korrekte Normalbürger die Ohren anlegen würde, nicht Etepetete, sondern gerade heraus, so wie sie selbst.
Marcia Zuckermann hat während dieser guten Stunde eine Aura erschaffen, als ob es das leichteste der Welt wäre, von einer kleinen, quirrligen Frau zu einer Lesegöttin zu mutieren und doch wirkte es spielerisch. Was vorher nur hinter den klugen Augen verborgen blieb, warf jetzt gekonnt sein Netz aus und selbst der Journalist der Oberhessischen Presse (hier zum Artikel), ein sehr junger Mann, folgte der Lesung mit stummer Begeisterung und blieb auch nach dem kurzen Interview noch eine Weile, obwohl es Sonntag war und der Artikel am Montag erscheinen sollte. Die Lesung hatte mehr den Charakter eines Theaterstückes als Kammerspiel inziniert und ihre Stimme brachte im Berlinerisch der Jahrhundertwende (1900) die Geschehnisse ihrer Familie so nahe, als ob man diese durch einen Türspalt vom Nebenraum aus betrachten könnte. Untermalt mit Musik und ein paar Liedern, welche dramaturgisch zwischen die Kapitel gesetzt wurden, verging die Zeit wie ein Nebel an einem Sommermorgen.
Mein Zitat von heute stammt von Marcia Zuckermann (absolut alterslos und Sternzeichen Stier) Journalistin, Autorin, Weltenbürgerin und Philanthropin.
„Ick les nich nur vor, det is mir zu langweilig, die Leute wolln doch eine Show!“
Es grüßt Sie Ihr zuhöriger Arno von Rosen, Buchautor, Kolumnist, Blogger und Vorleserinnenbegleiter. Mein Rat für die nächsten Jahre. Treffen Sie mehr interessante Menschen und lassen Sie sich mal ordentlich vorlesen, denn das Leben ist zu kurz, um auf die schönen Dinge zu verzichten.