Wenn ich schon irgendwo bin, möchte ich auch etwas davon sehen. Das ist in Marokko nicht anders. Leider hatten wir zeitbedingt nur einen Tag für Marrakesch - das durchaus mehr Zeit verdient hätte - aber es reichte dank Planung doch für eine gute, nicht zu anstrengende und interessante Übersicht. Die Highlights sozusagen.
Wir starten den Tag im Riad. Ein Riad ist ein traditionelles marokkanisches Haus mit einem Innenhof oder Innen-Garten. Unser Riad Nora war sehr praktisch gelegen in der Nähe der Medina und des Platzes Djemaa el Fnaa.
Nach der Autofahrt und dem Weg durch die engen Gassen zum Riad am Abend vorher, haben wir beschlossen, für den Stadtrundgang einen Führer zu buchen. Marrakech ist unglaublich unübersichtlich (speziell in der Medina) und ich wollte nicht den ganzen Tag nur mit Blick auf die Karte und der Frage "wo bin ich denn genau?" verbringen.
Der Führer holte uns um 9 Uhr ab und zeigte uns erst Mal, wie die Leute hier so leben.
Esel sind ein beliebtes Transportmittel in ganz Marokko. In den engen Gassen hier muss man allerdings mehr ein Auge auf die schnellen Motorrad und Fahrradfahrer haben - am besten man läuft in Einerreihe auf einer Seite.
Der Bahia Palast (praktisch direkt hinter unserem Riad) wurde erst im 19. Jahrhundert gebaut - und obwohl prunkvoll verziert und riesig - liessen wir ihn zu Gunsten des Palast El-Badi aus.
Dieser ist aus dem 16. Jahrhundert und - da im klassischen Lehmziegel-Stil erbaut und lange nicht gewartet schon ziemlich verfallen. Trotzdem ist er einen Besuch wert, man spürt die ehemalige Grösse und Pracht - der Innenhof hat einen hübschen Orangenhain und auf den Mauern nisten die Störche.
Auf der Terrasse eines Cafees daneben kann man einen typischen, süssen Pfefferminztee geniessen. In der Hitze ein Genuss.
Weiter geht es zu den Saadier Gräbern. 4 Sultane liegen hier begraben - und wer klassisch, prunkvolle Verzierungen in Mosaik und Schnitzereien und Stuckwerk mag, kommt hier auf seine Kosten. Die Nekropole stammt aus dem 16. Jahrhundert, wurde aber erst 1917 wiederentdeckt. Hier finden sich auch meist eine Menge Touristen. Direkt gegenüber ist eine Herboristeria, in der für Touristen kleine "Verkaufsshows" stattfinden. Naja, zumindest etwas Pfefferminztee kann man dafür nehmen.
Marrakechs Stadtmauer ist eine der schönsten und besterhaltenen in Marokko. Sie ist 12 Kilometer lang und umschliesst die Medina. Von den elf alten Toren ist das restaurierte Bab Aguenaou das schönste:
Auf geht's zum Platz der Gaukler - dem Djemaa el Fnaa. Hier ist ganztags etwas los, kleine Stände, Schlangenbeschwörer, Verkäufer, Führer, Taxifahrer … Wer keine Schlange um den Hals will, sollte die Augen offenhalten und frühzeitig abwinken. Fotos kosten natürlich ...
An einem der Restaurants am Rand lässt sich gut etwas kleines zu Mittag essen - mit Ausblick auf das bunte Treiben.
Wir wagen uns in die Souks. Das ist wirklich ein Labyrinth - mit System. Die Gassen und Gässlein sind aufgeteilt in die verschiedenen Handwerksformen .. und tausende Mini-Läden und Verkäufer. Da gibt es welche nur für Töpfer, Textilien, Wollfärber, Holzschnitzer, Eisenschmiede, Leder, Gerber, Schmuck- und Teppiche, Gewürzhändler ...
Ohne Führer hätten wir uns da drin verloren - was für manche durchaus erstrebenswert sein mag. Ohne Einzukaufen sind wir trotzdem nicht rausgekommen, dafür haben wir jetzt gleich für die Weihnachtsgeschenke ausgesorgt :-)
Die Leute hier sind einiges freundlicher und weniger aufdringlich im Verkaufen, als ich es von anderen arabischen Ländern (speziell Ägypten) gewohnt bin. Angenehm. Es reicht auch durchaus einmal "La" (Nein) zu sagen. Das liegt sicher auch daran, dass wir einen Führer hatten, aber … nicht nur. In Zukunft würde ich mich auch alleine da hinein "wagen".
Die Koutubita Moschee ist das Wahrzeichen Marrakechs schlechthin. Sie wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Man sieht sie von vielen Stellen aus und sie hat das meist-fotografierte Minarett. 4 goldene Kugeln krönen sie. Hinein darf man als nicht-Muslim nicht - in Marokko in keine Moschee.
Mit dem Taxi (man könnte natürlich auch die Pferdekutsche nehmen), geht es weiter zum etwas ausserhalb gelegenen Jardin Majorelle. Eine kleine grüne Oase in der hektischen rotbraunen Stadt. Der französische Kunstmaler Jacques Majorelle liess sich 1923 in Marrakech nieder, baute eine Villa und legte einen Garten an, für den er ein spezielles Blau zusammen-mischte. Nach seinem Tod und langer Verwilderung übernahm der französische Modeschöpfer Yves Saint Laurent Garten und Villa und liess sie restaurieren.
Lustig: Juniors T-Shirt hatte fast dasselbe blau ...
Wie gesagt, Marrakech hätte noch mehr zu bieten, schöne Parks und Museen, aber … für einen Tag, mit Kind (7) war das genug.
Zurück mit dem Taxi in den Riad, wo wir etwas ausruhten.
Für das Nachtessen könnte man auf den Djemaa el-Fnaa, wo sie abends eine Menge Essens-stände aufstellen - bei weitem nicht nur für die Touristen. Aber wir haben uns etwas spezielles ausgesucht: Das Restaurant Dar es Salam
Einfache Tangine (meine Huhn mit Zitrone und Oliven), dazu Unterhaltung (Live-Musik, marokkanische) und opulente Raumdekorationen … wie anno-dazumal, Zum Beispiel auch wie im Film "The Man who knew too much" Von Alfred Hitchcock (1956) mit James Stewart und Doris Day. Ein schöner Ausklang
