„Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den christlichen und buddhistischen Lehren der Erlösung. Das Christentum beschäftigt sich beispielsweise mit der Errettung der Menschheit und nicht mit der von anderen Wesen. Obwohl das Christentum lehrt, dass man Tieren gegenüber barmherzig sein soll, billigt es im Allgemeinen, dass Tiere zum Nutzen des Menschen da sind, und zwar unter allen Umständen und egal was der sich wünscht. Der Buddhismus lehrt, dass man Mitgefühl mit allen unermesslichen fühlenden Wesen haben soll und dass alle fühlenden Wesen respektiert werden müssen, weil jedes einzelne das Potential in sich trägt, Buddhaschaft zu erlangen. Erlösung ist im Buddhismus für alle Wesen bestimmt.“
Das II. Vatikanische Konzil Nostra Aetate verkündete 1965 in seiner Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen: „Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist.“ Man formuliert sogar, dass andere Religionen „nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet“. Im weiteren mahnt die katholische Kirche „ihre Söhne, dass sie mit Klugheit und Liebe, durch Gespräch und Zusammenarbeit mit den Bekennern anderer Religionen sowie durch ihr Zeugnis des christlichen Glaubens und Lebens jene geistlichen und sittlichen Güter und auch die sozial-kulturellen Werte, die sich bei ihnen finden, anerkennen, wahren und fördern.“ (Nostra Aetate 2)
Das vorliegende Buch von Thinley Norbu würdigt diesen Ansatz sehr. Es ist jedoch vor allem eine Antwort auf die oft unsachliche Kritik am Buddhismus von Papst Johannes Paul II in dessen Buch Die Schwelle der Hoffnung überqueren (1994). Norbu zeigt anhand von Zitaten auf, wie Johannes Paul II der Erklärung des Konzils von 1965 vielfach widersprach. „Der Papst ist wie ein Vorsitzender bei der Olympiade, der den Christen eine Goldmedaille gibt, dem Judentum eine Silbermedaille und dem Islam eine Bronze medaille. Der Buddhismus wird disqualifiziert.“
Da sich etliche Vorbehalte gegenüber dem Buddhismus bis heute noch erhalten haben, hält der Verlag Manjughosha Edition es für sinnvoll, diesen Text aus dem letzten Jahrhundert erstmals in deutscher Sprache zu veröffentlichen. Denn letztlich kann nur das Aufzeigen und Widerlegen von Vorurteilen den Boden für zukünftige Offenheit und Kooperation bereiten. Und trotz heftiger, wohl begründeter Kritik schlägt Thinley Norbu auch immer wieder versöhnliche Töne an. „Ob nun die Schwelle der Hoffnung überquert wird oder nicht – möge der Duft der Blumen des Weisheitssegens der Buddhas und Bodhisattvas alle Orte erfüllen.“
Ein Blumengruß
von der anderen Seite der gereinigten Schwelle der Hoffnung
Eine Antwort auf die Kritik des Papstes Johannes Paul II am Buddhismus in dessen Buch „Die Schwelle der Hoffnung überschreiten“
125 Seiten; Paperback| € 16,90 €; ISBN 978-3-9815371-9-2 HIER BESTELLEN
Der Autor
Thinley Norbu Rinpoche (1931-2011) ist ein Lehrer der Nyingma- Linie des tibetischen Buddhismus. Als ältester Sohn von Dudjom Rinpoche und Vater von Dzongsar Khyentse Rinpoche gilt er als Reinkarnation von Tulku Trimé Özer, einem der sieben Söhne Dudjom Lingpas und wird auch als Emanation von Longchenpa angesehen. Vor seiner Flucht aus Tibet studierte er neun Jahre am Mindroling Kloster und lebte und lehrte dann in Bhutan und später im Staat New York in den USA. Er verfasste zahlreiche Bücher, in Deutsch erschienen bisher: Magischer Tanz und Weißes Segel.
In der Hoffnung, dass dieses Buch für einige Menschen hilfreich sein könnte, habe ich es übersetzt. Möge es nützlich sein!
Euer Ngak’chang Rangdrol Dorje