Alexander Rykow
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch ein Geschichte von Hermann Oeser erzählen:
"Die Sperlinge"
"Ein Sperling hatte sein Nest in den Mauern eines schönen neuen Hauses aufgeschlagen und andere Sperlinge neben ihm. Denn die Wand zeigte noch die Lücken in der Mauerung, in denen die Querhölzer des Baugerüstes geruht hatten. Der Sperling hatte Junge in seinem Neste, sehr niedliche, aber doch sehr unkluge Junge. Er suche ihnen eben die Augen für und über die Welt zu öffnen. Das älteste der Jungen fragte: Warum wohnen wir an diesem Hause? Warum nicht, wie der Vetter Fink auf einem Baume?"
"Kind", sprach da der Alte mit ernster Miene, "unser Nest ist nicht an diesem Hause! Das Haus ist um unser Nest herumgebaut!"
"Warum ist das große Haus um unser kleines Nest herumgebaut?" fragte das Junge. "Weil der Mensch", sagte der Alte, "weil der Mensch weiß, was er an uns hat, und was er uns schuldig ist."
Ihr Lieben,
in dem Wohnhaus, in dem ich wohne, leben auch zwei Vogelpaare oben im Dachfirst. Es ist eine große Freude, die flinken kleinen Vögel bei ihrem morgendlichen Gesang zu belauschen und sie von meiner Gartenbank aus bei ihren Flugkünsten zu beobachten. Selbst in mein neu aufgehängtes Vogelheim, das oben zu sehen ist, ist inzwischen ein Meisenpärchen eingezogen.
Als ich die heutige Geschichte zum ersten Mal las, musste ich schmunzeln über das Selbstbewusstsein dieser Vögel. So hatte ich das noch nie gesehen, dass das Wohnhaus, in dem ich lebe, um die beiden Vogelnester herumgebaut ist.
Das zeugt von einem wunderbaren Selbstbewusstsein.
Unbestreitbar ist, dass der Spatz, wie der Sperling auch genannt wird, viel Ungeziefer frisst und uns damit bei der Gartenpflege hilft. Und aus diesem Wissen, etwas Gutes zu leisten, erwächst das Selbstbewusstsein des Spatzes.
Daran sollten wir bei unseren Kindern auch denken.
Indem wir dafür sorgen, dass sie etwas leisten können im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Talente, indem wir ihnen vertrauen, ihnen vor allem etwas zutrauen, sie loben, wenn sie etwas geschafft haben, sie trösten bei Schwierigkeiten und zu neuen Versuchen ermutigen, dann sorgen wir gleichzeitig dafür, dass in unseren Kindern und Enkelkindern die zarte Pflanze des Selbstbvewusstsein heranwächst und immer kräöftiger wird.
Das Selbstbewusstsein hilft unseren Kindern und Enkelkindern, ihr Leben meistern zu können, es hilft ihnen, ein glückliches, erfülltes Leben zu führen und es hilft ihnen, sich gegen Übergriffe sexueller und gewaltasamer Art wehren zu können.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch heute einen fröhlichen Tag und Zeit für Euer lieben Kinder und Enkelkinder und ich grüße Euch ganz herzlich aus dem schönen Bremen
Euer fröhlicher Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt