Es ist Anfang 2016 und ich habe das Gefühl, ein sehr besonderes Jahr vor mir zu haben. Ich mag das Gefühl sehr. 2013 hatte ich eine irrsinnige Energie, unheimlich positiv, sie kam durch Claire. Angeblich ist sie aus astrologischer Sicht Anfang 2012 in der Glückssekunde meines Mannes und mir geboren. Sie stellte mein Leben auf den Kopf! Oder eher auf die Füße. Sie machte mich so unaussprechlich glücklich, dass ich das Bedürfnis hatte, davon weiterzugeben, über uns drei hinaus, dabei aber bei ihr zu Hause bleiben zu können. Ich verlängerte meine ab 2013 unbezahlte Elternzeit als Montessori-Lehrerin und dachte über eine eine Art VHS- Schule für Selbstbewusstseinsschulung nach: Körpersprache, Tanz, Stimme durch Gesang, Rednerübung… Ich sprach Bekannte an, die mir für diese Art von Kursen entsprechend ausgebildet vorkamen und die ideale, positive Ausstrahlung mitbrachten. Ich denke noch heute, dass Selbstbewusstsein erlernbar ist. Nur bedingt in Kursen, das Leben macht es. Aber vieles das hilft, lässt sich sehr wohl erlernen, wenn man es schlicht gezeigt bekommt oder übt. Fake ist till you make it. (Unbedingt dieses Video ansehen!) Für mich ergab sich der kleine Haken, wie ich damit Geld verdient hätte, um bei Claire zu bleiben.
Die (vielleicht absurde?) Idee dieser Schule wurde abgelöst von meiner Schwester Teresa, die mir im Februar 20113 vorschlug, ich sollte einen Foodblog starten, das könnte ich von Zuhause aus und damit ließe sich Geld verdienen. Ich tat ab, hätte nicht gewusst, worüber schreiben. Blogs kannte ich bislang genau einen Mama-Blog, ich hatte da keinen Zugang. Dann zeigten sich die stark positiven Ergebnisse unserer Ernährungsumstellung auf Grund Claires Unverträglichkeiten: Ihre Haut heilte komplett und ich erkannte mich kaum selbst im Spiegel. Meine Lieblingshose, die mir zuvor an einem einzigen Tag in meinem Leben gepasst hatte, war mir zu groß. Zu GROSS! Ich erinnere mich an den Tag, an dem ich die Fassung vor dem Spiegel erst wiederfinden musste. Ganz ehrlich – den werde ich nie vergessen. Es ging uns so gut! Nun wusste ich, worüber schreiben.
Ich befasste mich fast ein halbes Jahr neben weiteren inhaltlichen Recherchen zu Zutaten und Nährstoffen damit, wie meine Homepage und das Logo aussehen würden, welche Kamera ich bräuchte, wie ich mit ihr umgehe, welche „Stimme“ ich eigentlich habe, also welchen Schreibstil. Bislang hatte ich mich in meiner Sprache auf meine Umwelt eingestellt und Öffentliches und Privates in der Art der Förmlichkeit unterschieden. Doch Essen und Abnehmen ist emotional, persönlich, ich wollte das zeigen, dabei Mut und Lust machen. Und ich befasste mich damit, wie man mit Bloggen Geld verdient. Denn bei all dem war klar, es muss mehr als ein Hobby sein, sonst könnte ich nicht bei Claire Zuhause bleiben.
Kurz vor Weihnachten 2013 ging ich online. Meine Energie hielt an, 2014 schlief ich glaube ich kaum. Claire war ja noch nicht im Kindergarten, schlief auch nicht durch, aber meine Ideen mussten einfach raus! Ich kochte und fotografierte am Tag, recherchierte und schrieb in der Nacht. Vieles blieb unveröffentlicht. Denn bei mir ist es so, dass ich erst mit Ideen spielen muss. Vielleicht, wie wenn ein Künstler erst viele Skizzen anfertigt, ehe er ans eigentliche Werk geht. Ich bewundere meine Schwester Barbara (Das mach ich nachts) noch heute, die sich an einen Beitrag setzt, ihn runtertippt wie gesprochenes Wort, nach Komma überfliegt und auf „Posten“ klickt (okay nicht ganz, Ausarbeitung, Bilder und Links kosten natürlich auch sie viel Zeit.) Dabei ist ihr Schreibstil der Wahnsinn! Und es ist so sie! Ich bin noch heute anders. Ich gehe erstmal ein paar Tage mit einer Schreibidee „schwanger“…
Die Besucherstatistik des Blogs und eure Rückmeldung zeigte im Laufe von 2014, dass der Blog wuchs und wuchs, Erfolg hatte. Nur eingenommen hatte ich bis dato durch Rezeptaufträge und Kooperationen ganze 400€. Eine Entscheidung stand an, die Verlängerung der Elternzeit lief aus. Freundinnen redeten auf mich ein: Das kannst du jetzt nicht aufgeben! Ich wusste aber, zurück in der Schule, würde ich abends den Unterricht vorbereiten und früh schlafen gehen müssen. Beides – Lehrer sein und Bloggen bei meinen aufwendigen Beiträgen – war keine Option. Dann kam das Fernsehen. Und die Auszeichnung des Foodblog Awards. Die Entscheidung wurde mir leicht gemacht, ich kündigte. Und endlich war mein Erfolg auch für meine Familie und meinen Mann messbar. Er stand immer hinter dem Blog, aber reinkommen musste in die Kasse ja schließlich auch etwas.
2016 unterschrieb ich einen (von mehreren möglichen!) Buchverträgen. Ich arbeitete mir alles ab für das Buch! Ich liebte alles daran, sonst wäre das nicht gegangen. Nun war Claire zwar auch vormittags im Montessori-Kindergarten (leider nur 3-4 Stunden, mit allen Schulferien geschlossen, Umstände die ich in Kauf nehme, weil wir die Einrichtung so gern haben.) Das hieß aber, ich schrieb viele, viele Nächte durch. Ich schrieb das Buch am Schluss praktisch viermal, denn jedes Mal, nachdem es an verschiedene Lektoren ginge, musste gekürzt und umformuliert werden. Denn dann waren Sprache und Emotionen nicht mehr meine und die des Blogs. Ich schrieb also um, es musste wieder in den Platz eingepasst werden und so ging es hin und her. Der Verlag war dabei großartig ausdauernd mit mir! Bald war uns allen klar, laut Informationsgehalt hätte das Buch viel dicker werden müssen, doch so wäre es teurer geworden, was wir einheitlich nicht wollten. Dann die Arbeit an den Bildern… nebenbei der Blog. Und natürlich Claire, neben der ich den PC nachmittags ausgeschaltet lasse. Dann kam das Buch in die Läden – in so viele Läden!! Und es kam und kommt so gut bei euch an!! Es zeigte sich in Magazinen, noch einige stehen aus und wer weiß was noch alles! Auch Kooperationen und Aufträge kamen ein und – glaubt mir mal, als Autorin und „Halbzeit-“ Bloggerin (neben der anderen „Hälfte“ Kind) verdient man wirklich nicht die Welt. Aber 2015 machte sich auch der Steuerberater bezahlt.
Ende des Jahres wurde es etwas gemächlicher auf dem Blog. Ich sage euch, warum. Ich genoss gerade wirklich die Lorbeeren. Die Besucherstatistik des Blogs steigt, alleine durch das Buch. Kooperationsanfragen kommen mehr denn je, die ich vorwiegend absage, weil die Produkte nicht stimmig sind, das muss schon sein. Nicht, dass ich so sehr im Geld schwimme, dass ich es mir leisten könnte, ganz ohne auszukommen und die Füße hochzulegen. (Und einige Sponsoren will ich auch gar nicht wegschicken!) Dieses Jahr hält wieder so viel bereit, ich bin schon wieder mitten drin, von Füße hochlegen ist ohnehin keine Rede. Aber ich weiß, dass alles gut kommt. Ich genieße das Gefühl, dass ich angekommen bin. Keine Zahlen mehr beweisen muss. Entschleunigung ist wichtig für mich. Für meine Kreativität. Für mein Schlafkonto. Für meine Partnerschaft.
Balance, das war es doch, was ich mir für 2015 vorgenommen hatte? Sie kommt mit einem Jahr Verspätung. Ich bin sehr, sehr, sehr dankbar, dass ich mich selbst verwirklichen kann, während ich die wertvollste Zeit mit Claire genießen darf. Diese kleine Lady raubt mein Herz! Dankbarkeit ist Glück, so ist es wirklich.
Und weil ich gerade so im Rückblick bin, zeige ich euch heute meine aller-, allerersten Fotos mit meiner damals neuen guten Kamera. Es war Anfängerglück, ich mag sie! Ich habe sie nie gepostet, weil das Rezept nicht ausgefeilt war. Heute ist es soweit, auch wenn ihr Dille und Trockenpflaumen auf den Bilder nicht seht. Lasst es euch schmecken und es euch gut gehen!
(Und wie immer bekommt ihr auf Instagram mit, was ich zwischen den Beiträgen hier treibe und esse. Schaut vorbei, das geht auch ohne Account!)
Minestrone mit Trockenpflaumen (vegan)
für 3-4 Personen
Zeit: 12 Stunden Einweichzeit und 50 Minuten Garzeit der Hülsenfrüchte-Getreidemischung, 20 Minuten finale Zubereitungszeit
Klassische Minestrone kennt man mit Speck, diese enthält Trockenpflaumen. Wer sich das Einweichen sparen und die Garzeit verkürzen möchte, der kann statt der Bunten Minestronemischung Belugalinsen verwenden, die mag ich auch sehr! Wer bei der Minestrone Mischung bleibt, dem empfehle ich gleich die doppelte Menge zu kochen und am nächsten oder übernächsten Tag dieses so leckere Gericht zu kochen. Gekochte Hülsenfrüchte und Getreide lassen sich außerdem gut einfrieren.
Die Vorzüge von Hülsenfrüchten werden am besten in Kombination mit Vitamin C, wie hier aus dem Schuss Zitronensaft verwertet.
Ihr braucht:
150 g Bunte Minestrone Mischung aus Hülsenfrüchten und Getreide
1 lila oder grüne Kohlrabi
2 gelbe oder grüne Zucchini
1 Zwiebel
1 EL Avocado- mildes Kokos- oder Olivenöl
2 Knoblauchzehen
¼ TL Kurkuma (optional)
4-5 getrocknete und entsteinte Pflaumen
1 Hand voll Kirschtomaten
½ Bund Dille
¼ Bund Minze
Salz (ich liebe Fleur de Sal d’es Trenc Rosa)
frische gemahlener Pfeffer
2 EL frisch gepresster Zitronensaft
Und so wird’s gemacht:
1 Die Minestronemischung am Vorabend waschen und in der doppelten Menge Wasser einweichen. Am nächsten Tag erneut waschen und in der doppelten Menge frischem Wasser 50 Minuten kochen, erst zum Ende hin salzen. Die Mischung durch ein Sieb gießen und kurz abbrausen.
2 Kohlrabi schälen und mit den Zucchini separat in Stifte oder feine Würfel schneiden. Zwiebel schälen und fein würfeln.
3 In einem großen beschichteten Topf oder einer beschichteten Pfanne die Zwiebel in Öl glasig dünsten, die Kohlrabistücke zufügen und unter Rühren kurz mit dünsten, salzen.
4 Den Knoblauch schälen und in den Topf reiben. Die Zucchinistücke zufügen, ebenso Kurkuma. Nach einer kurzen Garzeit 150 ml Wasser angießen.
5 Die Pflaumen fein hacken und zum Gemüse geben. Alles etwa 3-5 Minuten leicht köcheln lassen. Die Kirschtomaten halbieren und die Kräuter mit Stielen hacken, beides unter die Minestrone rühren. Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken.