Als Thomas Pütz Präsident des BDB (Bund Deutscher Berufsboxer) wurde, übernahm er einen Verband, der zum ausführenden Privatverein von Klaus-Peter Kohl und Universum Box-Promotion verkommen war. Durch den massenhaften Zukauf von Stimmrechten, genannt Stimmrechtübertragung, bestimmte Kohl praktisch allein. Das hatte zur Folge, dass die direkte Konkurrenz von Universum, Sauerland Event und Arena Sportpromotion, sich ausländischen Verbänden anschloss. Der einstmals auch international hoch angesehene Titel „Deutscher Meister“ wurde zum Ladenhüter. Nahezu in keiner Gewichtsklasse gibt es inzwischen noch Titelträger beim BDB. Unter anderem hat das auch damit zu tun, dass praktisch jeder dieselben Gebühren zu entrichten hat, egal ob es sich um einen Promoter mit Multimillionen TV-Vertrag oder einen Kleinringveranstalter handelt. Letztere vor allem wandten sich dann folgerichtig vom BDB ab und gingen dazu über, vermehrt mit der GBA, der German Boxing Association, zusammenzuarbeiten, deren Gebühren sehr viel moderater sind.
Nachdem Kohl nun massiv an Bedeutung eingebüßt hat, versucht sich der BDB unter der Führung von Pütz umzuorientieren. Das unsägliche Stimmübertragungsrechts wurde jetzt auf wenige Stimmen begrenzt und der BDB scheint nun auch Anstrengungen zu unternehmen, ihren Deutschen Meister Titel wieder attraktiv zu machen. Im Herbst 2011 soll eine Serie gestartet werden, in der die vielen vakanten Titel ausgeboxt werden sollen. Besonders verlockend wird dieses Angebot dadurch, dass alle Kosten durch Sponsoren getragen werden, Boxer und Manager also keine Sanktionierungsgebühren entrichten müssen.
Für mich sieht das nach einem sehr zu begrüßenden Versuch des BDB aus, wieder als Profiboxverband in Deutschland akzeptiert zu werden, nachdem der BDB jahrelang kein Interesse daran gehabt zu haben schien, für sonst jemanden da zu sein, außer für Klaus-Peter Kohl und sein Universum Box-Promotion. Es wird sich zeigen, ob der BDB es schaffen kann, das über Jahre, wie sich mir darstellt, systematisch zerstörte Vertrauen wieder zu gewinnen. Zur Nagelprobe könnte dabei werden, wie der Verband mit seinem Deutschen Meister im Schwergewicht Andreas Sidon umgeht, der ja wohl noch erhebliche und wohl auch berechtigte finanzielle Forderungen hat. Der Wert des Titels „Deutscher Meister“ nach Version BDB wird sich auch daran ablesen lassen, ob die dann frisch gebackenen Titelträger es schaffen können, ihre Titel zu vermarkten, d.h. zu Geld zu machen.
In meinen Augen stellt die Initiative des BDB einen Schritt in die richtige Richtung dar, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
© Uwe Betker