Ein Schmäh-Film über Mohammed und eine falsche Reaktion
von Thomas Baader
Ich habe den umstrittenen Mohammed-Film gesehen. Damit habe ich vermutlich ca. 99% der muslimischen Protestler und ca. 80% der deutschen Kommentatoren etwas voraus.
Den Film kann man sich derzeit problemlos bei Youtube ansehen. Auf der rein handwerklichen Ebene ist dieser Film so schwach, dass man sich als Zuschauer irgendwie peinlich berührt fühlt. Allein bereits in diesem Sinne handelt es sich um einen schlecht gemachten Film. Jedoch: Das kann für ein mögliches Verbot des Films kein Kriterium sein.
Auf der inhaltlichen Ebene macht der Film Aussagen, die sich mit dem Methoden der Geschichtswissenschaft nicht belegen lassen. Ebenso richtig ist natürlich auch, dass sich viele der positiven Aussagen über Mohammed von muslimischer Seite ebenso wenig belegen lassen. Wie der historische Mohammed wirklich gewesen ist, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Aber wer gläubiger Muslim ist, hat natürlich alles Recht der Welt, an einen guten Mohammed zu glauben.
Ebenso steht es aber anderen frei, die gegenteilige Ansicht zu vertreten, und zwar auch dann, wenn sie das völlig frei von Fakten und gesichterter Erkenntnis tun. Die bösartige Intention des Filmemachers ist dabei völlig eindeutig, und man verspürt daher als aufgeklärter Mensch auch nicht das geringste Bedürfnis, das eigenartige Werk zu verteidigen.
Wenn man den Film also getrost als "Schrott" bezeichnen darf, so ist es aber immer noch Schrott, von dem die überwältigende Mehrheit der Muslime unter normalen Umständen gar nichts mitkriegen sollte. Eine Karikatur etwa, die Jesus, Moses, Buddah und Ganesha auf einer Wolke beim Gruppensex zeigt (siehe hier: http://www.theonion.com/articles/no-one-murdered-because-of-this-image,29553/?utm_source=Twitter&utm_medium=SocialMarketing&utm_campaign=standard-post:headline:default) hat nicht zur Aussschreitungen seitens Christen, Juden, Buddhisten und Hindus geführt, ganz einfach deswegen, weil die meisten der Anhänger dieser Religionen nichts von ihrer Existenz wissen (und die wenigen, die es tun, waren vielleicht angewidert, verhielten sich aber friedlich). Wenn also der Anti-Islam-Film ein so breites Publikum in der islamischen Welt erreicht hat - wobei immer noch zu bedenken ist, dass die allermeisten Empörten ihn nicht gesehen haben dürften - dann nur deswegen, weil die Empörung nicht spontan ist, sondern gesteuert von islamistischen Kreisen, die ein Interesse an den Ausschreitungen haben, ein Interesse an Chaos und Todesopfern. Die Parallele zu den dänischen Mohammed-Karikaturen ist offensichtlich.
Die magere Qualität des Filmes und beleidigende Absicht des Filmemachers spielen vor diesem Hintergrund keine Rolle. Auch ein künsterlerisch hochwertiger Streifen mit entsprechender Thematik wäre von den Islamisten in diesem Sinne instrumentalisiert worden.
Dass nun in Deutschland ernsthaft versucht wird, den Film mit fragwürdigen juristischen Methoden verbieten zu lassen, sendet jedoch ein völlig falsches Signal. Die Grundregel scheint zu sein: Je friedlicher und vernünftiger du dich verhältst, desto mehr darf man auf deinen Gefühlen rumtrampeln. Je gewalttätiger und brutaler du dich verhältst, desto mehr nimmt man auf dich Rücksicht.
Man müsste nach diese Logik allen Christen, die sich durch Anti-Papst-Demos der Linken oder jene Aktionen der Piraten, die sich gegen Tanzverbote an christlichen Feiertagen richten, beleidigt fühlen, nahelegen, von nun an möglichst aggressiv auf ihre Gegner zu reagieren. Der deutsche Staat würde ein solches Verhalten mehr belohnen als Besonnenheit und Gesetzestreue.