Ein 3D-Modell einer über drei Meter hohen Marmorbüste des römischen Kaisers Konstantin. Das Originalteil der Kaiserstatue steht in den Kapitolinischen Museen in Rom. Foto: obx-news/Arctron 3D GmbH
Eine ostbayerische Firma lässt archäologische Funde wieder auferstehen – in Farbe und 3D. Sogar die weltberühmten chinesischen Terrakotta-Krieger hat das Unternehmen schon dreidimensional vermessen.
Altenthann (obx - internet-zeitung) – Ob eine Monumentalstatue des römischen Kaisers Konstantin oder tausende Jahre alte Grabanlagen – archäologische Funde haben einen großen Nachteil: Die Objekte haben im Lauf der Zeit ihren Glanz verloren. Oft gehört viel Fantasie dazu, in den Bruchstücken versunkener Reiche die alte Pracht zu erkennen. Ein innovatives Ingenieurbüro aus dem ostbayerischen Altenthann bei Regensburg lässt Gräber, Grenzanlagen, Burgen und Skelette aus aller Welt wieder auferstehen. Vom detailgenauen Gipsmodell bis zum computeranimierten 3D-Rundgang – mit innovativer Technik wird alten Fundstücken wieder Leben eingehaucht. Gefragt sind die 3D-Vermessungen nicht nur bei Museen und Denkmalschutz, sondern auch in der Industrie.
Wie hat sich wohl ein römischer Legionär gefühlt, der vor fast 2000 Jahren an der weltbekannten Grenzanlage Limes patrouilliert ist? Mit der 3D-Animation des ostbayerischen Unternehmens Arctron kann man es nacherleben. Der Betrieb von Firmengründer Martin Schaich hat sich neben Ausgrabungen auf die 3D-Vermessung und Animation von archäologischen Objekten spezialisiert.
Mit Laserscannern und Fotokameras kann von Landschaften über Gebäude bis hin zu Knochenteilen alles erfasst werden. So hat das Unternehmen im Auftrag von drei Landesdenkmalämtern über zwei Jahre hinweg einen 230 Kilometer langen Abschnitt des Limes dokumentiert. Gescannt wurde die Landschaft aus der Luft von Helikoptern und einem eigens entwickelten Gleitflieger. Aus der gigantischen Datenmenge entwickelten die Spezialisten dann am Computer eine realistische 3D-Animation der antiken Grenzanlage. Bei der Vermessung der Landschaft wurden auch bisher unbekannte Kastelle und Wachtürme entdeckt – die Grundmauern der ehemaligen Gebäude sind vom Waldboden aus oft kaum zu erkennen.
Aber die Modelle sind nicht nur virtuell – es gibt sie auch zum Anfassen. Mit einem so genannten 3D-Drucker werden Burgen und Schlösser nach der Vermessung detailgenau als originalfarbiges Gipsmodell hergestellt. Mit den Messdaten kann aber auch eine High-Tech-CNC-Fräse gespeist werden: So entstand aus einem Marmorblock eine perfekte Kopie einer über drei Meter großen Büste des römischen Kaisers Konstantin des Großen für eine Ausstellung in Trier.
Firmenchef Martin Schaich hat sich schon früh während seines Archäologie-Studiums in München und Regensburg für die elektronische Messtechnik interessiert. „Das war damals alles ganz neu“, erinnert er sich. Auf den Grünmonitoren war damals an komplexe 3D-Animationen noch nicht zu denken. 1993 war Schaichs Unternehmen eines der ersten, die den Nutzen der digitalen Technik für die Archäologie erkannten. Aber auch die Industrie entdeckt zunehmend die Vorteile der 3D-Modelle, sagt Schaich. So hat sein Betrieb für ein großes Energieunternehmen den Prototyp eines kompletten Braunkohlekraftwerks digital animiert.
Veranstaltungshinweis:
Wer sich für die 3D-Archäologie interessiert, kann vom 24. März bis 2. April im Donau-Einkaufszentrum in Regensburg in der Ausstellung „3D unlimited“ viele internationale Archäologie-Projekte des 3D-Technologiespezialisten erleben. Auf modernster 3D-Präsentationstechnik – beispielsweise in einem 3D-Multivision-Kino, auf 3D-Monitoren und interaktiven Plattformen – werden der Limes, keltische Funde, die Terrakottakrieger, Buddha-Statuen aus China und vieles mehr zu sehen sein. Auch die 3D-Drucktechnik sowie 3D-Gesichtsscanner, 3D-Glasinnengravur-Verfahren und neueste Motion Capturing-Technologien werden dort erstmals in einer Ausstellung rund um 3D in der Archäologie und Denkmalpflege zu sehen sein.